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Aus für Sarkozy

Grathwohl, Daphne6. Mai 2012

Die Umfragen sprachen schon lange gegen Nicolas Sarkozy. Er kämpfte bis zuletzt. Doch die Franzosen haben seinen sozialistischen Herausforderer zum Staatspräsidenten gemacht.

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Nicolas Sarkozy (Foto: dapd)
Frankreich Wahlen 2012 Nicolas SarkozyBild: dapd

Er hat keinen Angriff gegen seinen Widersacher ausgelassen, aber am Ende hat er die Präsidentenwahl doch verloren. Nicolas Sarkozy war in den vergangenen Wochen täglich präsent in den französischen Medien: mal verbindlich mit einem Brief an die Franzosen, mal kumpelhaft in der direkten Begegnung mit dem Bürger und mal polemisch und publikumswirksam auf den zahlreichen Wahlkampfveranstaltungen. Für markige Worte ist der Franzose mit den ungarisch-griechischen Wurzeln bekannt.

Sarkozy und der Hochdruckreiniger

Internationale Aufmerksamkeit erreichte Nicolas Sarkozy im Juni 2005: Damals besuchte er die Familie eines elfjährigen Jungen, der in einem Bandenkrieg in der Stadt La Courneuve bei Paris durch eine verirrte Kugel getötet worden war. Als Innenminister war er zuständig für die innere Sicherheit in den von Kriminalität, Arbeits- und Perspektivlosigkeit gebeutelten Vorstädten rund um die französischen Großstädte. Er versprach: "Hier drängt sich der Ausdruck 'mit dem Kärcher reinigen' auf, denn hier muss man sauber machen."

Nicolas Sarkozy in Courneuve (Foto: AP)
Aufräumen in den Vorstädten - Sarkozy in La CourneuveBild: AP

Die Äußerung sorgte für eine Welle der Empörung. Monate später starben zwei Jugendliche aus Immigrantenfamilien auf der Flucht vor der Polizei in einem Transformatorenhäuschen durch Stromstöße. Als Reaktion flammten in vielen Vorstädten gewalttätige Unruhen auf. Autos wurden in Brand gesteckt. Es schlug die Stunde des hart durchgreifenden Sicherheitspolitikers Nicolas Sarkozy. Medienwirksam war er dabei, wenn die Polizei Einsätze fuhr und sparte nicht mit Wort-Attacken: "Denen, die einen Bus in Brand gesetzt haben und ein Kleinkind von 18 Monaten ins Krankenhaus gebracht haben, sage ich: Sie sind Gesindel."

Innere Sicherheit als Dauerthema

Zuvor war Sarkozy von 1983 bis 2002 Bürgermeister im reichen Pariser Vorort Neuilly-sur-Seine. Doch erst als Innenminister, zunächst unter Ministerpräsident Jean-Pierre Raffarin, später unter Dominique de Villepin, konnte er sein Lieblingsthema bearbeiten: Zuwanderung und innere Sicherheit. Wer in Frankreich leben und von diesem Aufenthaltsrecht profitieren wolle, müsse das Gesetz respektieren, lautete seine unmissverständliche Botschaft.

Der Elysee-Palast in Paris (Foto: dpa)
Amtssitz des Präsidenten - Der Élysée-Palast in ParisBild: picture-alliance/dpa

Am 6. Mai 2007 wurde er erstmals zum französischen Staatspräsidenten gewählt. Auch in der Außenpolitik fand der bisherige Innenminister seine Linie. Bei seinem Antrittsbesuch in Berlin erklärte er, es gebe nichts, für das die deutsch-französische Freundschaft nach so vielen Bewährungsproben geopfert werden dürfe.

Außenpolitisches Profil

Diese deutsch-französische Freundschaft demonstrierten Bundeskanzlerin Angela Merkel und Staatspräsident Sarkozy häufig und gern. Während der Euro-Schuldenkrise wurde die Verbindung zu einer feststehenden Größe und galt als das Duo, das Europa aus der Krise retten sollte.

Angela Merkel und Nicolas Sarkozy (Foto: dapd)
Ein enges Team - Kanzlerin Merkel und Präsident SarkozyBild: dapd

Auch über Europa hinaus zeigte sich Sarkozy als entschlussfreudiger Außenpolitiker: Auf sein Betreiben hin erkannte Frankreich im Jahr 2011 als erster europäischer Staat die libysche Übergangsregierung an. Und Sarkozy setzte sich - anders als die deutsche Regierung - für Luftangriffe gegen Libyen ein, um das Gaddafi-Regime zu stürzen.

"Sarko" im Popularitätstief

Auch wenn er sich entscheidungsfreudig zeigte, konnte Sarkozy seine Beliebtheit damit nicht steigern, seine Umfragewerte lagen seit langem im Keller. Die Wähler interessierten sich vor allem dafür, wie der künftige Präsident für Arbeitsplätze und soziale Absicherung sorgen wollte und die Wirtschaftskrise in den Griff bekommt. In dieser Hinsicht hat Sarkozy sie nicht überzeugt. Auch die Geschichten über sein bewegtes Privatleben - zuletzt über seine dritte Ehefrau, das Ex-Model Carla Bruni, und Töchterchen Giulia - halfen nicht.

Sarkozys dritte Ehefrau Carla Bruni Sarkozy (Foto: picture alliance)
Glamour im Élysée - Carla Bruni-SarkozyBild: picture-alliance/dpa

Im März 2012 schien sich das Blatt zu wenden - ausgelöst durch die schrecklichen Attentate von Toulouse und Montauban, bei denen sieben Menschen getötet wurden. "Das ist ein Angriff auf Frankreich", schrieb Sarkozy in seinem "Brief an das französische Volk" und war wieder bei seinem Lieblingsthema - der inneren Sicherheit. Als Präsident zeigte er sich staatsmännisch in Zeiten der innenpolitischen Krise - und hatte Erfolg: Kurze Zeit nach den Attentaten war der Täter dingfest gemacht. Und sofort danach kündigte Sarkozy neue Antiterrorgesetze an. Seine Umfragewerte stiegen, es begann ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit seinem sozialistischen Herausforderer François Hollande.

In der Stichwahl unterlegen

Stets versuchte Sarkozy, sich als den agilen, aktiven Staatsmann darzustellen und seinen Gegner Hollande als das schlappe Gegenteil. Nur mit Tatkraft könne man die Krisen überwinden, die Frankreich in den vergangenen vier Jahren durchlebt hat, das wollte Sarkozy seinen Wählern vermitteln, gern auch mit reichlich Pathos: "Frankreich hat gelitten. Aber es hat die Krisen überstanden, weil wir gehandelt haben. Unbeweglichkeit hätte uns ins Verderben geführt."

Francois Hollande (Foto: dpa)
Wahlsieger: Francois HollandeBild: picture-alliance/dpa

Doch auch das Pathos konnte Sarkozy nicht mehr retten. Die Umfragen hatten ihn schon länger als Verlierer der Stichwahl zum Präsidentenamt am 6. Mai gesehen und François Hollande als Sieger. Sie haben recht behalten.