"Piloten-Revolte" bei Air Berlin?
12. September 2017Erst kein Glück gehabt, und dann kamen noch wilde Streiks dazu. So könnte man die Lage bei der krisengebeutelten Fluggesellschaft Air Berlin beschreiben. Die zweitgrößte deutsche Airline ist derzeit mitten in Verkaufsversuchen an diverse Interessenten und hat kaum noch Geld, um den Flugbetrieb aufrecht zu halten. Nun hat sie es auch noch mit ihren Piloten zu tun. Air Berlin sagte am Dienstag 100 der geplanten 750 Flüge ab. Etwa 200 der 1500 Piloten fielen aus.
Zunächst war bei Air Berlin noch vage von "betrieblichen Gründen" die Rede, wegen derer Flüge abgesagt werden müssten. Wenig später nannte die Airline auf ihrer Webseite die "ungewöhnlich hohe Zahl von Krankmeldungen" bei den eigenen Piloten als Grund. Die "Bild"-Zeitung hatte zuvor über eine "Piloten-Revolte" berichtet. Die Vereinigung Cockpit (VC) widersprach dem Bericht: "Zu keinem Zeitpunkt hat die VC dazu aufgerufen, sich krank zu melden", teilte die Pilotengewerkschaft mit.
Piloten-Revolte?
Grund für die "Revolte" soll "Bild" zufolge eine Auseinandersetzung über den Übergang von Piloten der insolventen Airline zu potenziellen Käufern sein. Die Pilotengewerkschaft befürchtet, dass der Langstreckenbetrieb der Air Berlin komplett eingestellt werden soll.
Der Präsident der Vereinigung Cockpit, Ilja Schulz, sagte, es bestehe die Sorge, dass mit einer "enormen Preiserhöhung die Langstrecke so unattraktiv gemacht werden soll, dass sie noch vor der Übernahme eingestampft werden kann". Hintergrund könnte Schulz der "Rheinischen Post" zufolge sein, dass man insbesondere die gut bezahlten Langstreckenpiloten loswerden wolle, bevor es zu einer Übergabe von Betriebsteilen komme.
"Die könnte der Insolvenzverwalter bei einer Einstellung der Langstrecke sofort entlassen wollen", sagte Schulz der Zeitung. "Die Braut wird quasi für die Hochzeit hübsch gemacht." Erst am Montag hatte Air Berlin bekanntgegeben, ihr Karibik-Flugprogramm ab Düsseldorf zum 24. September einzustellen. Flüge auf die Niederländischen Antillen, nach Cancún in Mexiko, Havanna und Varadero in Kuba sowie in die Dominikanische Republik entfielen damit. Hintergrund sei die im Insolvenzverfahren nötige Reduzierung der Langstreckenflotte.
Hässliche Braut
Air Berlin meldete am Vormittag auf seiner Internetseite, von den Ausfällen seien vor allem innerdeutsche Flüge betroffen, unter anderem von den Flughäfen Berlin, Hamburg, Stuttgart und Frankfurt am Main. Mitte August hatte Air Berlin Insolvenz angemeldet. Bis Freitag läuft die Frist für Kaufangebote von Interessenten. Vor allem der deutschen Lufthansa werden gute Chancen für eine Übernahme von Unternehmensteilen nachgesagt.
Die Gewerkschaften tun sich derweil schwer, im Ringen um die Zukunft der insolventen Fluggesellschaft zu einer gemeinsamen Strategie zu finden. Neben der Pilotenvertretung Cockpit sind bei Air Berlin die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und die Flugbegleiter-Organisation Ufo aktiv. Die Airline bat Passagiere am Dienstag, vor der Anfahrt zum Flughafen den Status ihres Fluges auf der Air Berlin-Webseite zu prüfen.
ar/bea (dpa, rtr)