Öffentlicher Dienst: Verdi streikt weiter
26. März 2012Den ganzen Tag über wird es in Städten und Regionen in Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein zu Arbeitsniederlegungen kommen.
In Baden-Württemberg ist vor allem der Nahverkehr betroffen. So sollen in Stuttgart, Karlsruhe, Baden-Baden, Ulm und Esslingen Busse und Bahnen in den Depots bleiben. Die Bodenseefähre zwischen Konstanz und Meersburg soll den ganzen Tag nicht verkehren. Auch die Beschäftigten des Wasser- und Schifffahrtsamtes, der Arbeitsagenturen, der Bundesbank und der Stadtwerke sind zu Warnstreiks aufgerufen. Betroffen sind zudem Kindertagesstätten, Krankenhäuser, die Müllentsorgung und die Straßenreinigung.
Allein in diesem Bundesland rechnet Verdi mit 10.000 Teilnehmern. Zur zentralen Kundgebung in der Landeshauptstadt Stuttgart wird Verdi-Chef Frank Bsirske erwartet.
Die Ämter bleiben zu
In Mecklenburg-Vorpommern sind die Beschäftigten in den Kitas, Jobcentern und Ämtern aufgefordert, die Arbeit niederzulegen. In Rostock, Greifswald, Neustrelitz und Wolgast wollen unter anderem die Stadtverwaltungen streiken, so ein Verdi-Sprecher.
In Schleswig-Holstein sind Angestellte von Stadtreinigung, Kitas, Krankenhäusern und Verwaltungen zum Streik aufgerufen, wie der Verdi-Sprecher weiter mittelte. In Kiel werden 8000 Beschäftigte zur zentralen Demonstration erwartet.
Flughafen-Streik geht in die nächste Runde
Verdi plant nach Aussagen der Lufthansa für Dienstag auch Warnstreiks in der Bodenabfertigung auf den großen deutschen Flughäfen. Von 5 Uhr bis 14.30 Uhr solle auf dem Flughafen Frankfurt gestreikt werden, teilte die Lufthansa am Montag mit. Darüber hinaus sollen die Flughäfen München (6 bis 14 Uhr), Düsseldorf (8 Uhr bis 14 Uhr), Köln (4 Uhr bis 12 Uhr) und Stuttgart (6 Uhr bis 11 Uhr) betroffen sein. Die Gewerkschaft selbst wollte sich dazu zunächst nicht äußern.
Die Bodenabfertigung ist unter anderem dafür zuständig, dass Flugzeuge be- und entladen werden.
Arbeitgeber einigungsbereit
Am kommenden Mittwoch beginnt in Potsdam die entscheidende Verhandlungsrunde für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes bei Bund und Kommunen. Verdi-Chef Bsirske sieht die Chancen auf eine Tarifeinigung bei 50:50. Ohne vernünftiges Angebot seien Urabstimmung und regulärer Streik wahrscheinlich, sagte er der in Hannover erscheinenden "Neuen Presse". Sollte es zum Streik kommen, wolle Verdi die Beeinträchtigungen für die Bürger möglichst in Grenzen halten. Getroffen werden sollten die Arbeitgeber, nicht die Bürger.
Der Verhandlungsführer der Arbeitgeber, Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich, setzt dagegen auf eine Einigung ohne Arbeitskampf. Das Wirtschaftswachstum werde nach Schätzungen der Experten in diesem Jahr sinken und damit die Steuereinnahmen, schrieb Friedrich in einem Gastkommentar der "Bild am Sonntag". Deshalb seien Augenmaß und Einigungsbereitschaft gefragt. "Streiks helfen da nicht weiter", so der Minister. Die Arbeitgeber seien einigungsbereit, die Gewerkschaften hoffentlich auch.
Die Gewerkschaften fordern für die rund zwei Millionen Beschäftigen 6,5 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 200 Euro mehr. Die Arbeitgeber bieten bisher 3,3 Prozent, verteilt auf zwei Jahre, eine Einmalzahlung und eine Verbesserung für die Auszubildenden.
gmf/nis/hp (dpa, afp, dapd, rtr)