Badegewässer-Bericht der Europäischen Kommission veröffentlicht
12. Juni 2009Die ersten sehr warmen Tage hat es schon gegeben, die Sommerferien sind nicht mehr weit - viele Europäer überlegen schon, wo sie in diesem Jahr am schönsten baden können. Der diesjährige Badegewässer-Bericht der Europäischen Kommission und der Europäischen Umweltagentur sagt: Eigentlich kann man überall hinfahren. Dazu Fragen an Helmut Blöch, Referatsleiter im Umweltdezernat der Europäischen Kommission.
DW-WORLD.DE: Stimmt das wirklich?
Helmut Blöch: Das ist mit geringen Ausnahmen richtig. Badegewässerqualität ist eine europäische Erfolgsgeschichte. Hier haben Bürger, Kommunen, Regierungen auf regionaler und nationaler Ebene und die Europäische Kommission gemeinsam sehr viel erreicht. Heute können Sie nicht nur fast überall in jedem Badegewässer baden, sondern sie haben Informationen für den Bürger, für den Touristen, aber auch für die Wohnbevölkerung, so dass sie sich das Gewässer aussuchen können, wo sie über ein Wochenende oder über den Sommer baden gehen können.
Sind gar keine schwarzen Schafe dabei?
Es gibt schwarze Schafe, die kommen dorther, wo es noch unzureichende Abwasserreinigung gibt. Die wesentlichen Probleme für unsere Badewasserqualität sind Abwassereinleitungen aus den Kommunen und aus der Industrie und Abführungen aus der Landwirtschaft. Das führt dazu, dass die Gewässer manchmal bakteriologisch zu sehr belastet sind und dass deshalb in bestimmten Fällen ein Badeverbot ausgesprochen wird. Auch diese Informationen können Sie über die Internetseite der Umweltagentur und der Kommission jederzeit kurzfristig finden.
Was haben Sie denn genau untersucht?
Die Untersuchungen der Vergangenheit haben gezeigt, dass der wesentliche Faktor die bakteriologische Qualität ist – also das Vorhandensein oder Fehlen von bestimmten Bakterien. Genau diese Parameter werden untersucht. Das sind einerseits coliforme Bakterien und andererseits Enterokokken. Die geben ein sehr gutes Bild ab, ob es für den Badenden ein Risiko gibt oder nicht. Das ist auch der aktuelle Stand der wissenschaftlichen Forschung.
Wie oft wird das kontrolliert?
Das wird in Abständen von zwei Wochen untersucht und zusätzlich zu Beginn der Badesaison, so dass es immer aktuelle Werte gibt. Der Bericht, über den wir hier sprechen, präsentiert dagegen die Daten des vergangenen Jahres und kann daher nicht immer ganz genau die Zukunft vorhersagen.
Seit 2006 gibt es in der Europäischen Union eine neue Badegewässer-Richtlinie, doch nicht alle Mitgliedsstaaten setzen sie schon um. Woran hakt es?
Die Richtlinie baut auf dem auf, was seit 1976 in der EU schon geschaffen worden ist. Sie geht einerseits auf neue wissenschaftliche Erkenntnisse ein. Aber noch viel wichtiger ist, dass sie vorgibt, die Bürger zu informieren und in Entscheidungen über die Gewässer als Teil ihres Lebens- und Wohnraumes einzubinden. Hier gibt es eine Übergangsfrist bis 2014 - aber die Mitgliedsstaaten können natürlich auch schon früher damit beginnen. Zwölf Mitgliedsstaaten informieren ihre Bürger bereits heute. Es hakt also nicht, sondern wir haben hier Vorreiter, die sogar schneller sind, als es das Europäische Parlament beschlossen hat.
Die Öffentlichkeit zu informieren kann doch eigentlich nicht so schwer sein. Warum hakt es bei den 15 anderen bei der Information?
Die Öffentlichkeit ist ja nicht zuletzt auch durch diesen Bericht informiert. Hier haben wir aus allen 27 Staaten aktuelle Daten. Ob ich meine Laboratorien aber schon auf die neuen Messuntersuchungsverfahren umgestellt habe oder noch die traditionellen verwende, das ist eben die Übergangsphase. Aber die Information der Öffentlichkeit ist gegeben. Dafür sorgen ja auch die Internetpräsenzen der Umweltagentur und der Europäischen Kommission, wo Bürger die Daten abrufen können. Künftig wollen wir es so machen, dass die Daten, sobald sie fertig sind – die Laboruntersuchungen dauern etwa eine Woche – unmittelbar auf der Kommune oder am Strand und im Internet verfügbar sind. Das umzustellen wird aber noch einige Zeit dauern.
Das Interview führte Sabine Faber.
Redaktion: Julia Kuckelkorn / Mareike Röwekamp