Lobende Worte
15. Mai 2008Er fühle sich der Demokratie verpflichtet, sagte der Dalai Lama am Donnerstag (15.05.2008) in Bochum nach einem Treffen mit Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU).
Beide seien wegen der Lage in Tibet besorgt und der fehlenden Freiheit dort. Lammert sagte, Tibet habe sich zu einer grundsätzlichen Frage entwickelt. Dabei gehe es nicht um Sonderrechte oder Unabhängigkeit, sondern um Menschenrechte. Dieser Anspruch sei in Tibet genauso gerechtfertigt wie anderswo. Der Dalai Lama traf auch den nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers (ebenfalls CDU). Medien hatten zu den Treffen in Bochum nur eingeschränkten Zugang.
Dalai Lama bei Regierungschef Roland Koch
Der Dalai Lama war am Morgen zu einem fünftägigen Besuch in der Bundesrepublik eingetroffen. Er hatte zunächst ein kurzes Gespräch mit dem hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU) geführt, der ihn am Flughafen in Frankfurt empfangen hatte. Koch, den seit Jahren eine Freundschaft mit dem Dalai Lama verbindet, wollte sich über die Lage in Tibet informieren.
Auch Treffen mit Ministerin Wieczorek-Zeul
Am Montag (19.05.2008) wird der Dalai Lama als einziges Mitglied der Bundesregierung Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) in Berlin treffen. Dem Internet-Portal Bild.de sagte das geistliche Oberhaupt der Tibeter, er habe Verständnis dafür, dass er weder von Bundespräsident Horst Köhler noch von Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) empfangen werde: Dies sei kein Problem für ihn. Viel wichtiger als Begegnungen mit Regierungen sei für ihn, ein "öffentliches Forum" zu finden, um "für menschliche Werte zu werben". Besonders in Deutschland zeigten die Menschen "wahrhaftige Sympathie" für die Tibeter. Es gehe dabei nicht um eine anti-chinesische Haltung.
"Kulturelle Eigenständigkeit"
Vertreter der Tibeter fordern mehr religiöse und kulturelle Eigenständigkeit von China. Die Regierung in Peking reagiert in der Regel verärgert auf Treffen von Mitgliedern ausländischer Regierungen mit dem Dalai Lama. So hatte das Treffen des Mönchs mit Bundeskanzlerin Angela Merkel im vergangenen Herbst Verstimmungen in China ausgelöst. Die Regierung in Peking wirft dem Dalai Lama Separatismus vor.
Zögerliche Kontakte
China war im März mit seinem Vorgehen in Tibet weltweit unter Druck geraten, als bei Unruhen nach tibetischen Angaben 200 Menschen getötet wurden. Während des Fackellaufs zu den Olympischen Sommerspielen in Peking kam es in vielen Hauptstädten zu Demonstrationen. Vorige Woche trafen sich Vertreter Chinas und des geistlichen Oberhaupts der Tibeter erstmals seit Jahren wieder offiziell. Dabei zeigte China nach den Worten des Dalai Lama Bereitschaft zur Verständigung. (hp)