Albanien: Innenminister zum Präsidenten gewählt
12. Juni 2012Nishani löst Präsident Bamir Top ab, dessen Amtszeit im Juli abläuft. Das Parlament in Tirana wählte den 46-jährigen Nishani am Montag im vierten Anlauf zum Staatschef, nachdem die drei vorangegangenen Wahlgänge mangels Kandidaten gescheitert waren. Die konservative Regierung und die sozialistische Opposition hatten sich nicht auf einen gemeinsamen Kandidaten einigen können. Schließlich trat Nishani als Kandidat der Regierung von Ministerpräsident Sali Berisha an.
Zuvor war der eigentliche Kandidat der Regierung, der Wirtschaftsexperte Artan Hoxha, überraschend abgesprungen. Die Sozialisten waren bei der Wahl im Parlament anwesend, boykottierten aber die Abstimmung. Nishani konnte gewählt werden, weil im vierten Durchgang keine Mehrheit von drei Fünfteln der Stimmen mehr nötig ist, sondern nur eine einfache Mehrheit von 71 der 140 Abgeordneten. Der Innenminister enthielt 73 von 76 abgegebenen Stimmen. Ein Abgeordneter stimmte gegen ihn, zwei enthielten sich.
Seit drei Jahren in der Krise
Die Europäische Union hatte Regierung und Opposition in Albanien aufgefordert, einen Kompromiss bei der Besetzung des Präsidentenamtes zu finden, um die Einheit des Landes wiederherzustellen. Denn Albanien steckt seit drei Jahren in einer politischen Krise: Die sozialistische Opposition will bis heute nicht das Ergebnis der Parlamentswahl von 2009 anerkennen. Beide Seiten, Regierung und Opposition, werfen sich gegenseitig Wahlfälschung und Korruption vor.
Zwar ist Albanien eine parlamentarische Demokratie, in welcher der Ministerpräsident das politische Handeln bestimmt. Aber der Staatspräsident hat eine wichtige Funktion an der Spitze des Justizsystems und ist zugleich Oberbefehlshaber der Streitkräfte.
ml/qu (afp, dpa, rtr)