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Aus Nichts Wasser produzieren

Jan-Christoph Kitzler8. Mai 2014

Malta liegt inmitten von Wasser - und leidet unter Wassermangel. Seen und Flüsse gibt es nicht, Regen fällt nur im Winter, Grundwasser ist rar. Da bleibt nur: Meerwasser entsalzen, Wasser sparen und effizienter nutzen.

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Blick übers Meer auf Valetta (Foto: mk1001/Fotolia)
Bild: mk1001/Fotolia

Wenn man vor dem maltesischen Parlament mitten in Valletta steht, schießen Wasserfontänen unterschiedlich hoch aus dem Boden, abends sind sie farbig beleuchtet, manchmal mit Musik unterlegt.

Dabei ist Malta laut den Vereinten Nationen eines der wasserärmsten Länder der Welt. Es regnet meist nur in den Wintermonaten. Seen, Flüsse oder Quellen gibt es nicht - und nur ein wenig Grundwasser. Und es gibt das Mittelmeer.

Teures Wasser aus dem Meer

"Im Grunde müssen wir Wasser aus nichts produzieren", erklärt Steven Zerafa, Pressesprecher der staatlichen Malta Water Services Cooperation. Sie betreibt eine Meerwasser-Entsalzungsanlage in der Nähe des Örtchens Pembroke. Dort werden im Sommer über 35.000 Kubikmeter Meerwasser am Tag entsalzt. Zurzeit sind es etwa 25.000 Kubikmeter. Dabei werden täglich etwa 100.000 Kilowattstunden Strom verbraucht. Dafür bekämen die Menschen Wasser rund um die Uhr, erklärt Steven Zerafa. "Es gibt keine Krise. Als Kunde zahlt man für sein Wasser, das Wasser ist nicht billig hier, aber man bekommt auch sein Wasser."

Malta, Bucht von Sliema (Foto: picture-alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Dass Malta von den teuren Entsalzungsanlagen abhängig ist, findet Hydrologe Marco Cremona problematisch. 70 Prozent des Wassers kommen inzwischen aus diesen Anlagen. Früher hatte man auf Malta Zisternen und Brunnen, aber mit einer wachsenden Bevölkerung, vielen Touristen und einer immer intensiveren Landwirtschaft hat es irgendwann nicht mehr gereicht.

Die Malteserritter, die die heutige Hauptstadt Valletta erbaut haben, erließen strenge Gesetze: Jedes Haus sollte eine Zisterne haben. Theoretisch gilt das immer noch - aber in der Praxis ist Malta sehr dicht bebaut. Viele neuere Häuser haben keine Möglichkeit, das Wasser aufzufangen. "Wenn man Zisternen hätte, wären zwei Probleme gelöst. Wir wären nicht mehr so sehr von den Entsalzungsanlagen abhängig und vom Grundwasser", erklärt Cremona. Außerdem könne man so den Überschwemmungen vorbeugen, die Malta im Winter regelmäßig heimsuchen.

Wasser effizienter nutzen

Zisternen sind für Marco Cremona nur ein Weg gegen den Wassermangel. Eine andere technische Lösung kann man auf dem Bauernhof von Malcom Borgs Vater in der Nähe von Valletta besichtigen. Weltweit hat die Landwirtschaft einen Anteil von 70 Prozent am verbrauchten Wasser - in Malta ist das nicht anders. Die Landwirtschaft verbrauche jedes Jahr 28 Millionen Kubikmeter Wasser, erklärt der Dozent Malcom Borg, der angehende Landwirte unterrichtet. "Das ist eine sehr große Menge, wenn man bedenkt, dass wir insgesamt jährlich höchstens 25 Millionen Kubikmeter an Grundwasser entnehmen dürften - und zwar für alle Sektoren wie Industrie und Haushalte."

Maltesische Bauern auf ihrem Feld (Foto: picture-alliance)
Maltas Landwirtschaft ist von Bewässerung abhängigBild: picture-alliance / Godong

Malcolm Borgs Vater, der nicht lesen kann und das Internet nur vom Hörensagen kennt, hat ein System erfunden, wie man mit wenig Wasser Obst und Gemüse anbauen kann: In großen Gewächshäusern wachsen die Pflanzen auf mehreren Etagen, aber meist nicht in der Erde. Mit Waschmaschinen-Schläuchen und Kabelschächten haben sie ein System gebaut, in dem das Wasser zirkuliert. Auf dem Hof haben sie den Wasserverbrauch so um 80 Prozent gesenkt. Bislang gibt es in Malta aber nur zwei weitere Landwirte, die dieses System nutzen.

Waschen mit Regenwasser

Aber auch bei den Verbrauchern müsse sich etwas ändern, sagt der Hydrologe Marco Cremona. Es müsse ein Umdenken stattfinden, meint er. Er geht selbst mit gutem Beispiel voran: Sein Haus hat eine Zisterne. Er fängt das Wasser auf, das auf sein Dach regnet und auf den Boden fällt - und nutzt es zum Beispiel für die Toilettenspülung. "40 bis 50 Prozent des Wassers, das man zuhause benutzt, könnte mit Wasser zweiter Klasse gedeckt werden, mit Regenwasser: die Toilettenspülung, die Wäsche in der Waschmaschine, Putzen, Autowaschen und im Garten. Dafür braucht man kein erstklassiges Trinkwasser", sagt Cremona.

Triton-Brunnen in Valletta, Malta (Foto: afp)
Wasser en masse: der Triton-Brunnen in VallettaBild: ANDREAS SOLARO/AFP/Getty Images

Malta verbraucht bereits weniger Wasser als der EU-Durchschnitt. Der kommunale Wasserverbrauch ist in den vergangenen 20 Jahren deutlich gesunken - auch durch einfache Tricks: Wenn man den Wasserhahn aufdreht, kommt das Wasser mit nur wenig Druck heraus. Das ist so gewollt, denn wenn der Druck auf den Leitungen hoch ist, kommt es häufiger zu größeren Lecks.

Marco Cremona fordert auch den Staat auf, den Wasserverbrauch stärker zu regulieren. Er solle Anreize geben, weniger zu verbrauchen. Cremona selbst stellt sein Wasser inzwischen zu 80 Prozent selbst her.