Architektonische Erinnerungen an die deutsche Kolonialzeit in Togo
Von 1884 bis 1914 war der westafrikanische Staat Togo eine deutsche Kolonie. Noch heute zeugen viele Bauten im ganzen Land von dieser Epoche, die vor hundert Jahren zu ende ging.
Deutsche Neogotik in Togo
Seit 1902 schmückt die Kathedrale im neugotischen Stil den Markt von Lomé, der heutigen Hauptstadt des westafrikanischen Staates Togo. Auch den Bischofssitz daneben bauten die damaligen deutschen Kolonialherren. Viele der Kolonialbauten sind bis heute intakt und sorgen für ein hohes Ansehen deutscher Architektur.
Frisch renoviert
Mit deutscher Hilfe wurde die Kirche aufwendig restauriert. Zur Freude der togolesischen Gemeinde stellten Glaser aus Nürnberg den Originalzustand der Kirchenfenster wieder her.
Koloniale Pracht
An der Uferpromenade Lomés in einem Park zwischen Palmen steht der ehemalige Gouverneurspalast. Er wurde von den Deutschen von 1898 bis 1905 erbaut und diente später zeitweise als Sitz der togolesischen Staatsführung.
Verfall unter Aufsicht
Heute steht der Palast leer. Das Gebäude verfällt langsam. Der Park verwildert. Der Regierung von Togo fehlt das Geld für die Instandhaltung. Dennoch lässt sie das Areal zum Schutz vor Dieben von Soldaten streng bewachen.
Mittagsschlaf im Amt
Nicht weit vom Gouverneurspalast entfernt steht das ehemalige Bezirksamt. Nach der Unabhängigkeit Togos 1960 wurde das Gebäude aufgestockt und beherbergte die Marineschule. Inzwischen steht es leer. Die offenen Räume im Erdgeschoß nutzen Lomés Taxifahrer und Verkäufer, um hier in der Mittagspause zu schlafen.
Angler statt Dampfer
Die alte Landungsbrücke von Lomé wurde im 1904 eingeweiht. Seit Fertigstellung des 350 Meter langen Piers konnten größere Schiffe ihre Ladung direkt in der Stadt lichten. Erst ab diesem Zeitpunkt konnten Baustoffe wie Zement und Holz in größerem Umfang eingeführt werden. Längst hat Lomé einen modernen Hafen. Doch viele Togolesen nutzen die alte Stahlkonstruktion gerne zum Angeln.
Rostige Infrastruktur
In den alten Lokschuppen von Lomé bewegt sich schon lange nichts mehr. Auch der Rest des etwa 300 Kilometer langen Schienennetzes Togos verfällt. Nur auf wenigen Teilstrecken fahren noch Züge, hauptsächlich für den Gütertransport.
Kirchen wie in der Heimat
Auch außerhalb der Hauptstadt haben die Deutschen architektonische Spuren hinterlassen. In Kpalimé, etwa 120 Kilometer von der Küste entfernt, steht ebenfalls eine neugotische Kirche. Nur die Kirchen bauten die damaligen Architekten im historisierenden Stil wie in der Heimat. Für andere Gebäude entwickelten sie einen an die Erfordernisse vor Ort angepassten Kolonialstil.
Vorposten in den Bergen
Seit 1890 sicherte die Militär- und Verwaltungsstation Misahöhe im Togogebirge wichtige Handelsrouten. Trotz des teilweise eingestürzten Dachs dient das Gebäude bis heute mehreren Familien als Unterkunft.
Letzte Ruhe
Nur ein paar hundert Meter vom alten Vorposten entfernt liegt ein deutscher Friedhof. Ein verbeultes Schild mitten im Dickicht weist den Weg. Hierhin findet nur, wer den Friedhof schon kennt.
Junge, alte Tote
Im Gegensatz zu ihren Bauten wurden die deutschen Kolonisten in Togo nicht alt. Malaria und andere Krankheiten machten den Siedlern zu schaffen. Keiner der hier Begrabenen wurde den Inschriften zufolge älter als 35 Jahre.