Bundeskunsthalle zeigt Wetterausstellung
7. Oktober 2017Sie heißen Irma, Matthew oder Xavier und bringen Stürme, Flutwellen und kaputte Häuser mit sich. Extreme Naturgewalten wie zuletzt in den USA, als Hurrikan Harvey Texas lahmlegte, werfen die Frage auf, wie es um das Klima weltweit steht.
Auch vor der Haustür häufen sich die Unwetter. Gerade erst hat der Orkan Xavier Deutschlands Bahnverkehr lahmgelegt, Bäume entwurzelt, Menschenleben gefordert. Das Thema Wetter liegt im wahrsten Sinne des Wortes in der Luft. Allerdings scheint beim Kampf "Kapitalismus gegen Klima" Letzteres den Kürzeren zu ziehen. Schon jetzt treibt der Klimawandel Tausende Menschen in die Flucht. Nicht nur Kriege, sondern auch die Folgen der Erderwärmung sorgen dafür, dass ganze Regionen ausdünnen. Die Folgen der Erderwärmung sind überall sichtbar: Der Indische Ozean frisst Inseln auf, und was Eisschmelze bedeutet, lässt sich inzwischen sogar an den Alpen ablesen.
Klimagipfel in Bonn im November
Die Gefahren des Klimawandels sind auch beim internationalen Klimagipfel COP 23 in Bonn Thema, der jährlichen Konferenz der Vertragsstaaten der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (6. bis 17. November 2017). Die Bundeskunsthalle, die sich nur wenige hundert Meter vom Gipfel entfernt befindet, lädt mit ihrer Ausstellung "Wetterbericht. Über Wetterkultur und Klimawissenschaft" zu einem turbulenten Rundumschlag, indem sie fragt: Wie hat sich das Wetter in Kunst und Kultur verewigt?
Schon immer war das Wetter für die Menschheit wichtig. Wettergötter wurden im Laufe der Jahrhunderte durch professionell erstellte Wettervorhersagen ersetzt. Die erste Wetterstation entstand 1780. Die "Societas Meteorologica Palatina" wurde von Kurfürst Carl Theodor von der Pfalz gegründet. Das Sammeln von Wetterdaten und der Vergleich waren das Ziel des Mannheimers. Auch der Aberglaube unter Seeleuten, wie er in einem Wörterbuch des Aberglaubens in der Ausstellung zitiert wird, dass das Pfeifen auf dem Meer Sturm verursacht, wich der Aufklärung, die mit Hilfe von Hygrometern, Barometern und Thermometern vorangetrieben wurde.
Exponate verschiedenster Art
Zu den rund 400 Ausstellungsstücken in der Bundeskunsthalle, die bis zum 4. März 2018 in Bonn zu sehen sind, gehören Gemälde berühmter Künstler wie William Turner, Gustave Courbet oder auch Gerhard Richter. Zudem erzählen zahlreiche kulturhistorische Objekte wie die Regenbringer-Figuren der Pueblo-Indianer aus dem Südosten der USA, wie indigene Völker das Wetter erlebten. Auch ein Fußballschuh von Fritz Walter liegt in einer Vitrine: Er verhalf der deutschen Nationalmannschaft 1954 zum Sieg, weil die Fußballer mit ihren Stollen auf dem regennassen Untergrund nicht wegrutschten.
Ein Tag zum Nacherleben
Das Konzept der Schau basiert auf einem Tagesablauf. Im ersten Kapitel, Morgendämmerung, wird die Entstehung von Tautropfen genauso erklärt wie Luft- und Wolkenströmungen auf einem virtuell animierten Globus. Das sechsteilige Wolkengemälde von Gerhard Richter basiert nicht auf Naturbeobachtungen, sondern auf Fotografien und spielt mit dem Wunsch der Menschen, die Natur möglichst genau festzuhalten.
In zwölf Unterkapiteln führt die Ausstellung in die verschiedenen Wetterszenarien ein: Sonne, Luft, Regen, Schnee, Gewitter. Der ARD-Meteorologe Karsten Schwanke zitiert auf einem Monitor aus einem Lexikon des Aberglaubens.
Eine Überfülle an Exponaten, wie der erste Regenschuh, entworfen von Charles Mackintosh, oder Regenschirme aus aller Herren Länder und Epochen, räumen auch den alltäglichen Drangsalen des Wetters einen Platz ein. Sogar die Wetterhäuschen mit Sonnenfrau und Regenmann sind zu sehen. Die bekannten Souvenirs arbeiten mit Rosshaaren, die sich je nach Luftfeuchtigkeit ausdehnen, was die Frau oder den Mann aus ihrem Versteck lockt. Den größten Anteil aber haben kunsthistorisch bedeutsame Werke, die belegen, dass Künstler sich vor allem in der Romantik mit der emotionalen Seite des Wetters beschäftigten.Blitze zum Anfassen
Am Ende der Ausstellung geht es laut zu: In einem Gitterkäfig werden echte Blitze erzeugt. Mit Kettenhandschuhen können die Besucher gefahrlos in den Käfig hineingreifen und den Blitz berühren. Der turbulente Rundgang lässt nichts aus und zeigt das Wetter in seinen schillerndsten Farben. Sogar ein originalgetreues Modell des ersten Wettersatelliten, den die USA am 1. April 1960 ins All schossen, steht in der Bundeskunsthalle.
Trotz des informativen Rundumschlags kann man sich allerdings nicht des Eindrucks erwehren, dass beim Schwelgen in Erinnerungen an alte Gerätschaften, Regenschutzumhänge und historische Gemälde die Brisanz des Themas Klimawandel zu kurz kommt. Da wäre es schön gewesen, wenn statt in die Vergangenheit in die Zukunft geschaut worden wäre. Nur so kann der Besucher den Ernst der Lage verstehen und Verantwortungsbewusstsein übernehmen.