"Mister Hitparade": Dieter Thomas Heck ist tot
Es stand schon länger schlecht um Dieter Thomas Heck, der an einer chronischen Lungenkrankheit litt. Jetzt ist er in einem Berliner Krankenhaus im Alter von 80 Jahren gestorben. Familie, Freunde und Kollegen trauern um den bekannten Moderator, der die deutsche Fernsehlandschaft in den 1970er und 80er Jahren maßgeblich prägte.
Sein Markenzeichen: rasendes Sprechtempo
Eindrucksvoll hat Dieter Thomas Heck gezeigt, wie man aus einer persönlichen Schwäche eine Stärke machen kann. Denn wenn der Schnellsprecher loslegte, ahnte niemand, dass er früher einmal gestottert hatte.
In 15 Sekunden schaffte er es, den Abspann der "ZDF-Hitparade" und alle Mitwirkenden seiner Show - vom Regisseur über den Beleuchter bis hin zu den Kameraleuten - aufzuzählen. Und sich dann auch noch entspannt mit einen galanten "Auf Wiedersehen" zu verabschieden.
Bis zu 27 Millionen Zuschauer sahen und hörten Heck regelmäßig zu und liebten ihn für sein rasendes Sprechtempo und sein pointiert ausgestoßenes ZDF: "ZETT!, DEH!, EFF!" Dabei hatte er das flüssige Sprechen mühsam erlernen müssen.
"Die Sendung aus dem Bett"
Carl-Dieter Heckscher, so sein eigentlicher Name, kam am 29. Dezember 1937 in Flensburg zur Welt. Er wuchs in der Hafenstadt Hamburg auf. Im Zweiten Weltkrieg musste er während der Bombardierungen in Luftschutzbunkern Schutz suchen. "Ich war fünf, als ich im Keller verschüttet wurde, und hatte einen Schock", erzählte er in einem Gespräch mit "Spiegel Online".
Der Junge erlitt ein Trauma und begann fortan zu stottern. Von dieser Sprachstörung befreite er sich selbst durch lautes Vorlesen der Zeitung und durch Tonbandaufnahmen. "Dies ist die Sendung aus dem Bett...", fing der junge Carl-Dieter an.
Vom Autoverkäufer zum Moderator
An eine Karriere als Moderator dachte er später als junger Mann noch nicht, stattdessen schloss er eine kaufmännische Lehre ab und wurde Autoverkäufer. Allerdings hatte er schon immer ein Faible für den Rundfunk und da die deutschen Sender damals neue Stimmen und Gesichter für die wachsende Unterhaltungsbrache suchten, schlug bald seine Stunde.
1961 wurde er als Sänger in der Nachwuchssendung "Toi-toi-toi" des beliebten deutschen Showmasters Peter Frankenfeld entdeckt und begann im gleichen Jahr beim damaligen Südwestfunk (SWF) in Baden-Baden als Sprecher. Ab 1964 legte er bei Radio Luxemburg als DJ Platten auf.
Im Moderatorenteam gab es allerdings schon einen anderen Dieter und so verpassten ihm die Hörer in einer Abstimmung seinen zweiten Vornamen: Aus Carl-Dieter Heckscher wurde Dieter Thomas Heck - der Beginn einer steilen Karriere.
183 Mal Hitparade: "Hier ist Berlin!"
Fünf Jahre später stieg der Moderator beim Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) ein und übernahm die völlig neu konzipierte "Hitparade". Am 18. Januar 1969 lief die erste Sendung. Insgesamt 183 Mal, von 1969 bis 1984, stand Heck hier vor der Kamera und begrüßte sein Publikum mit: "Hier ist Berlin!".
Dass viele der Musiker in der Show Halb-Playback sangen, störte die mediale Fangemeinde wenig. Wer in der "ZDF-Hitparade" einen Monat später oben auf der Showtreppe stehen sollte, darüber stimmten die Zuschauer in der Anfangszeit per Postkarte ab, später per Telefon.
Bis heute erinnern sich noch viele an die Samstagabende mit Dieter Thomas Heck, der Künstler wie Cindy & Bert, Jürgen Marcus, Roy Black, Rex Gildo und andere immer sehr persönlich ansagte - und damit auch populär machte. Samstage in Deutschland, an denen man zuvor das Auto gewaschen, den Rasen gemäht und die Kinder gebadet hatte. Die durften dann abends die jugendfreie Schlagersendung mit ansehen, bevor es ins Bett ging.
Auch als Sänger und Schauspieler unterwegs
Manchmal ärgerte es Heck, dass man ihn auf diese Schlager-Sendung im ZDF reduzierte. "Ich hab noch viel mehr gemacht", betonte er in Interviews immer wieder. Samstagabendshows wie "Melodien für Millionen" oder "Musik liegt in der Luft" zum Beispiel.
Dass er zwischendurch für die CDU, die Christlich Demokratische Union Deutschlands, Wahlkampf machte, kostete ihn viele Sympathien. Sein Liedrefrain "Wir wählen CDU! CDU! Wähl auch Du CDU!" war wenig Hitparaden-verdächtig.
Ausflüge in die Schauspielerei leistete sich Heck unter anderem in der Kult-Krimireihe "Tatort" oder in Wolfgang Menges gesellschaftskritischem Fernsehklassiker "Das Millionenspiel": Dort spielte er 1970 den Showmoderator, in dessen Sendung ein Kandidat eine Million Deutsche Mark gewinnt, wenn er seinen bewaffneten Jägern entkommt - für damalige Verhältnisse äußerst zynisch.
Lebensabend im sonnigen Spanien
2007 verabschiedete sich Dieter Thomas Heck in den Ruhestand. "Mein Leben war es, Menschen zu unterhalten. Dass mir dies gelungen ist, macht mich glücklich", zitierte die Deutsche Presse-Agentur Hecks letzte Moderation zum Ende seiner Fernsehkarriere: "Ich durfte große Erfolge feiern, war 50 Jahre im Geschäft und davon 40 Jahre im deutschen Fernsehen in der ersten Reihe. Das erfüllt mich mit großer Dankbarkeit."
Goldene Kamera für sein Lebenswerk
2017 ist er dann mit der Goldenen Kamera ausgezeichnet worden - für sein Lebenswerk als Moderator und Entertainer im deutschen Showgeschäft. Das hat ihn sehr gerührt, wie er in einem Interview anmerkte. Nur selten sah man Heck nochmal in Talkshows oder als Sänger auf der Bühne. Hauptsächlich genoss er den verdienten Ruhestand mit seiner zweiten Frau Ragnhild, genannt Hildchen, in einer Villa am Meer an der spanischen Costa Cálida.
Bis zuletzt engagierte sich Dieter Thomas Heck noch für die Welthungerhilfe, für die er jahrzehntelang auch vor der Kamera aufgetreten war. Der Kampf gegen die weltweite Armut lag ihm am Herzen.