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CHIO Aachen: André Thieme holt Großen Preis im Springreiten

7. Juli 2024

Der Deutsche entscheidet den wichtigsten und renommiertesten Wettbewerb der Welt im Springreiten für sich. Dabei ist er eigentlich gar nicht qualifiziert und gewinnt dennoch - allerdings erst in einem engen Stechen.

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Springreiter Andre Thieme auf dem Pferd Chakaria springt über ein Hindernis
Erst enttäuscht und wenige Tage später Sieger im wichtigsten Springreiten der Welt: André ThiemeBild: Uwe Anspach/dpa/picture alliance

Es war eigentlich keine gute Turnierwoche für André Thieme beim CHIO in Aachen. In den großen Prüfungen landete er zunächst nicht weit vorne und auch im Nationenpreis leistete er sich zwei Abwürfe, die mit ein Grund dafür waren, dass die deutsche Equipe nur den sechsten Platz belegte. Seine Chance, als vierter Reiter und damit als Ersatzmann noch ins Team für die Olympischen Spiele in Paris zu rutschen, hatte er damit verpasst. 

"Es läuft einfach nicht, die anderen waren besser", sagte er in einem Interview mit dem deutschen Fernsehen am Freitag und war sichtlich enttäuscht. Da wusste er allerdings noch nicht, dass sein großer Moment und der "goldene Abschluss" beim CHIO, dem sogenannten "Weltfest des Pferdesports" erst noch kommen sollte.

Als Nachrücker zum größten Sieg der Karriere

Denn zwei Tage später jubelte Thieme ausgelassen und wurde von über 40.000 begeisterten Zuschauern im Aachener Reitstadion gefeiert, nachdem er in einem spannenden Wettbewerb auf seiner Stute Chakaria den Großen Preis von Aachen gewonnen hatte. Offenbar waren die abgefallene Anspannung nach dem verpassten Ziel Olympiateilnahme und die damit verbundene neue Lockerheit entscheidend für den Erfolg. Für den 49-jährigen Thieme, der immerhin bereits dreimal das traditionsreiche Deutsche Derby im Springreiten in Hamburg gewonnen hat und 2021 Einzel-Europameister wurde, ist es der größte Sieg seiner Karriere.

André Thieme und seine Stute Chakaria
Sei Jahren ein erfolgreiches Paar: André Thieme und seine Stute ChakariaBild: Jenny Musall/DeFodi Images/picture alliance

"Ich hatte mit Chakaria schon sehr emotionale Moment aber hier in Aachen ist es definitiv anders. Der Große Preis von Aachen ist ein Lebenstraum für jeden Reiter", sagte Thieme bei der anschließenden Pressekonferenz und scherzte. "Wäre ich zwei Jahre älter, würde ich wahrscheinlich sagen: Das war's, ich höre auf."

Dabei wäre Thieme an seinem größten Tag eigentlich gar nicht dabei gewesen. Nur die 40 besten Reiter der Aachener Turnierwoche qualifizieren sich für den Großen Preis. Thieme lag in der Qualifikationsliste aber nur auf Rang 42. Doch da zwei Reiter kurzfristig auf ihren Start verzichteten, rutschte Thieme am Samstag doch noch ins Starterfeld. Und am Ende jubelte er über den Sieg und durfte sich über ein Preisgeld von 500.000 Euro freuen.

"Ich habe es schon öfter gesagt: Ich liebe Chakaria genauso sehr wie meine Frau", sagte Thieme. "Sie liebt Chakaria auch - besonders wenn ich jetzt mit diesem Siegerscheck zurückkomme."

Vogel patzt am letzten Sprung

Denkbar knapp setzte er sich im Stechen vor McLain Ward aus den USA auf Ilex und Richard Vogel aus Deutschland auf United Touch durch. Insgesamt neun Paare hatten den 1. Umlauf fehlerfrei absolviert, darunter mit Vorjahressieger Marcus Ehning auf Coolio, Thieme, Vogel und Kendra Claricia Brinkop auf Tabasco de Toxandria auch vier aus Deutschland. Die 18 besten Paare des 1. Umlaufs waren auch im 2. Umlauf noch dabei.

