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CRISPR-Babys: Erfolg fraglich

Sophia Wagner
4. Dezember 2019

Vor etwa einem Jahr verkündete He Jiankui die Geburt der ersten gentechnisch veränderten Menschen. Sein jetzt veröffentlichter Forschungsbericht stellt seinen umstrittenen Erfolg allerdings in Frage.

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Hong Kong - He Jiankui bei Konferenz zu Gentechnik am Menschen
Bild: Getty Images/AFP/A. Wallace

Im November 2018 sorgte die angebliche Geburt von zwei gentechnisch veränderten Babys in China weltweit für Entsetzen. Auf YouTube hatte der verantwortliche Wissenschaftler verkündet, ihr Erbgut mithilfe der Genschere CRISPR/Cas so verändert zu haben, dass die Babys sich nicht mit HIV anstecken könnten. Beweise legte er jedoch nicht vor. Auch die Identitäten der Zwillings-Mädchen, die unter den Pseudonymen Lulu und Nana bekannt sind, wurden nicht freigegeben.

Jetzt sind erstmals Auszüge aus dem angeblichen Forschungsbericht des chinesischen Wissenschaftlers im Magazin Technology Review veröffentlicht worden – zusammen mit einer Einschätzung des Berichtes durch vier Experten. Sie halten die Aussagen He Jiankuis zum Erfolg der gentechnischen Manipulation für stark zweifelhaft. 

Der Wissenschaftler hatte behauptet, eine natürlich vorkommende Mutation, die gegen HIV schützt, ins Erbgut der Mädchen eingebaut zu haben. Die Daten im Forschungsbericht können das allerdings nicht bestätigen. Vielmehr würden die dargestellten Gensequenzen der natürlichen Mutation lediglich ähneln. Ob die Veränderungen einen Schutz gegen HIV darstellen, wurde nicht getestet. Die Behauptungen He Jiankuis seien damit eine "unverhohlene Falschdarstellung", urteilten die Wissenschaftler. 

China Shenzhen - Embryo, Cas9 Protein und sgRNA unter Mikroskop
In ein Embryo wird unter dem Mikroskop Cas9 injiziertBild: picture-alliance/AP Photo/M. Schiefelbein

Außerdem könne aufgrund der vorliegenden Daten nicht ausgeschlossen werden, dass der Eingriff in die DNA zu weiteren, unbeabsichtigten Mutationen geführt hat. Solche sogenannten Off-Target-Effekte treten in Zusammenhang mit Genmodifikationen häufig auf und können zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen führen. 

Die Zwillinge sind laut des chinesischen Wissenschaftlers durch künstliche Befruchtung gezeugt worden. Er habe die DNA der Mädchen verändert, um sie vor einer Ansteckung durch ihren HIV-infizierten Vater zu schützen. Ein Schutz vor HIV kann heutzutage aber auch auf anderem Wege erreicht werden.

Die Krankheit des Vaters könnte trotzdem eine ausschlaggebende Rolle bei der Entscheidung der Eltern für die gentechnischen Behandlungen gespielt haben. Denn HIV-Infizierte dürfen in China keine Fruchtbarkeitsbehandlungen machen lassen. Es ist deshalb denkbar, dass das Paar der Genmanipulation nur zugestimmt hat, um solch eine Behandlung zu erhalten. Das vermuten zumindest die Experten, die von Technology Reviews hinzugezogen wurden. 

Technology Reviews hatte den unveröffentlichten Forschungsbericht mit dem Titel "Birth of Twins After Genome Editing for HIV Resistance” per Email erhalten. Die Quelle wurde nicht bekanntgegeben.

Sowohl von He Jiankui als auch von den Mädchen Lulu und Nana fehlt derweil jede Spur – bis heute sind keine Details über den Verbleib des suspendierten Wissenschaftlers und über den Gesundheitszustand der Kinder bekannt.