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Attentäter von Lyon gesteht

28. Juni 2015

Der Tatverdächtige gab bei Verhören zu, vor dem versuchten Anschlag auf eine Industrieanlage seinen Chef ermordet und enthauptet zu haben. Die Ermittler stießen zudem auf ein makaberes Selfie des mutmaßlichen Islamisten.

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Blumen für das Opfer am Anschlagsort (Foto. AFP/Getty Images)
Blumen für das Opfer am AnschlagsortBild: Getty Images/AFP/P. Desmazes

Der 35-Jährige habe sein Schweigen gebrochen und den Mord gestanden, teilten die Ermittler mit. Der mutmaßliche Attentäter Yassin S. habe zugegeben, seinen 54-jährigen Arbeitgeber vor dem Anschlag getötet und enthauptet zu haben. Zudem habe er einige weitere Angaben zum Ablauf der Ereignisse gemacht, hieß es aus Ermittlerkreisen.

S. soll am Freitagmorgen auf das Gelände der auf Gasprodukte spezialisierten Firma Air Products in Saint-Quentin-Fallavier bei Lyon vorgedrungen sein und in einem Hangar voller Gasflaschen eine Explosion verursacht haben. Feuerwehrleute konnten den Mann überwältigen, als er weitere Explosionen auslösen wollte. Anschließend entdeckten Polizisten den abgetrennten Kopf des Opfers sowie seine Leiche, daneben zwei islamistische Flaggen. Nach einer ersten Autopsie war unklar, ob der Firmenchef bei lebendigem Leib enthauptet wurde oder schon vorher tot war.

Komplizen ja oder nein?

Die Ermittler wollen nun vor allem herausfinden, ob der Attentäter Komplizen hatte. Darauf könnte ein makabres Foto des Täters mit dem abgetrennten Kopf seines Opfers hindeuten, das er mit seinem Mobiltelefon über den Chat-Dienst WhatsApp an eine kanadische Nummer verschickt hatte. Der Teilnehmer hinter dieser Telefonnummer konnte zunächst nicht ermittelt werden. Den Empfänger hätten die Ermittler aber in Syrien lokalisiert, berichtet die Nachrichtenagentur AFP. Die kanadische Nummer diente, so wie es derzeit scheint, lediglich zur Weiterleitung.

Bislang gibt es laut Anti-Terror-Staatsanwalt François Molins keine Hinweise, dass S. einen Komplizen hatte. Ehefrau und Schwester des Attentäters wurden nach zwei Tagen in Polizeigewahrsam am Sonntag wieder freigelassen.

Die Zeitung "Le Figaro" schrieb, der Mann sei ab 2000 durch den Kontakt zu einem Salafisten in seinem früheren Wohnort Pontarlier radikalisiert worden. Dieser Mann werde verdächtigt, vor fünf Jahren mit Aktivisten des Terrornetzwerks Al-Kaida Anschläge in Indonesien geplant zu haben. Dieser Kontakt sei den französischen Sicherheitsdiensten aufgefallen, weshalb der Täter von Lyon zwischen 2006 und 2008 unter Beobachtung gestellt worden sei. Anschließend wurde die Beobachtung jedoch nicht fortgesetzt.

Der französische Fernsehsender I-Télé berichtete, bei den Verhören habe sich der Täter nicht als Terrorist bezeichnet. Motiv für die Tat sei nach seinen eigenen Angaben ein Streit mit seinem Chef gewesen. Der Sender berief sich auf nicht näher genannte Ermittler. Von offizieller Seite gibt es keine Bestätigung für den Fernsehbericht.

Frankreich im Kampf gegen den Terror

Premierminister Manuel Valls warnte vor einer "großen terroristischen Bedrohung" für Frankreich, deren Bekämpfung lange dauern werde. Die Frage sei nicht, ob es einen weiteren Anschlag geben werde, sondern "wann und wo". Im Fernsehen sprach Valls erstmals von einem "Krieg der Zivilisation". Dabei handele es sich aber nicht um einen Krieg des Westens gegen den Islam, sondern um einen Kampf um die "universellen Werte des Humanismus".

qu/haz (afp, dpa)