Sportverbot für Janik Möser
30. November 2020Ein positiver Corona-Test und alles ist plötzlich anders - für Janik Möser. Der Eishockey-Profi, der für die Grizzlys Wolfsburg in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) spielt, wurde im Oktober getestet. Ergebnis: COVID-19. Nach zehn Tagen in Isolation sollte er eigentlich ins Training zurückkehren, so wie viele andere Top-Athleten verschiedenster Sportarten auch. Doch dann wiesen medizinische Untersuchungen bei Möser eine Herzmuskelentzündung nach, wahrscheinlich hervorgerufen durch das Coronavirus. Bis mindestens Januar darf der 25-Jährige nun keinen Sport treiben.
Bekleidet mit einem Kapuzenpullover und einer Mütze, die die langen Haare versteckt, saß der Eishockey-Profi am vergangenen Mittwoch in einer digitalen Presserunde und erzählte von seiner Erkrankung und deren Folgen. "Der Verlauf war relativ mild, ich hatte leichte Symptome und habe mich nie extrem krank gefühlt", schilderte er. Er war auf dem Sprung zurück ins Training, bevor er doch noch rechtzeitig gebremst wurde.
Janik Möser muss sich nun schonen
Sein Mannschaftsarzt Dr. Axel Gänsslen erklärte: "Bei der Charité in Berlin hat eine Untersuchung gezeigt, dass eine Herzmuskelentzündung vorliegt. Das kann ein Auslöser für einen plötzlichen Herztod sein.“ Dementsprechend habe man reagieren müssen, betonte der Mediziner. Möser selbst sagte, er habe Glück gehabt, dass er diesen Befund überhaupt bekommen habe.
Der gebürtige Mannheimer, der zwischenzeitlich auch in den USA an einem College Eishockey spielte, darf aktuell nur Spazierengehen und muss dabei immer seine Herzfrequenz im Blick behalten, denn sportliche Aktivitäten sind tabu. Möglich ist, dass er auch im Januar noch nicht trainieren darf, denn eine Herzmuskelentzündung kann Monate zum Ausheilen brauchen - ein gut trainierter Profisportler, für Monate auf Eis gelegt durch COVID-19.
COVID-19 "nicht auf die leichte Schulter nehmen"
An der Deutschen Sporthochschule in Köln erforscht Prof. Dr. Hans-Georg Predel mit seinem Team, welche Auswirkungen eine Corona-Infektion auf die Gesundheit und Leistungsfähigkeit von Sportlern haben kann. "Es ist fast schon irreführend, COVID-19 als eine ‚neuartige Lungenkrankheit‘ zu bezeichnen", stellte er im Gespräch mit der Deutschen Welle klar. "Ganz häufig greift das Virus auch das Herz-Kreislauf-System an." Er rät dazu, Sportler "routinemäßig und engmaschig" auf Schädigungen und Unregelmäßigkeiten zu untersuchen.
"COVID-19 kann auch im jungen Erwachsenenalter zu erheblichen Veränderungen im Bereich des Herzens führen", bestätigte auch Wolfsburgs Mannschaftsarzt Dr. Gänsslen. Janik Möser selbst möchte vor den Folgen der Erkrankung warnen: "Ich wollte meinen Fall an die Öffentlichkeit bringen. Man darf es nicht auf die leichte Schulter nehmen und es kann auch junge gesunde Leute wie mich betreffen."
Empfehlungen für Mannschaftsärzte
Die Eishockey-Liga entwickelte deswegen ein Verfahren, mit dem Mannschaftsärzte und Profis die sichere Rückkehr aufs Eis nach einer Corona-Infektion sicherstellen können. Grundlage dafür ist der aktuelle Forschungsstand. Das Protokoll soll auch für Handball und Basketball gelten.
Im deutschen Profifußball hingegen gibt es bisher kein spezielles Konzept, wie ein Insider bestätigt. Es gebe zwar Empfehlungen, um medizinische Untersuchungen bei Spielern durchzuführen, die schwer erkrankt waren – diese seien aber vor Corona entwickelt worden. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) schreibt auf Anfrage der Deutschen Welle, dass sie den Mannschaftsärzten der Fußballvereine empfohlen habe, sich an einer wissenschaftlichen Publikation aus dem Mai dieses Jahres zu orientieren, die regelmäßig aktualisiert werde.
Die Gesundheit der Sportler sollte immer über allem stehen, selbst wenn es in manchen Wettbewerben um sehr viel geht. Dass mit Eishockey, Handball und Basketball drei wichtige Mannschaftssportarten den Ärzten ein aktualisiertes Protokoll zur Verfügung stellen, ist ein gutes Zeichen - der Profifußball hingegen beruft sich lediglich auf ein Dokument aus dem Frühjahr, als der Forschungsstand noch ein anderer war. Selbst wenn ein Spieler nach einer Corona-Infektion unbedingt wieder trainieren will, ist es, wie der Fall von Janik Möser zeigt, nicht immer die beste Idee. Dass er offen über seine Erkrankung und die Folgen spricht, trägt dazu bei, dass einige das Thema vielleicht ernster nehmen als zuvor.