Datenklau bei der Telekom
4. Oktober 2008Der Diebstahl habe sich bereits im Jahr 2006 ereignet, teilte der Konzern am Samstag (04.10.2008) mit und bestätigte damit einen Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel". "Wir sind bestohlen worden mit einer extrem kriminellen Energie", sagte ein Telekom-Sprecher.
Die Staatsanwaltschaft sei im Frühjahr 2006 eingeschaltet worden, auch die Bundesregierung sei informiert. "Recherchen im Internet und in Datenbörsen ergaben über Monate keine Anhaltspunkte, dass die Daten im Schwarzmarkt weitergegeben oder angeboten wurden. Deshalb ging der Konzern davon aus, dass keine Weitergabe der Daten erfolgte", berichtete ein Telekom-Sprecher.
Der "Spiegel" hat die Daten bekommen
Offensichtlich habe sich aber "Der Spiegel" durch Dritte Zugang zu den Daten verschaffen können, hieß es bei der Telekom weiter. "Dass dieser Fall aus 2006 uns erneut beschäftigt, trifft uns sehr", sagte Philipp Humm, Geschäftsführer T-Mobile Deutschland laut einer Unternehmensmitteilung.
"Wir gingen bisher davon aus, dass diese Daten im Rahmen der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen in vollem Umfang sichergestellt wurden." Die Telekom betonte, dass die Datensätze keine Bankverbindungen, Kreditkartennummern oder
Verbindungsdaten enthalten. Jedoch seien neben Name und Anschrift die Mobilfunknummer, teils das Geburtsdatum und in einigen Fällen auch die E-Mail-Adresse in den Datensätzen zu finden, so die Telekom.
Promis, Politiker und Milliardäre betroffen
Auf dem Datenträger finden sich laut "Spiegel" nicht nur viele Prominente aus Kultur und Gesellschaft wie Hape Kerkeling oder Günther Jauch, sondern auch eine große Anzahl geheimer Nummern und Privatadressen von bekannten Politikern, Ministern, Ex-Bundespräsidenten, Wirtschaftsführern, Milliardären und Glaubensvertretern, für die eine Verbreitung ihrer Kontaktdaten in kriminellen Kreisen eine Bedrohung ihrer Sicherheit darstellen würde. Dazu wollte sich der Sprecher nicht äußern.
Die Telekom habe nach dem Datenklau die Sicherheitsstandards noch einmal verschärft und unter anderem die Zugriffsrechte auf Datenbanken eingeschränkt. Dass die Öffentlichkeit erst jetzt informiert worden sei, begründete der Sprecher damit, dass in enger Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft die Täter dingfest gemacht werden sollten.
Erst im April hatte ein Datenschutz-Skandal bei der Telekom für Aufsehen gesorgt. Das Unternehmen soll über Jahre missliebige Journalisten und Arbeitnehmervertreter bespitzelt haben. Seit April ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen der illegalen Verwendung der Verbindungsdaten. (mag)