Springreiter Richard Vogel aus Deutschland auf dem Pferd United Touch springt über ein Hindernis
Schnell aber nicht ganz fehlerfrei: Richard Vogel reißt nur am letzten Hindernis eine StangeBild: Uwe Anspach/dpa/picture alliance

Dort blieben Ward, der Schweizer Martin Fuchs auf Leone Jei, Thieme und Vogel erneut ohne Abwurf und Zeitfehler und es ging mit vier Paaren ins Stechen. Ward legte in 41,02 Sekunden einen fehlerfreien Ritt vor. Fuchs leistete sich einen Fehler. Dann kam Thieme, blieb fehlerfrei und unterbot Wards Zeit mit 39,77 Sekunden.

Als letzter Reiter absolvierte Vogel den Parcours. Er war zwar schneller als Thieme und sah bereits wie der Sieger aus, riss aber denkbar knapp das letzte Hindernis.

Hohes Prestige, enormes Preisgeld

Der Große Preis im Springreiten bildet traditionell den krönenden Abschluss des Aachener Reitturniers. Die Prüfung bildet seit 2013 gemeinsam mit dem Spruce Meadows "Masters" in Kanada, dem Großen Preis von Genf in der Schweiz und dem "Dutch Masters" in s'-Hertogenbosch in den Niederlanden den "Rolex Grand Slam der Springreiter", bei dem es sehr viel Geld zu gewinnen gibt.

Springreiter Andre Thieme sitzt nach seinem Sieg beim Großen Preis beim CHIO Aachen  auf seiner Stute Chakaria und zeigt mit herausgestreckter Zunge auf seinen Namen auf der Siegertafel
Auf dieser Wand möchte jeder Reiter seinen Namen sehen: André Thieme hat es in die Siegerliste beim Großen Preis von Aachen geschafftBild: Frank Heinen/rscp-photo/picture alliance

Wer bei zwei dieser Majors hintereinander erfolgreich ist, erhält zusätzlich zum normalen Preisgeld 500.000 Euro extra. Bei einem dritten Sieg, steigt der Bonus auf eine Million Euro. Sollte sogar ein vierter Sieg in Folge gelingen, wird das mit einer weiteren Million Euro belohnt. Reiterinnen und Reiter müssen dabei allerdings nicht mit demselben Pferd siegreich sein.

Isabell Werth brilliert und sichert sich Olympia-Ticket

Vor dem spannenden Showdown bei den Springreitern endete der Große Preis von Aachen in der Dressur mit einem überlegenen Erfolg von Isabell Werth. Die siebenmalige Olympiasiegerin setzte sich auf ihrer Stute Wendy mit der hohen Wertung von 89,905 Prozent vor vor Frederic Wandres auf Bluetooth (83,010) und Ingrid Klimke auf Franziskus (81,385) durch.

Werth hatte vor dem Aachener Turnier noch um ihr Olympia-Ticket bangen müssen. Kurz nach dem Wettbewerb erhielt sie die gute Nachricht, dass sie für die deutsche Equipe nach Paris fahren wird und damit zum siebten Mal in ihrer Karriere bei den Olympischen Spielen dabei sein wird. "Ich bin megastolz, es ist ein unfassbar tolles Pferd." Wendy habe "so einen tollen Charakter und so ein Herzblut", schwärmte die 54-Jährige: "Es ist einfach unglaublich."

Wandres und Klimke sind ebenfalls in Paris dabei, Klimke jedoch als Ersatzreiterin. Die Doppel-Olympiasiegerin von Tokio, Jessica von Bredow-Werndl, war mit ihrer Stute Dalera bereits vor Aachen qualifiziert.