Journalistin Tobore Ovuorie erhält Freedom of Speech Award
Zum siebten Mal verleiht der deutsche Auslandssender den DW Freedom of Speech Awardfür herausragendes Engagement in den Medien für Menschenrechte und besonders für Meinungsfreiheit.
„Ich fühle mich so geehrt, dass meine Arbeit auf diese Weise von der DW anerkannt wird. Es bedeutet mir so viel, dass die Arbeit, für die ich mich so sehr engagiere, Frauen ohne Mitspracherecht eine Stimme gibt und auch andere anspricht. Ich hoffe, dass diese Anerkennung meiner Arbeit als Inspiration für Mädchen und Frauen dienen kann, mehr zu sein, insbesondere den Weg der Recherche im Journalismus zu gehen,“ sagte Ovuorie zu der Auszeichnung.
DW-Intendant Peter Limbourg: „Ich finde, wenn jemand sich derartig in Gefahr begibt, um die Wahrheit herauszufinden, dann ist das aller Achtung wert. Tobore Ovuorie bewegt sich bei ihren Recherchen weit außerhalb der journalistischen Komfortzone und hat dabei auch mit Personen zu tun, die gefährlich sind. Ich finde es sehr bemerkenswert, wenn Journalistinnen und Journalisten dies auf sich nehmen, um über Missstände aufzuklären.“
Im World Press Freedom Index 2021 von Reporter ohne Grenzen liegt Nigeria auf Platz 120 von 180 Ländern.
Undercover in der Menschenhandel-Mafia
Nach jahrelanger Recherche begab sich die Journalistin Tobore Ovuorie als vermeintliche Sexarbeiterin undercover in die Menschenhandel-Mafia in Nigeria. Ein milliardenschweres Geschäft, das Länder und Kontinente umspannt. Während ihrer lebensgefährlichen Recherche wurde sie Zeugin von illegalen Geldgeschäften, Korruption, Gewalt, Missbrauch und sogar Mord.
Ovuorie arbeitet seit rund zehn Jahren als investigative Journalistin für führende Publikationen in Nigeria. 2014 wurde ihre bislang bekannteste Investigativ-Reportage veröffentlicht. Der durch Ovuorie aufgedeckte und weit verzweigte Menschenhandelsring war mit einem länderübergreifenden Sexhandel sowie im Organhandel aktiv. Nach den Enthüllungen durch die Journalistin leiteten Nigerias Behörden strafrechtliche Ermittlungen gegen die Hintermänner ein.
2016 gab sie das Buch „I am not to be sold“ (Ich bin nicht zu verkaufen) im Rahmen der Media Initiative Against Human trafficking and Women’s Rights Abuse (MIAHWRA) für Kinder und Jugendliche heraus, um über Menschenhandel aufzuklären und zu verhindern, dass sie selbst zu Opfern werden. Ovuories Recherchen dienten als Vorlage für den Netflix-Film „Òlòturé“ über eine junge nigerianische Journalistin, die verdeckt arbeitet, um die gefährliche Parallelwelt des Menschenhandels offenzulegen.
Aktuell arbeitet Tobore Ovuorie an Reportagen über Covid-19. Mit Recherchen im Gesundheitssektor begann ihre Laufbahn als Investigativjournalistin. Zum Thema Menschenhandel recherchiert Ovuorie auch weiterhin.
„Es geht um die Gefahr, die vom Menschenhandel generell ausgeht. Ich glaube, da ist es ganz wichtig, dass wir auf die Folgen aufmerksam machen, die dieser für die Menschen hat, aber auch für die Gesellschaften, aus denen diese Menschen stammen. Und es hat direkte Auswirkungen auf Europa, das Zielgebiet der Schleuser. Auch deswegen ist dies ein sehr wichtiges Thema,“ so DW-Intendant Limbourg. „Unser Preis soll unterstreichen, wie wichtig investigativer Journalismus ist. Wir möchten Tobore Ovuorie für ihre wichtige investigative Arbeit auszeichnen und den Journalismus in Afrika stärken. Es ist sehr wichtig, die maßgebliche Rolle von Frauen im Journalismus zu würdigen.“
DW Freedom of Speech Award: Die bisherigen Preisträgerinnen und Preisträger
Seit 1953 verschafft die Deutsche Welle Menschen weltweit Zugang zu Nachrichten und Informationen in zahlreichen Sprachen, fördert den Dialog der Kulturen und vermittelt demokratische Werte. Diese Werte unterstreicht die DW seit 2015 mit der jährlichen Verleihung des Freedom of Speech Award. Erster Preisträger war der noch heute inhaftierte saudische Blogger Raif Badawi. 2016 erhielt Sedat Ergin, ehemaliger Chefredakteur der türkischen Tageszeitung Hürriyet, die Auszeichnung. Im Jahr darauf ging der Preis an die US-amerikanische White House Correspondents’ Association, 2018 an den iranischen Politikwissenschaftler Sadegh Zibakalam. Im Jahr 2019 wurde die mexikanische Investigativjournalistin Anabel Hernández ausgezeichnet, im Jahr 2020 ging der Preis an 17 Journalistinnen und Journalisten aus 14 Ländern, stellvertretend für Medienschaffende weltweit, die aufgrund ihrer Berichterstattung über die Corona-Krise verschwunden sind, verhaftet oder bedroht wurden.
DW Global Media Forum: 2021 hybrid
Die Verleihung des Freedom of Speech Award ist eines der Highlights des Global Media Forum, der jährlichen internationalen Medienkonferenz der Deutschen Welle, die in den letzten Jahren im World Conference Center Bonn mit jeweils rund 2.000 Teilnehmenden aus über 100 Ländern abgehalten wurde. Am 14. und 15. Juni 2021 werden die Diskussionen zum Thema „Disruption and Innovation“ pandemiebedingt in Hybridform stattfinden. So können sich Teilnehmende aus allen Winkeln der Welt hinzuschalten und Teil der zahlreichen inklusiven Diskussionen, Debatten und Workshops sein.