Afrika enttäuscht von G8
10. Juli 2009Zahl der Hungernden steigt
Naidoo warf den G8-Staaten vor, Unmengen von Geld in die Rettung von Banken und Unternehmen zu stecken und gleichzeitig viel zu wenig Geld für den Kampf gegen Armut und Hunger in den Entwicklungsländern bereitzustellen. Billionen von Dollar seien in die Finanzmärkte und die Wirtschaft gepumpt worden. Ein Bruchteil dessen würde bereits ausreichen, um dafür zu sorgen, dass weniger Menschen in armen Ländern an Hunger oder Krankheiten sterben. Viele afrikanische Staaten sind von der schweren Wirtschaftskrise besonders stark betroffen. Die Zahl der weltweit hungernden Menschen ist im letzten Jahr nach Angaben der Organisation Oxfam um 100 Millionen gestiegen. Und laut Welternährungsorganisation überschreitet die Zahl der Hungernden in diesem Jahr erstmals die Milliarden-Schwelle. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel versicherte, die G8-Länder stünden jedoch zu ihren Verpflichtungen. Eine Kürzung der Entwicklungshilfe sei trotz Krise nicht vorgesehen.
Afrikas Eigenverantwortung stärken
Die Staats- und Regierungschefs der G8 trafen am Freitagvormittag (10.07.2009) mit ihren Amtskollegen aus Algerien, Nigeria, Senegal, Ägypten, Angola und Libyen zusammen, das derzeit den Vorsitz der Afrikanischen Union inne hat. Erstmals saß damit der libysche Staatschef Muammar al-Gaddafi mit am Tisch einer solchen Konferenz. Er war jahrzehntelang politisch isoliert. Am Vorabend hatte US-Präsident Barack Obama ihm die Hand geschüttelt. Ein historisches Ereignis. Neben der Ankündigung der Agrarhilfen, wies Obama nach Angaben des Weißen Hauses in L’Aquila aber auch auf die Mitverantwortung Afrikas an seinen eigenen Problemen hin. Er sprach die weit verbreitete Korruption und den Mangel an effizienter Verwaltung an.
Nicht nur Kritik
Das angekündigte Hilfspaket zur Ankurbelung der Landwirtschaft stieß bei den anwesenden afrikanischen Staatschefs auf Zustimmung. Das neue Konzept sehe nun vor, Getreide direkt in Afrika anzubauen, und nicht in den Vereinigten Staaten, lobte Senegals Staatschef Abdoulaye Wade. Allerdings benötige Afrika neben Geld auch technische Hilfe. Außerdem müssten Handelsschranken abgebaut werden. Wade bemängelte zudem, dass die reichen Industrienationen ihre Versprechen bisher nicht eingehalten hätten. Dem ersten Staatsbesuch des US-Präsidenten Barack Obama in Afrika seit Beginn seiner Amtszeit sieht er dennoch positiv entgegen. Er erhofft sich neue Impulse im Kampf gegen die Nahrungsmittelknappheit. og/chr/dpa/rtr/ap