"Mittendrin" - Training der deutschen Handball-Elite in Köln
"Im Trend der Zeit" titelte die "Berliner Zeitung" einen ihrer Artikel im Sportteil. Gemeint war die steigende Popularität von Handball. Nicht zuletzt verdankte diese Disziplin ihren Aufstieg zur zweiten beliebtesten Sportart in Deutschland der deutschen Nationalmannschaft mit ihrem Trainer Heiner Brand, die 2004 Europameister wurde. Doch das Jahr 2004 war auch das Jahr der Olympischen Sommerspiele in Athen und alle Augen der Fans schielten auf die Goldmedaille.
131 Länderspiele
Heiner Brand, Jahrgang 1952, war kein unbeschriebenes Blatt, als er 1997 die deutsche Handball-Nationalmannschaft übernahm. Als Spieler des VfL Gummersbach feierte Heiner Brand große Erfolge sowohl in der Bundesliga wie auch auf internationalem Parkett. Mit dem VfL Gummersbach wurde er fünf Mal deutscher Meister, den DHB-Pokal holte er mit seinem Verein vier Mal, konnte auch Siege bei dem IHF-Pokal und dem IHF-Supercup verbuchen. In die Nationalmannschaft wurde Heiner Brand 1974 berufen und vier Jahre später wurde diese beispiellose Karriere mit dem Gewinn des Weltmeister-Titels geschmückt. Insgesamt bestritt Heiner Brand 131 Länderspiele für Deutschland, in denen er 231 Tore erzielte. Doch auch als Trainer sollte Heiner Brand in die Geschichte des deutschen Handballs eingehen.
Der Schnurbart muss weg
Seine Trainertätigkeit begann Heiner Brand 1984, nachdem er die Laufbahn als aktiver Spieler beendet hatte. Zunächst wurde er als Ko-Trainer der Nationalmannschaft vom DHB an die Seite von Bundestrainer Simon Schobel berufen. Nach einigen weiteren Stationen wurde Heiner Brand 1997 zum Bundestrainer ernannt. Bald stellten sich die ersten Erfolge ein. Bei den WM- und EM-Tournieren sowie bei Cup-Wettbewerben belegte die deutsche Nationalmannschaft regelmäßig Medaillenplätze. Der Mann mit dem legendären Schnurbart musste jedoch mit seiner Mannschaft auch einige bittere Niederlagen einstecken, bis die deutsche Auswahl 2004 schließlich Europameister wurde. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" titelte am 2.2.04: "Endlich setzt Deutschland ein Ausrufezeichen: Europameister!". Noch am gleichen Abend, nach dem Spielgewinn gegen Slowenien, musste Heiner Brand sein Versprechen einlösen: er würde sich von seinem Schnurbart trennen, falls die deutsche Nationalmannschaft Europameister würde. Die Begeisterung der Fans war damals enorm, doch der Titel stellte den Trainer und seine Spieler vor neue Herausforderungen und Erwartungen: schließlich sollten noch im gleichen Jahr die Olympischen Spiele stattfinden.
Doch kein Olympia-Gold
Der Gewinn des Meistertitels hatte auch eine zusätzliche Auswirkung auf diese Disziplin: der Handball hat sich als die zweitbeliebteste Sportart in Deutschland endgültig positioniert. Die "Berliner Zeitung" vom 30.6.04 zitierte das Marktforschungs-Institut Sport und Markt in Köln, dass "8,6 Millionen Deutsche Handball als ihre liebste Fernsehsportart" einstuften. Dies wäre fast eine Verdoppelung gegenüber einer Untersuchung aus dem Jahr 2000. Weiter berichtete die "Berliner Zeitung", dass Heiner Brand unter 73 Prozent der Deutschen durchaus bekannt sei und "Spieler werden nicht mehr nur als Sportler wahrgenommen, sie sind Teil der Marketing-Maschinerie". Christian Schwarzer, Klaus-Dieter Petersen oder auch Stefan Kretzschmar – dies sind nur einige Namen von Handballern, an denen die Fans ihre Hoffnungen auf eine Goldmedaille bei der Sommerolympiade in Athen knüpften. Die Mannschaft kämpfte sich tatsächlich bis ins Finale durch, unterlag dann aber der Kroatien-Auswahl mit zwei Toren Rückstand (24:26). Für einige der Sportler sollte dies auch das letzte Turnier werden, doch Heiner Brand sollte mit einer neu aufgestellten Nationalmannschaft im Jahr 2007 einen ganz großen Erfolg feiern können: den Weltmeistertitel.
Im Juli 2004 besuchte DW-Reporter Christian Radler die deutsche Handball-Nationalmannschaft in Köln bei Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele in Athen.
Autor: Andreas Zemke
Redaktion: Uta Hardes-Schmeißer