1. FC Köln-Abstieg: "Zesamme simmer stark"
Wenn die Fans im "Rheinenergie-Stadion" die Hymne singen und die gemeinsame Stärke beschwören, denkt man, Anhängern des 1. FC Köln könne nichts etwas anhaben. Aber der sechste Abstieg geht den Rheinländern schon nah.
Horn bleibt - ein Signal für Liga 2
Schon vor dem entscheidenden Spiel in Freiburg hatten die Spitzenspieler Timo Horn (Bild) und Jonas Hector bekanntgegeben, dass sie auch bei einem Abstieg in Köln bleiben werden. Andere hätten vielleicht in einem neuen Klub die eigene Karrierechance in den Vordergrund gerückt. So haben es Kölner gern: Gemeinsam wollen die Fans nun "durch et füer" gehen, für Nicht-Rheinländer, "durch das Feuer".
Kann Hennes nicht mehr hinsehen?
Dem Geißbock merkt man aus der Ferne nicht an, ob er sich freut oder mitleidet. Hennes der VIII. ist das Kölner Maskottchen, das hier vor dem Heimspiel gegen Hertha BSC schlicht Hunger verspürt. Ob der Verein mehr Glück gehabt hätte, wenn sich die Mitglieder bei der Urwahl für seine Konkurrenten "Jimmy", "Elvis" oder "Rocky" entschieden hätten? Reine Spekulation.
Ende einer Männerfreundschaft
Rund um das Klubhaus "Geißbockheim" kursieren viele Geschichten über das besondere Verhältnis von Ex-Manager Jörg Schmadtke und Ex-Trainer Peter Stöger (r.). Es heißt, diesen beiden Männern sei es zu verdanken gewesen, dass der Klub nach sehr wechselhaften Jahren und - bis zur laufenden Saison - fünf Abstiegen seit 1998 wieder erstklassig auftrat. Dann zerbrach das Band. Und beide gingen.
Der erste Abstieg 1998: Tonis Frust
Kölns Stürmer Toni Polster warf nach dem Spiel gegen Schalke am 29. April 1998 vor Frust sein Trikot auf den Platz. Polster hatte eigentlich das Führungstor erzielt. Doch Gegenspieler Oliver Held klärte mit der Hand. Dem Schiedsrichter sagte Held auf Nachfrage, es sei der Kopf gewesen. Lange vor dem Videobeweis verloren die Kölner mit 0:1 - und genau diese Punkte fehlten zur Rettung.
Als die Kurve schwarz wurde
Als die Kölner im Mai 2012 gegen Manuel Neuer (vorne) und die Bayern 1:4 verlor, war der fünfte Abstieg des Traditionsklubs besiegelt. Fans in der Südkurve verloren die Fassung. Schiedsrichter Florian Meyer musste die Partie einige Sekunden zu früh beenden, damit die Spieler sicher in die Kabinen kamen. Rauchbomben, Pyrotechnik, Krawalle. Ein schwarzer Tag in Kölns Vereinsgeschichte.
Der erste Meister der Liga
In der Saison 1963/64 wurde der 1. FC Köln der erste Meister der neu geschaffenen Bundesliga. Die Trikots waren weiß wie die von Real Madrid. Kapitän Hans Schäfer (links) stellte sich mit dem Team und Ersatzspielern zum Mannschaftsfoto auf. Die Erinnerung an jene erfolgreiche Vereinsgeschichte trägt dazu bei, dass die Kölner glauben, sie gehörten dauerhaft dazu.
"Ihr seid nur ein Karnevalsverein"
Dass es sich beim FC in Wirklichkeit um einen Klub zur Pflege des Kölner Karnevals handelt, wird vor allem von seinen Gegnern gerne angeführt. In besseren Zeiten konnten Kölner darüber schmunzeln - tatsächlich ist der Karneval in dieser Stadt ja eine Sache, bei der man nicht fehlen sollte. Und die FC-Cheerleader, die vor den Heimspielen auftreten, gehören zu den besten Tanzgruppen im - Karneval.
Auch in Köln gibt es einen Rathaus-Balkon
Bei seinem Namen werden Ältere ganz melancholisch: Heinz Flohe, genannt "Flocke", bestach durch brillante Technik. Am 30. April 1978 hielt er als Lohn dafür die Meisterschale in Händen. Hätte man damals geahnt, dass es bis heute die letzte Meisterfeier in Köln blieb ... In jenem Jahr holte der Klub sogar das "Double". Der Kölner Held Flohe starb, inzwischen herzkrank, Mitte 2013.
Einer, der fehlt: Anthony Modeste
Der französische Stürmer Anthony Modeste beförderte den FC mit seinen 25 Toren in der Saison 2016/17 in die Europaliga. Die Begeisterung in der Stadt kannte kaum Grenzen. Leider hielt Modeste - hier mit seiner typischen "Ich habe wieder gesehen, wo der Ball hin soll"-Geste - danach auf andere Weise Ausschau. Nämlich nach einem neuen Klub im fernen China. Der FC traf danach nur noch selten.
Der hat ja nicht einmal den richtigen Schal ...
Wolfgang Overath (2.v.r.) ist auf der einen Seite als Ex-Stürmer und Weltmeister eine Art Klub-Legende. Als Vorsitzender war er für den Verein am Ende aber keine gute Wahl. Dass seine Nachfolger im Vorstand, Präsident Werner Spinner (r.) und Vize Harald "Toni" Schumacher (l.) derart irritiert schauen, hat sicher nicht mit der falschen Farbe des Schals zu tun. Blau! Nun ja, der Overath ...
Der neue Strippenzieher
Armin Veh ist der - noch sehr neue - Geschäftsführer Sport im "Geißbockheim". Der ehemalige Fußballtrainer hat nun die Verantwortung für den Neuaufbau. Veh wird daran gemessen werden, ob der 1. FC Köln den unmittelbaren Wiederaufstieg schaffen kann. Denn der Gedanke an Zweitklassigkeit ist in der Stadt Köln, wo man zwischen Größenwahn und Lässigkeit mäandert, grundsätzlich nicht vorgesehen.