63. Internationale Kurzfilmtage Oberhausen
Ästhetische Fragen im Blickpunkt: Die Kurzfilmtage in Oberhausen sollen zeigen, wo es lang geht beim Kurzfilm in der globalisierten Welt. Festivalchef Lars Henrik Gass im DW-Gespräch über die Zukunft des kurzen Formats.
Internationaler Wettbewerb
Dass Klassische Kultur und Avantgarde kein Widerspruch sein müssen, zeigt der Film "Pferdebusen" von Katrina Daschner. Angelehnt an Arthur Schnitzlers "Traumnovelle" beschäftigt sich die Regisseurin mit der "Ambiguität von Fiktion und Realität und den Spannungen des unausgelebten sexuellen Begehrens des bürgerlichen Ehepaares". Der Film läuft im internationalen Wettbewerb.
Das Ruhrgebiet als Treffpunkt der Avantgarde
Der internationale Wettbewerb steht im Mittelpunkt der 63. Ausgabe des traditionsreichen Festivals, dass die Menschen mit einem Filmformat konfrontiert, dass aus dem normalen Kinoalltag weitgehend verschwunden ist. Und doch lebt der Kurzfilm an vielen Orten und in vielerlei Formaten: heute vor allem im Internet, aber auch im Kunstbetrieb, in Museen - und natürlich auch noch im Fernsehen.
20-jähriges Dienstjubiläum
In diesem Jahr kann der Leiter des Festivals Jubiläum feiern. 1997 trat Lars Henrik Gass an die Spitze der Veranstaltung in Oberhausen. Damals, nachdem der Kurzfilm bereits aus den Kinos verschwunden war, bezweifelten viele, dass er überhaupt noch eine Zukunft hat. Doch Gass hat es seither geschafft, das Festival für neue Formate und Formen dieses Genres zu öffnen.
Musikvideos aus aller Welt
Zu denen gehört auch die Einführung der Sektion MuVi (Musikvideos), die Gass 1999 in das Programm der Kurzfilmtage integrierte. In diesem Jahr bewerben sich in Oberhausen zwölf Videos um Preise. Eingereicht wurden 272. Unter dem Dutzend ist auch das Video des englischen Regisseurs Phil Collins (nicht zu verwechseln mit dem Musiker), der die Musik der walisischen Sängerin Cate Le Bon bebilderte.
Starke deutsche Beteiligung
Natürlich zeigt das Festival im Herzen des Ruhrgebiets besonders viele Kurzfilme von deutschen Regisseuren. Dafür gibt es einen eigenen Wettbewerb, zu dem in diesem Jahr 22 Filme aus fast 1200 Einreichungen ausgewählt wurden. In die Endrunde hat es auch Tim Nowitzki mit seinem Film "La Box" geschafft, der das französische Box-Olympiateam in Frankreich und in Ostdeutschland begleitet.
Zwischen Oscar und Nachwuchs
Der Filmnachwuchs steht beim NRW-Wettbewerb im Mittelpunkt. Dort sind in diesem Jahr 234 Produktionen zu sehen, unter anderem "Ayny" von Ahmad Saleh, der dafür 2016 den Studenten-Oscar gewann. Von solch einer Auszeichnung kann Patrick Praschma, der sich mit "Manche Probleme" beteiligt, bisher nur träumen. Praschma beschäftigt sich in seinem Film mit der Persönlichkeitsfindung von Heranwachsenden.
Bilder für die Kids
Noch ein Jubiläum gibt es in diesem Jahr bei den Kurzfilmtagen zu feiern. Seit 40 Jahren steht in Oberhausen auch dezidiert das Kinder- und Jugendkino im Fokus. 2017 wurden 48 Produktionen kürzeren Formats ausgewählt, sie kommen aus 24 Ländern. Mit kinotauglichen Bildern wartet der Beitrag "Event Horizon" von Joséfa Celestin auf, eine französisch-britische Produktion.
Was bringt die Zukunft?
Der Kurzfilm präsentiert sich heute vor allem im Internet. Auf Podien, aber auch in Filmprogrammen, beschäftigen sich die Kurzfilmtage unter dem Titel "Soziale Medien vor dem Internet" mit diesem Phänomen. Dabei zeigen sie auch Historisches, wie "Piazza Virtuale" von vier Medienkünstlern. Die hatten schon Anfang der 1990er Jahre einen Blick in die Computer- und Internet-Zukunft geworfen.