Addis Abeba testet autofreien Sonntag
Zum sechsten Mal fuhren auf den Straßen von Äthiopiens Hauptstadt einen Tag lang keine Autos. Die monatliche Aktion soll zum häufigeren Verzicht auf das Auto anregen - und fördert nebenbei das gesellschaftliche Leben.
Einmal tief durchatmen
Mit dem Dauerstau war es am Sonntag in Addis Abeba erst einmal vorbei. Einige der Hauptverkehrsachsen in der Vier-Millionen-Stadt blieben für Autos gesperrt. Auch außerhalb dieser Zonen rollte der Verkehr flüssiger als sonst. Der Luftverschmutzung war kurz Einhalt geboten.
...und Pass!
Ob Frühsport im Park oder Fußball auf der Kreuzung - viele Städter nahmen das Fahrverbot am Sonntag als Angebot, einfach mal das Leben zu genießen. Die europäischen Fußball-Ligen stehen bei Äthiopiern hoch im Kurs - ebenso wie die lokalen Meisterschaften. Da muss auch schon mal selbst geübt werden.
Zu wenig öffentlicher Nahverkehr
Straßenbahnen sind ein seltenes Bild in Afrikas Metropolen. Die elektrische Straßenbahn in Addis Abeba wurde für rund 450 Millionen Euro von China gebaut. Doch die eine Linie reicht bei Weitem nicht aus, um den Verkehr nachhaltig zu verändern. Da Autos für viele Menschen unerschwinglich sind, sind Sammeltaxis oft die erste Wahl.
Heute ohne Smog: der Meskel Square
Der Meskel Square steht wochentags sinnbildlich für das Verkehrschaos der Stadt. Grünflächen und Radwege sind selten in Addis Abeba. In Sachen Luftverschmutzung steht die Stadt afrikaweit an vierter Stelle. Premierminister Abiy Ahmed möchte das ändern. Zu den ambitionierten Plänen gehört auch Naherholung an den Flussufern der Stadt.
Nicht nur Fortbewegung, sondern Lebenszeit
Gerade erst hat die Stadtverwaltung ihren Mitarbeitern rund 600 Fahrräder geschenkt. Einer von ihnen ist Abraham, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, in seinem Land fürs Fahrradfahren zu werben. "Leider geht der Trend zur motorisierten Fortbewegung", bedauert er. Dass die autofreien Tage monatlich mehr Zulauf bekommen, ist für ihn ein Zeichen, dass das Projekt etwas bringen kann.
Ein Paradies für Skater
Zunehmend prägen auch Skater das Stadtbild. Dazu leistet die NGO Ethiopia Skate einen Beitrag, die benachteiligten Kindern nicht nur die Ausrüstung, sondern auch regelmäßige Trainings stellt. "An autofreien Tagen gehen wir mit den Kindern raus und bringen ihnen das Skaten bei", sagt NGO-Mitarbeiter Micky. "Die Menschen beginnen, diesen Sport und die Lebensart zu durchschauen."
Dancing in the streets
Einmal mehr haben Fußgänger sich die Stadt zurückerobert. Und das wurde gefeiert. Die Tanzkompanie Destino Dance hat sich den öffentlichen Raum zur Bühne gemacht. Menschen mit Behinderung gehören fest dazu. Gründer Junaid and Addisu haben selbst in den Straßen von Addis Ababa angefangen.