Machtdemonstration mit Militärparade
2. Oktober 201915.000 Soldaten, mindestens 160 Flugzeuge und über 550 andere militärische Fahrzeuge wie Panzer, Raketen und Drohnen präsentierte Chinas Volksbefreiungsarmee auf der Parade zum 70. Jahrestag der Volksrepublik China. Neben Präsident Xi Jinping waren Premier Li Keqiang und die ehemaligen Staats- und Regierungschefs Jiang Zemin und Hu Jintao anwesend. Xi erklärte in grauer Mao-Jacke: "Keine Macht kann die Chinesen oder die chinesische Nation aufhalten."
Die Deutsche Welle fragt Gabriel Dominguez vom Fachmagazins IHS Jane's Defence Weekly in London, ob China militärisch so stark ist, um den Erwartungen von Xi Jinping gerecht zu werden. Der Rüstungsexperte ist sich sicher: "Die Parade war in vielerlei Hinsicht bemerkenswert, nicht nur wegen ihrer Größe, sondern auch wegen der Waffensysteme, die gezeigt wurden." Diese verdeutlichten nämlich, mit welchem ungeheuren Tempo China seine Armee modernisiert, so Dominguez weiter.
Technologische Neuerungen
Dominguez verweist auf einige Beispiele. Die Leistungseinschätzung der Waffensysteme basieren auf der Expertise von IHS Jane's Defence:
Daneben zeigte China auch neue Raketen, die von U-Booten gestartet werden können, neue strategische Bomber, Hubschrauber und Panzer.
Botschaft an die Welt
Mit der Parade gehe es China nicht nur darum, zu zeigen, welche Neuerungen die Volksbefreiungsarmee zu bieten hat, sondern auch darum, eine Nachricht an die Nachbarstaaten und potentielle Gegner der Volksrepublik zu senden. "China will den Abstand zu anderen Staaten aufholen, die USA überflügeln und letztlich die Kriegsführung zu seinen Gunsten ändern", sagt Dominguez.
Dabei setze die Volksrepublik in den letzten Jahren verstärkt auf offensive Waffensysteme, "um über Chinas Grenzen hinaus Einfluss auszuüben." Nicht ohne Grund hätten die USA China als "fast gleichrangigen Konkurrenten" klassifiziert.
Dass China nicht nur die Möglichkeiten, sondern auch den Willen hat, davon Gebrauch zu machen, zeige das robuste Auftreten etwa im Ost- und im Südchinesischen Meer. Zwar behaupte die Volksbefreiungsarmee, dass der Bau künstlicher Inseln und die Ausstattung derselben mit Flugplatz und militärischer Ausrüstung im Südchinesischen Meer rein defensiver Natur seien, aber "andere Staaten, insbesondere Chinas Nachbarn, sind alarmiert."
In Chinas "Weißbuch zur Verteidigung" betont Peking die Wiedervereinigung mit Taiwan, aus Chinas Sicht einer abtrünnigen Provinz. Das militärisch zu ermöglichen, sei eine zentrale Anforderung an die Volksbefreiungsarmee.
Wie weit ist China?
Doch wie einsatzbereit sind die Waffen tatsächlich? In der Vergangenheit war es üblich, dass die Volksbefreiungsarmee nur einsatzfähige Waffensysteme zeigte. Dieses Jahr ist eine Beurteilung schwieriger, wie Dominguez erklärt. Die Drohne GJ-11 beispielsweise wurde erst vor Kurzem in Dienst gestellt. Über ihre Einsatzbereitschaft lässt sich deswegen nur spekulieren. Aber die Volksbefreiungsarmee selbst erklärte auf einer Pressekonferenz eine Woche vor der Parade, dass alle Systeme aktiv in Dienst stünden.
China etabliert sich insgesamt klar als regionale Militärmacht. Bereits 2017 erklärte US-General Joseph Dunford, der bis September 2019 Vorsitzender des Vereinigten Generalstabs der Streitkräfte der Vereinigten Staaten war: "Der Vorsprung der USA erodiert und er ist längst nicht mehr so groß wie in der Vergangenheit." China zielt insbesondere darauf, die Manövrierfähigkeit der USA in Asien einzuschränken. Mittelfristig sollen die USA, die in Asien mit Japan, Südkorea, aber auch mit den Philippinen und Thailand enge militärische Beziehungen unterhalten aus der Region gedrängt werden. Dominguez sagt dazu: "Das ist ein noch ein langer Prozess und es ist einfacher gesagt, als getan."