Balkan weiterhin Transitroute für Menschenhandel
31. Januar 2002Belgrad, 28.1.2002, RADIO JUGOSLAWIEN, deutsch
Im Laufe des vergangenen Jahres wurden weltweit mehr als vier Millionen Menschen gekauft oder verkauft. Am Gefragtesten waren Frauen und Kinder. Laut UN-Angaben haben moderne Sklavenhalter anderthalb Millionen Kinder verkauft, und an dem Menschenhandel verdiente die Mafia zwischen sieben und 13 Milliarden Dollar, schreibt das Blatt "Vecernje novosti".
Jugoslawien gilt weiterhin als Transitland, durch das Mädchen aus Osteuropa nach Albanien, Kosovo und Metohija, Mazedonien, Bosnien, aber auch weiter in den Westen gebracht werden. Die Polizei Serbiens versetzt jedoch die Tatsache in Besorgnis, dass auch hiesige Mädchen zu Opfern der Menschenhändler geworden sind. Der Leiter der Direktion für den Kampf gegen das organisierte Verbrechen (...) erklärte, dass die Polizei mehrere Schmugglerringe abgeschnitten habe. Im Laufe des Jahres 2000 wurden in illegalen Konvois 300 Personen entdeckt, und vergangenes Jahr hat die Polizei allein in einem LKW 140 Personen aufgefangen. Unter ihnen waren auch viele jungen Frauen, die nach Griechenland zur Orangenernte gelangen wollten. Manche von ihnen ahnten nicht, dass sie dort ein anderes Schicksal erwartet.
Bei der kürzlichen spektakulären Aktion in einem Dorf nahe Pancevo fand man 13 Mädchen, vorwiegend aus Rumänien, die gezwungen werden, als Prostituierte zu arbeiten. (...)
Mit dem Problem des Menschenhandels begann sich die Polizei Serbiens seit dem vergangenen Jahr intensiv zu beschäftigen, sodass eine große Polizeiaktion angekündigt wird, mit dem Ziel, die Dörfer in Serbien zu durchkämmen, die als Zentren des Frauenhandels gelten. Diese schwarzen Punkte liegen in der Umgebung von Ballungsgebieten, schreibt das Blatt "Vecernje novosti".
Der Menschenhandel bzw. Handel mit Mädchen, die gezwungen werden, als Prostituierte zu arbeiten, ist eines der gewinnbringendsten Geschäfte des organisierten Verbrechens, das den nationalen, ja sogar auch den kontinentalen Rahmen überschreitet. Dank seiner geographischen Lage aber auch der Kriegskonflikte, die auf diesen Territorien mehr als ein Jahrzehnt andauerten, wurde der Balkan zu einem der interessantesten Transitgebiete für den Menschenhandel. Schätzungen besagen, dass allein in Bosnien rund 10 000 Prostituierte arbeiten, und es handelt sich um Frauen aus verschiedenen Ländern. Sarajevo und andere Städte sind nur eine Art Camps für die Ausbildung und eine Durchgangsstation zu den Bordellen in Europa. Bis zu den demokratischen Veränderungen stand Jugoslawien auf der Landkarte der Interpol als Zentrum für den Schmuggel von Chinesen in die westlichen Länder eingezeichnet. Nun werden auf diesen Wegen Afghanen, Iraner, Kurden, Rumänen geschmuggelt. Die intensivere Zusammenarbeit Jugoslawiens mit der Interpol sowie die Aktionen der Polizei Serbiens geben Hoffnung, dass einer der Hauptwege des Menschenhandels abgeschnitten wird, schreibt die Belgrader Zeitung "Vecernje novosti". (fp)