Computer zum selber bauen
26. Dezember 2015Ob technikinteressiertes Schulkind, angehender Informatiker, oder einfach nur Eltern, die etwas tiefer in die Gaming-Welt ihrer Sprösslinge eintauchen möchten. Dieses Weihnachtsfest ist eine gute Gelegenheit, eine etwas andere Spielerei zu verschenken. Ich erkläre Ihnen hier, warum es auch für Sie noch nicht zu spät ist, einzusteigen.
Selbst ganz normale Computer waren bei Kindern schon immer ein gern gesehenes Geschenk. Ich erinnere mich noch gut daran, als meine Eltern mich fragten, ob ich mir einen Computer oder ein Saxophon zu Weihnachten wünsche. Das war eigentlich die perfekte Chance, ihrem Spross eine Karriere als Jazzmusiker aufzuerlegen - aber sie ließen mir die Wahl, und ich entschied mich für einen PC.
Heiligabend lagen dann zwei große Kartons unterm Baum. Ein Atari 1040 ST - für mich! Aber nach kurzer Freude folgte auch schon die Ernüchterung: Als ich den Computer anschloss, funktionierte der nagelneue Monitor nicht. Ich war beleidigt - was auch sonst? Hätte ich damals etwas mehr Ahnung von PCs gehabt, hätte ich die Sache wahrscheinlich kurzerhand selbst in die Hand genommen.
Das ist ungefähr 20 Jahre her. Seitdem hat sich viel getan. Heutzutage gibt es ganze "Do it yourself-Sets" (DIY), mit denen Kinder spielend das Innenleben von Computern verstehen lernen. Aber auch für mich - und höchstwahrscheinlich auch für Sie - ist es noch nicht zu spät, ein bisschen aufzuholen. Warum lesen Sie hier:
1) Computer-Baukästen sind günstig
Der Raspberry Pi Minicomputer war einer der ersten wirklich preiswerten Starterkits zum Selberbauen. Er war ein sogenannter "Barebone" - ein einfacher Knochen eben, denn Raspberry Pi bestand nur aus einem Motherboard mit einigen Anschlüssen - dafür aber unendlich vielen Möglichkeiten.
Danach löste Raspberry Pi 2 das Rechensystem ab. Der Preis hierfür betrug - wie beim Vorgängermodell - etwa 35 US-Dollar.
Technisch hat sich seitdem viel getan - optisch nicht. In diesem Jahr veröffentlichte die "Raspberry Pi Foundation" das Pi Zero. Die Organisation hatte ursprünglich geplant, ein teureres und leistungsfähigeres Modell zu entwickeln.
Eric Schmidt, ehemals Google-Chef und jetzt Chairman der Alphabet-Tochter, riet dem Mitgründer von Raspberry Pi, Eben Upton, von dieser Idee ab. Sein Vorschlag: Sie sollten lieber einen Computer entwickeln, der so günstig wie möglich ist. Sein Argument: Für die Konkurrenz würde es schwierig, gegen einen Preis von fünf US-Dollar anzukommen.
2) DIY-Sets erklären Programmieren für Laien
Auch der Kano-Computer ist ein Bausatz und kostet 99 US-Dollar. Hier sind zusätzlich ein tragbarer Monitor und eine Tastatur mit im Set dabei.
Die meisten Raspberry Pi-Nutzer verbinden ihre Systeme mit dem Fernseher. Mit Kano funktioniert das auch - was besonders interessant für die Bastler ist, die sich das Geld für einen zusätzlichen Bildschirm sparen möchten.
Einen vollständigen Computer nachzubauen, ist aber gar nicht das primäre Ziel dahinter. Den Firmen der Baukästen ist es wichtiger, Kinder für das Programmieren zu begeistern. Und ihnen schon in jungen Jahren die Technik hinter dem Desktop begreifbar zu machen.
3) Selbstverständlich Bauen und Programmieren
Programmieren - oder Coding - ist "das neue ABC". Stimmt wahrscheinlich. Organisationen wie code.org zum Beispiel wollen Kinder schon seit Jahren in der Schule dafür begeistern. Sie fordern Informatik als Pflichtfach - was irgendwie auch naheliegt, da Codes heute schon unsere Zukunft bestimmen.
Diese Programmiercodes sind zum Teil vor Jahrzehnten geschrieben worden - was nicht unbedingt gut sein muss. Denn es lassen sich heute noch immer Bugs und Schlupflöcher in Verschlüsslungen finden, die geschrieben wurden als es noch ganz andere Standards gab. Die sind mittlerweile veraltet - auch deshalb ist es umso wichtiger, die Funktionsweise von Computern von Grund auf zu verstehen.
Wer jedoch erst einmal auf den Kauf von Hardware verzichten möchte, kann auch mit Apps oder mithilfe von Webseiten Programmiersprache lernen, etwa über Hopscotch oder Codecademy.
4) Und dann: vom Code zum Roboter
Dafür braucht es ein Raspberry Pi, einen Arduino-Roboter und ein wenig Wissen über die Programmiersprache Python - und schon kann es losgehen! Auch wenn das jetzt etwas einfacher klingt als es wirklich ist. Entscheidend aber ist: Mittlerweile ist es relativ einfach, Befehle für Roboter zu programmieren. Außerdem teilen viele Nutzer ihre Entdeckungen und Erfindungen im Internet, die sich ganz einfach nachbauen lassen.
Mein neuester Fund ist littleBits - perfekt für Menschen wie mich, die seit der Schulzeit keinen Lötkolben mehr in der Hand hatten. Die kleinen Steine werden mit Magneten zusammengehalten und selbst ich lerne schnell, wie verschiedene Komponenten miteinander wirken. Dabei entstehen kleine Roboter, Synthesizer und andere technische Spielereien.
5) Weniger Elektroschrott durch DIY-Computer
Elektroschott macht einen großen Teil des weltweiten Mülls aus. Besonders viel stammt von ausrangierten Computern - die eigentlich noch funktionieren, oder zumindest brauchbare Komponenten enthalten.
Es braucht nur etwas Inspiration.
Viele professionelle Computerspieler würden eher Monate damit verbringen, die richtigen Einzelteile für ihre selbst zusammengeschusterten PCs zu beschaffen als ein fertiges Produkt von der Stange zu kaufen.
"Do it yourself" - genau davon sollte auch die Rede sein, wenn wir von PCs oder personalisierten Gadgets reden. Das ist meist jedoch nicht der Fall. Viel zu oft ist die Rede von Geräten, die Milliarden andere Menschen auch besitzen. Wer wirklich etwas Individuelles haben möchte, der muss etwas Neues schaffen.