Bildband: Kinder des Jahrhunderts der Kriege
Als Kind Krieg zu erleben, ist überall dasselbe, meint Fotograf Dominic Nahr. Im Bildband "Ich lebe" stellt er elf Kinder aus Krisenregionen vor.
Amal*, Libanon
Amal (*Name geändert), floh mit sieben Jahren aus dem belagerten Homs in Syrien. Heute lebt die Elfjährige, ein eher trauriges und ruhiges Mädchen, in einem Flüchtlingslager im Libanon. Dennoch strahlt sie in diesem Porträt von Dominic Nahr ein unerwartetes Vertrauen aus. Diese innere Stärke beeindruckte den Fotografen sehr - und inspirierte ihn zu der Serie über junge Kriegsüberlebende.
Evelyne Brix, Deutschland
Der Bildband "Ich lebe" würdigt das 100. Jubiläum von "Save the Children". Darin erzählen Zeitzeugen aus jedem Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts, wie sie als Kind den Krieg erlebten - und von der Kinderrechtsorganisation Hilfe erfuhren. Das Bild zeigt Evelyne Brix, die sich noch gut an die Mahlzeiten erinnert, die "Save the Children" 1946 in Berlin austeilte. Damals war sie 14 Jahre alt.
Vanessa Ntakirutimana, Ruanda
Vanessa war fünf Jahre alt, als die Tutsi 1994 innerhalb von 100 Tagen rund eine Million Hutu in Ruanda töteten. Gemeinsam mit der Mutter und den beiden Geschwistern gelang ihr die Flucht - doch sie wurden unterwegs getrennt. Trotz einer von "Save the Children" initiierten Suche wurden ihre Eltern nie gefunden. Dieser Verlust sei immer noch in Vanessas Blick zu spüren, sagt Fotograf Dominic Nahr.
José David Ríos*, Kolumbien
Neben Porträts sind in dem Buch historische Fotos der jeweiligen Konflikte zu sehen. Alte Polaroids halfen oft dabei, ehemalige Kinder von "Save the Children"-Hilfsprogrammen zu finden. Rechts im Bild ist der 17-jährige Kolumbianer José mit seinen Freunden zu sehen (*Name geändert). Als er neun Jahre alt war, gelang er in die Schlusslinie von der Rebellenarmee FARC und den Regierungstruppen.
Afghanistan
Dominic Nahr fotgrafierte für den Bildband auch dokumentarische Situationen aus dem Alltag der Überlebenden und den Landschaften, die sie umgeben. Negative ausgewählter Fotoserien wechseln sich mit Farbaufnahmen ab - und erzeugen so den Eindruck, dass es sich um einen vergangenen Konflikt handelt, der aber bis heute noch Spuren hinterlässt.
Erich Karl, Deutschland
Die größte Herausforderung bestand darin, Überlebende des Ersten Weltkriegs zu finden. Schließlich wurde die Kinderrechtsorganisation damals ins Leben gerufen, um hungernden Kindern in Deutschland und Österreich-Ungarn zu helfen. Und tatsächlich fand sich ein Zeitzeuge: Erich Karl erinnert sich noch an die heiße Schokolade, die 1919 an ihn ausgeteilt wurde. In diesem Jahr wird er 107 Jahre.
Rajiya*, Bangladesch
Der Bildband "Ich lebe" porträtiert neben den zehn Überlebenden auch ein "Baby der Hoffnung": Rajiya* (Name geändert) ist eines von 119 Babys, die zwischen Juli 2018 und Mai 2019 in einem Flüchtlingslager geboren wurden, das "Save the Children" für aus Myanmar geflohene Rohingya unterstützt. Heute wachsen geschätzte 415 Millionen Kinder in Konfliktregionen auf.