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Berlin taut auf

4. März 2010

Mehr als zwei Monate war Berlin unter Schnee und Eis begraben. Doch jetzt naht der Frühling - die Sonne scheint wieder häufiger und die Stadt taut auf. Das macht Berlin aber nicht attraktiver. Im Gegenteil.

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Bild: DW

Als ich kürzlich für ein paar Tage in den Westen der Republik verreist war und nach Berlin zurückkehrte, stolperte ich auf dem Bahnsteig - sozusagen zur Begrüßung - über einen zusammenfegten Haufen Split. Ich muss zugeben, dass ich, da meine Familie mich vom Zug abholen wollte, die Augen in die Ferne gerichtet hatte, anstatt meine Füße im Blick zu behalten. Das ist derzeit keine gute Idee. In diesen Tagen sollte man genau schauen, wohin man in Berlin tritt. Denn es taut und das heißt, dass auf Straßen und Bürgersteigen nicht nur geschätzte 40.000 Tonnen Streugut und die Reste des Silvesterfeuerwerks zum Vorschein kommen, sondern der gesamte Müll der vergangenen Monate inklusive mehrerer Tonnen Hundekot. Eine unappetitliche Mischung, die manche Straßenzüge aussehen lässt, als wären sie eine Deponie für Sondermüll.

Aktionsplan Frühjahrsputz

Doch eins muss man den Berlinern lassen. Sie reden nicht nur über den Dreck und die Verwahrlosung - wobei schimpfen der bessere Ausdruck wäre - sie handeln auch. An vorderster Front der erste Bürger der Stadt, der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit. Im Senat, so heißt hier die Regierung, wurde der "Aktionsplan Frühjahrsputz" aufgestellt. Darin ist festgehalten, wie die Berliner Stadtreinigung (BSR) die Hauptstadt bis Ostern von Dreck und Schmutz befreien soll. 3600 Reinigungskräfte sind im Einsatz, darunter 2000 zusätzlich über die Arbeitsagentur verpflichtete Hilfskräfte. Außerdem sind alle Mitarbeiter der Stadtreinigung, die normalerweise nicht im Straßendienst arbeiten, an zwei sogenannten BSR-Aktions-Sonnabenden aufgerufen, ebenfalls zu Besen und Schaufel zu greifen.

Bürger fegen auch

Auch die Bürger bleiben beim Frühjahrsputz nicht außen vor. Unter dem Motto "Wir fegen durch Berlin und machen die Stadt schön für den Frühling" veranstaltet der Rundfunk Berlin Brandenburg (RBB) jeden Tag in einem anderen Stadtteil eine große Putzparty. Der RBB stellt den Kaffee, die BSR die Besen. Wo gefegt und aufgeräumt wird, wird übrigens demokratisch entschieden. Zuschauer und Zuhörer des RBB sind aufgerufen, den Sender über "prominente Dreckecken" in Kenntnis zu setzen.

Bleibt nur noch die Frage, was eigentlich mit dem zusammengefegten Granulat und Split passiert. Nun, der wird recycelt, das heißt gewaschen, vom Müll getrennt und anschließend verwendet, um die Straßen auszubessern. Die sind nach dem langen Frost voller Schlaglöcher. Aber das ist noch einmal ein ganz anderes Thema.

Autorin: Sabine Kinkartz

Redaktion: Kay-Alexander Scholz