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Bundespräsident Rau in Afrika

Judith Hartl16. März 2004

Seine letzte Dienstreise ins Ausland führt Bundespräsident Rau nach Afrika: nach Nigeria, dem bevölkerungsreichsten Land Afrikas, nach Tansania und zu den deutschen Marinesoldaten nach Dschibuti.

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Strassenszene in Nigerias Hauptstadt LagosBild: AP

Johannes Rau ist vom 16. bis 24. März 2004 in Afrika unterwegs; es wird seine letzte Amtsreise als Bundespräsident sein. Erste Station ist Nigeria, das mit mehr als 130 Millionen Einwohnern bevölkerungsreichste Land Afrikas und für Deutschland ein wichtiger Wirtschaftspartner, aber auch ein wichtiger Partner bei der Suche nach regionalen Friedenslösungen. Weiter geht es nach Tansania, einem traditionell besonders eng mit Deutschland verbundenem Land Afrikas. Zum Abschluss besucht Rau die Bundeswehrsoldaten, die seit 2002 in Dschibuti am Horn von Afrika im Rahmen der Terrorbekämpfungs-Aktion "Enduring Freedom" stationiert sind.

Bundespräsident und Frau
Johannes Rau und Gattin ChristinaBild: AP

Gegenüber der Deutschen Welle sagte der Bundespräsident: "Ich glaube, solche Reisen sind unverzichtbar, sie sind im deutschen Interesse. Wir sind in einem globalen Dorf, und ob es uns da gelingt, mit unserer Stimme Sinnvolles und Nützliches zu sagen, das ist eine Frage, die geht auch uns als Deutsche an. Und deshalb mache ich solche Reisen, obwohl ich gestehe, manchmal ist das ein bisschen mühevoll und man freut sich auf die Ferien, die da kommen."

Wirtschaftlich interessantes Nigeria

Johannes Rau wird bald öfter Ferien haben, denn der Afrika-Besuch ist die letzte Reise, die er in seiner Funktion als Bundespräsident unternehmen wird. Nigeria, die erste Station, ist für Deutschland besonders interessant, meint Stefan Mair von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin: "Nigeria ist nach Südafrika mit Abstand der wichtigste Wirtschaftspartner für Deutschland, sowohl in Bezug auf Investitionen als auch in Bezug auf Außenhandel, natürlich weitgehend in Richtung Öl."

Zwei Tage wird Johannes Rau in Nigeria verbringen. Einen Tag in der Hauptstadt Abuja und einen Tag im Norden, in Kano - also im muslimischen Zentrum des Landes. Immerhin leben in Nigeria zwischen 50 und 60 Millionen Muslime, so viele wie nirgendwo sonst in Afrika.

Daher gibt es auch Bestrebungen, das islamische Recht in Nigeria einzuführen. Die Situation sei insgesamt schwierig für die Bevölkerung, meint Stefan Mair, dennoch sei es keine Massenbewegung, die einen islamischen Staat im Norden Nigerias ausrufen wolle.

Friedenssicherung in Westafrika

Was Nigeria für Deutschland besonders interessant macht, ist das starke Engagement des Landes in Sachen Friedenssicherung. Unter Präsident Olesegun Obasanjo hat sich Nigeria im sogenannten "Peace-Keeping" profiliert, also an friedenserhaltenden oder -wiederherstellenden Maßnahmen in Bürgerkriegsregionen wie in Liberia oder Sierra Leone.

Nach Nigeria geht es für den Bundespräsidenten Richtung Osten nach Tansania. Das Land ist zunächst einmal für seine wilden Tiere bekannt, für seine spektakulären Nationalparks wie die Serengeti und Afrikas höchsten Berg, den Kilimandscharo. Dieses Land ist aber auch einer der engsten Partner Deutschlands in der Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika, es gibt bereits seit Jahrzehnten eine große Affinität der tansanischen Elite zu Deutschland. Für die deutsche Außen- und Entwicklungspolitik ist Tansania einer der verlässlichsten und angenehmsten Partner.

Tansania: Arm aber hilfsbereit

Kilimanjaro
Kilimanjaro, KilimandjaroBild: AP

Tansania ist aber auch eines der ärmsten Länder Afrikas, die wirtschaftliche Entwicklung ist schwach. Dennoch ist die Rolle Tansanias für die ostafrikanische Region recht bedeutend, versichert Stefan Mair von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin: "Man hat außenpolitisch eher ein niedriges Profil, trägt aber dennoch zur Stabilisierung bei. Der Hauptbeitrag ist, dass Tansania sehr viele Flüchtlinge aus Ruanda und Burundi aufgenommen hat, verbunden mit hohen Kosten. Das ist ein großer Verdienst Tansanias, sich um diese Flüchtlinge zu kümmern."

Insgesamt vier Tage wird Bundespräsident Johannes Rau in Tansania verbringen. Unter anderem wird er mit Präsident Benjamin William Mkapa zusammentreffen, er wird mit dem Präsidenten des Internationalen Strafgerichtshofs für Ruanda sprechen, Entwicklungsprojekte besuchen und natürlich auch die faszinierende Natur Tansanias kennen lernen. Und danach vielleicht doch ein bisschen wehmütig von seiner letzten Reise als Bundespräsident nach Berlin zurückkehren.