Beira: Nach der Zerstörung, vor dem Wiederaufbau
Mitte März wütete Zyklon Idai im Südosten Afrikas, mehr als 1000 Menschen kamen ums Leben. In Mosambik traf es besonders Beira, weite Teile der Stadt wurden zerstört. Was hat sich seitdem getan für die 600.000 Einwohner?
Großbaustelle Beira
Sechs Wochen nach Zyklon Idai ist ganz Beira noch immer eine Baustelle. Fast alle Dächer wurden weggeweht oder beschädigt. Die Weltbank schätzt die Gesamtschäden für die drei betroffenen Länder Mosambik, Simbabwe und Malawi auf 2 Milliarden Dollar.
Leben ohne Dach
Auch das Dach von Andre Lino wurde weggeweht, ein neues kann er sich nicht leisten. Seit 1977 lebt Lino mit seiner Familie hier – nur 100 Meter vom Strand entfernt. „Das Meer kommt immer näher“, beobachtet Lino. „Das macht mir Angst.“ Wenn er genug Geld hätte, würde er wegziehen.
Das Meer kommt näher
Teile Beira’s liegen unter dem Meeresspiegel, immer wieder kam es in der Vergangenheit zu folgenschweren Überschwemmungen. Und es drohen weitere Katastrophen: der wissenschaftliche Klimarat der Vereinten Nationen schätzt, dass der Meeresspiegel bis 2100 voraussichtlich um weitere 40 bis 80 Zentimeter steigen wird.
Fragile Hütten am Meer
Vor allem die Bewohner ärmerer Stadtteile wie Praia Nova trifft das am härtesten. Ihre Hütten gehen besonders schnell kaputt. Wegen dem Zyklon haben viele Fischer hier außerdem ihre Boote verloren.
Wassermanagement-Projekt gegen Überflutung
In der Innenstadt wurde deshalb vor wenigen Jahren millionenschwere, kilometerlange Kanäle und Gezeitenbauwerke gebaut, auch mit deutschen Entwicklungshilfegeldern. Die deutsche Entwicklungsbank KfW finanzierte die Bauarbeiten mit 13 Millionen Euro.
Weniger Schäden dank Schleuse
„Am Tag des Zyklons hat auch der Regen angefangen“, berichtet Eduardo Dos Santos, der die Schleuse bedient. „Also haben wir die Schleusen geöffnet, damit das Wasser zurück ins Meer fließen konnte. Hätten wir das nicht gemacht, hätte es in der Stadt noch schlimmere Überflutungen gegeben.“
Bürgermeister kämpft gegen Klimawandel
„Überschwemmungen sind wir bereits gewohnt“, sagt Bürgermeister Daviz Simango. „Aber so ein Zyklon war neu für uns, darauf müssen wir jetzt reagieren.“ Simango organisiert im Juni eine Geber-Konferenz in Beira. Er hofft dort mehr Gelder einzutreiben, um die Stadt besser gegen den Klimawandel zu wappnen.
Aufräumarbeiten gehen weiter
Bis dahin versucht die Stadtverwaltung noch immer eifrig, wieder Ordnung herzustellen. In Teilen der Stadt gibt es wieder Strom und fließendes Wasser. Aber noch immer sind nicht alle Gebiete vom Geröll der Naturkatastrophe beseitigt.
Freiwillige voran
Freiwillige Helfer wie Magdalena Louis unterstützen die Aufbauarbeiten. Seit Wochen ist sie im Einsatz, bekommt von der Stadt dafür nur täglich ein Mittagessen. „Ich will einfach nur, dass unsere Stadt wieder sauber ist“, sagt Louis. “ Dafür muss mich niemand bezahlen.“
Flüchtlings-Camps in der Stadt
Überall in der Stadt sind außerdem Hilfsorganisationen aus der ganzen Welt zu sehen. Noch immer leben Tausende in Zelten, sind auf Lebensmittelspenden angewiesen. Die Gesundheitslage ist angespannt: Cholera ist ausgebrochen, es droht ein Anstieg der Malaria-Fälle.
Keine Ernte, kein Essen
Außerhalb von Beira wurden zudem weite Teile der Ernten zerstört. „Der ganze Mais, der ganze Reis: alles ist verloren“, sagt die verzweifelte Landwirtin Elisa Jaque. Die 61-Jährige versucht bereits wieder neu Samen zu pflanzen. Doch frühestens in sechs Monaten wird sie sich und ihre Familie wieder selbst ernähren können.
Ablenkung im Stadion
Doch es gibt auch wieder Zeichen von Alltag und Normalität. Ein Freundschaftsspiel des Lokalteams GD da Companha Têxtil do Punguè zieht hunderte Besucher an – obwohl auch das Dach des städtischen Stadions Opfer von Zyklon Idai wurde.
Ein Schritt Richtung Normalität
Wer sich den Eintritt nicht leisten kann, findet kreative Lösungen. Rund ums Stadion parken Kleinbusse und Transporter als improvisierte Gratis-Tribünen. Am kommenden Wochenende soll auch der Liga-Betrieb weitergehen. Ein weiterer Schritt Richtung Normalität in Beira.