Anschlag auf französisches Satiremagazin
2. November 2011Der Sachschaden sei zwar groß, aber man wolle sich davon nicht abhalten lassen weiterzuarbeiten, kündigte Chefredakteur Stéphane Charbonnier an. Unbekannte hatten am Mittwoch (02.11.2011) einen Brandanschlag auf die Redaktionsräume seines französischen Satire-Wochenblattes "Charlie Hebdo" verübt.
Es brachte am gleichen Tag ein Sonderheft zum Wahlerfolg der Islamisten in Tunesien heraus und hatte sich dazu in "Scharia Hebdo" umbenannt. Als Gast-Chefredakteur war der Prophet Mohammed angegeben worden. Auf der Titelseite ist eine Figur mit Bart und Turban zu sehen, die breit lächelt. In einer Sprechblase stehen die Worte: "100 Peitschenhiebe, wenn du nicht lachend stirbst."
Regierung verurteilt den Anschlag
Politiker aus dem linken wie dem bürgerlichen Spektrum verurteilten den Anschlag, dessen genaue Hintergründe von der Polizei noch geklärt werden müssen.
Regierungschef Francois Fillon sprach von einem Angriff auf die Pressefreiheit, der durch nichts zu rechtfertigen sei. Die freie Meinungsäußerung gehöre zu den unveräußerlichen Grundrechten der Demokratie in Frankreich.
Auch Web-Site gestört
Die Täter hätten ein Fenster eingeschlagen und einen Brandsatz hineingeworfen, sagte der unter seinem Künstlernamen Charb auftretende Chefredakteur Charbonnier dem Hörfunksender Europe 1. Der Brand, der um etwa ein Uhr am frühen Mittwochmorgen ausbrach, konnte schnell unter Kontrolle gebracht werden. Trotzdem wurden die Büros auf zwei Stockwerken schwer beschädigt. Verletzt wurde niemand.
Auch die Website des Blattes wurde von Hackern gestört. Charbonnier beklagte die Intoleranz von Leuten, die vom Heft gerade mal die am Vorabend im Internet verbreitete Titelseite gesehen haben konnten, da es erst Stunden nach dem Anschlag an die Kioske kam.
Mitarbeiter wurden bedroht
Charbonnier berichtete zudem von Droh-Mails, die die Redaktion erhalten habe. In dem Heft waren auch Karikaturen von Frauen in Burkas enthalten, sowie ein Leitartikel, der mit dem Namen Mohammed gezeichnet war. Darin erklärt der Schreiber, die bei den Wahlen in Tunesien siegreiche Ennahda-Partei wolle den Islam einführen und nicht die Demokratie.
"Charlie Hebdo" stand 2006 wegen des Nachdrucks von drei der umstrittenen islamkritischen Karikaturen aus der dänischen Zeitung "Jyllands Posten" vor Gericht, wurde aber freigesprochen.
2010 gewann das Blatt auch in einem Streit mit einer konservativen katholischen Organisation. Diese hatte geklagt, weil in dem Blatt das Jesuswort "Lasset die Kinder zu mir kommen" in einen Missbrauchskontext gerückt worden sei.
Autorin: Eleonore Uhlich (dpa, dapd, afp, kna)
Redaktion: Julia Elvers-Guyot