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Digital die Welt verbessern

Blogger aus China, Russland, der Ukraine und dem Irak haben Strategien entwickelt, Zensur zu umgehen und die Realität ihrer Länder zu verbessern. Auch die Aufmerksamkeit internationaler Medien sei hierbei wichtig.

Mustafa Nayem, Arash Abadpour Alena Popova
Mustafa Nayem, Arash Abadpour Alena PopovaBild: DW/eric thevenet

Bei einem Pressegespräch der Deutschen Welle in Berlin anlässlich des Tags der Pressefreiheit sagte der chinesische Blogger Hu Yong: „Mikroblogging ist ein großer öffentlicher Raum für die chinesischen Menschen geworden. Im Internet werde sich zeigen, in welche Richtung sich die chinesische Gesellschaft entwickle, so der Kommunikationswissenschaftler weiter. Dank Kurznachrichtendiensten nach dem Vorbild von Twitter könnten normale Leute „Breaking news“ von der lokalen Ebene in die breitere chinesische Öffentlichkeit spielen. Yong nahm zusammen mit den Bloggern Mustafa Nayyem (Ukraine), Alena Popova (Russland) und Arash Abadpour (iranischer Exilblogger aus Kanada) an der DW-Veranstaltung teil.

Laut Arash Abadpour ist die Lage im Iran vergleichbar mit China: Zwar werde Online- Kommunikation überwacht und Kritik im Netz zu äußern sei riskant. Aber die Menschen seien kreativ: Bluetooth und WLAN etwa böten technische Wege, die staatliche Zensur zu umgehen, so der iranische Exil-Blogger. Was man nicht in der physischen Welt realisieren dürfe, versuche man online.

In der Ukraine setzt man eher auf Zeit. „Die ältere Generation vertraut blind den Informationen aus Fernsehen und Zeitungen“, so der ukrainische Blogger Mustafa Nayyem. Gerade dort seien Zensur und Selbstzensur wieder an der Tagesordnung. Die Jungen bevorzugten das Internet. Dort sei Meinungsfreiheit eher möglich, man werde aber als Blogger von der breiten Bevölkerung nicht ernst genommen, so Nayyem weiter.

„Mit sozialen Medien verändern wir auf lokaler Ebene die Realität“, betonte hingegen die russische Internet-Aktivistin Alena Popova. Dabei gehe es eher um Aufdeckung von Korruption als um pro oder contra Putin. „Wir können das Regime auch auf lokaler Ebene verändern“, so die Open-Government-Aktivistin. Die Informationslandschaft und die Gesellschaft ihrer Heimat würden sich so kontinuierlich verändern – zunächst lokal, dann gesamtrussisch.

Der Einfluss des chinesischen Staates im Netz sei nicht zu unterschätzen, sagte Hu Yong. „Sie sind exzellent und schnell.“ Zum Gefahrenpotenzial für Blogger sagte er, in China oder Iran gehe man „für eine kleine Meldung sehr schnell sehr lang ins Gefängnis“. Die Rolle westlicher internationaler Medien gewinne in diesem Zusammenhang an Bedeutung. Arash Abadpour schloss sich der Einschätzung an und hob die Wirkung hervor, die Sender wie die Deutsche Welle haben, wenn sie in ihrem Programm bekannt machten, dass Aktivisten im Gefängnis seien.

Die vier Blogger sind diesjährige Jury-Mitglieder des internationalen Wettbewerbs „The Bobs – Best of Online Activism“ der Deutschen Welle. Die Gewinner des Wettbewerbs gibt die DW am 7. Mai bekannt. Sie werden im Rahmen des Deutsche Welle Global Media Forum am 17. Juni 2013 in Bonn ausgezeichnet.

Hu Yong
Hu Yong, Blogger aus der VR China Bild: DW/eric thevenet