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Bananen zu Schulheften

Julia Schmidt18. September 2002

Ein japanischer Professor will aus Bananenstauden Papier herstellen. Sind Papierprodukte und Kleidung aus Bananenstauden eine neue Zukunftsperspektive für bananenproduzierende Länder?

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"Wirklich schönes Papier"Bild: africa-photo

Viele Bananen und wenig Geld - das sind die wirtschaftlichen Bedingungen in Jamaica und Tansania, die zu den ärmsten Länder der Erde zählen. Professor Hiroshi Morishima betreut an Universitäten dieser Länder Pilotprojekte zur Papierproduktion aus Bananenstauden. Ein auf Bananenpapier gedrucktes Kinderbuch soll als Beweis dienen, dass das Verfahren funktioniert.

Alte Kunst, neues Verfahren

"Wir machen wirklich schönes Papier", meint der japanische Professor und beschreibt das Produktionsverfahren: "Aus den Holzfasern der Bananenstauden stellen wir Faserstoff her, der dann zu Papier weiterarbeitet wird. Die Methode ist einfach und wir verwenden weder Chemikalien noch zusätzliche Energie." Man greife damit auf die sehr alte traditionelle japanische Kunst der Papierherstellung zurück, die mit neuen Verfahrensweisen kombiniert würde. Ohne Chemikalien und zusätzliche Energie, so behauptet Professor Morishima, komme dieses Verfahren aus, was einer grundlegenden Reform der Papierherstellung gleichkommen würde.

Steigender Bedarf

Bei Pilotprojekten will es der Wissenschaftler nicht belassen. Denn der Papierbedarf steigt unaufhörlich und macht eine Weiterentwicklung der Papierproduktion weltweit notwendig, um dem erklärten Ziel der nachhaltigen Entwicklung näher zu kommen. Derzeit werden weltweit jährlich mehr als 300 Millionen Tonnen Papier verbraucht. Für das Jahr 2010 wird ein Papierverbrauch von 400 Millionen Tonnen erwartet - eigentlich Grund genug, um auf alternative Rohstoffe auszuweichen.

Banana-Green-Gold-Project

Die Hälfte des Weltpapierbedarfs könne durch die Verwendung von Bananenmaterial gedeckt werden, träumen die Entwickler des Banana Green-Gold Project. Dies leuchtet ein, wenn man bedenkt, dass jedes Jahr eine Billion Tonnen Bananenstämme auf den Obstplantagen in 129 Ländern verrottet.

Seit drei Jahren arbeitet der japanische Professor an diesem Projekt in den Staaten der Karibik. Eine Ausweitung der Papierproduktion aus Bananenstämmen könnte neue Arbeitsplätze und Einnahmequellen für Dritte-Welt-Länder schaffen. Zudem könnten sie Produkte wie Schulhefte dann günstig selbst herstellen. Im Moment müssen sie noch aus dem Ausland importiert werden, doch für solche "Luxusgüter" fehlt aber den meisten Bewohnern Zentralamerikas und Afrikas das Geld.

"Wird keiner machen"

Westliche Wissenschaftler und Papierproduzenten reagieren allerdings äußerst skeptisch auf das Banana Green-Gold Project aus Japan. Professor Dr. Dr. Göttsching vom Fachgebiet Papierproduktion der TU Darmstadt meint zu den Erfolgschancen des Bananenrohstoffs, dass man aus allen möglichen Pflanzen, soweit sie aus einzelnen Fasern bestehen, den Rohstoff für Papier gewinnen könne." Aus Bananen kann man das, wenn man will, auch. Nur wird das keiner machen", meint Göttschning.

Zumindest nicht, wenn er für den Weltmarkt produzieren will. Denn für eine Papierherstellung im großen Stil seien solche Produktionsmethoden einfach zu teuer, sagt Göttsching: "Für die Zellstofffabrik braucht man große Einheiten, damit sie wirtschaftlich und umweltfreundlich arbeiten können. Und die sind so groß dimensioniert, dass sich das nur größere Länder leisten können." Und damit schließt sich, zumindest für Professor Göttsching, der Kreis. Solange die Bananen produzierenden Ländern kein Geld für eine groß angelegte Produktion haben, sei der Export von Papierprodukten aus Bananenstauden reines Wunschdenken.

Hiroshi Morishima lässt sich von diesen Bedenken jedoch nicht beirren. Ein kleiner Schritt ist besser als gar keiner, sagt er und plant bereits. auch in Uganda und Tansania Papier aus Bananenstauden herzustellen.