Das Kuba der Castro-Brüder
An ein Leben ohne die Castros kann sich in Kuba kaum jemand erinnern. Ab dem 19. April steht erstmals kein Castro mehr an der Spitze des Staates. Fast 60 Jahre hatten die Brüder das Land mit eiserner Faust regiert.
1959 - Die Revolution triumphiert
Die Rebellen um Fidel Castro kommen an die Macht, nachdem Diktator Fulgencio Batista im Januar geflohen ist. Die USA erkennen die neue Regierung zunächst an, stören sich aber schnell an der "revolutionären" Landreform. Präsident Dwight D. Eisenhower billigt einen Plan der CIA, Castro innerhalb eines Jahres zu stürzen und durch eine USA-freundliche Junta zu ersetzen.
1960 - Verstaatlichungen und Annäherung an die Sowjetunion
Eisenhower verbietet alle Exporte nach Kuba (außer Nahrungsmittel und medizinische Güter) und setzt die Einfuhr von Zucker aus. Kuba verstaatlicht daraufhin US-amerikanisches Eigentum und sucht die Nähe zur Sowjetunion. Hier sieht man Fidel Castro (links) und seine Mitstreiter bei der Beerdigung für die Opfer der Explosion des Frachters "La Coubre", für die Kuba die CIA verantwortlich machte.
1961 - Invasion in der Schweinebucht
Die Spannungen zwischen den USA und Kuba nehmen zu. Washington bricht am 3. Januar 1961 die diplomatischen Beziehungen zu Havanna ab. Im April landet eine von der CIA unterstützte Expedition von Exil-Kubanern in der Schweinebucht, um das Regime von Fidel Castro zu stürzen. Die Invasion scheitert innerhalb von drei Tagen.
1962 - Einer der Höhepunkte des kalten Krieges: Kubakrise
1960 sagte der damalige Regierungschef der Sowjetunion Chruschtschow: "Ich weiß nicht, ob Fidel ein Kommunist ist, aber ich bin eine Fidelist." Die Sowjetunion verstärkte die Unterstützung und beschloss die Stationierung von Mittelstreckenraketen in Kuba. Dies führte zur sogenannten "Kubakrise". Die Krise endete nach 13 Tagen mit einer geheimen Kompromisslösung zwischen Moskau und Washington.
1971 – Fidel Castro in Chile
Die Episode in der Schweinebucht und die Kubakrise verstärkten den marxistisch-leninistischen Charakter der kubanischen Revolution. Kuba wurde in Lateinamerika zunehmend isoliert, entwickelte sich aber gleichzeitig zum Vorbild linksrevolutionärer Bewegungen auf dem ganzen Kontinent. 1971 wurde Castro vom sozialistischen Präsidenten Chiles Salvador Allende (rechts) empfangen.
1989 – Die Stunde der Perestroika
Die Machtübernahme von Michail Gorbatschow als Generalsekretär der KPdSU war der Beginn von Glasnost und Perestroika. Der Eiserne Vorhang begann zu zerfallen und das sowjetische Imperium brach auseinander. Kuba verlor seinen wichtigsten Partner und stürzte in eine tiefe Krise. Tausende Kubaner versuchten, in wackeligen Booten nach Miami zu fliehen. Viele sagten das Ende des Castro-Regimes voraus.
1998 – Der erste Papst-Besuch
Ein Dekret von Papst Pius XII hatte 1941 allen Katholiken verboten, kommunistische Regime zu unterstützen. Aufgrund dessen wurde Fidel Castro 1962 exkommuniziert. Aber die Jahrzehnte vergingen und nach dem Ende des Kalten Krieges kam der Moment der Annäherung. 1996 besuchte Castro Papst Johannes Paul II. Zwei Jahre später erwiderte dieser den Besuch. Eine Geste, die als historisch gewertet wurde.
2002 - Fidel Castro und Jimmy Carter spielen Baseball
Seitdem die USA 1962 ihr Handelsembargo verhängt hatten, gab es nur wenige Momente der Entspannung zwischen Washington und Havanna. Einer dieser Momente war der Besuch des US-amerikanischen Präsidenten Jimmy Carter im Jahr 2002. Der Versuch einer Annäherung verlief jedoch im Sande.
2006 - Fidel und Hugo
Ab den 1990er Jahren verlor Kuba an Ausstrahlungskraft als Exporteur von Revolutionen. Mit dem Zusammenbruch des Ostblocks schien die sozialistische Ideologie auch in Lateinamerika am Ende zu sein. Doch dann kam in Venezuela ein Bewunderer von Fidel Castro an die Macht. Hugo Chavez propagierte die "Bolivarische Revolution" und gab Kuba wertvolle wirtschaftliche Unterstützung.
2006 - Die Übergabe
Das Alter zwang Fidel Castro, die Macht abzugeben. 2006 übergab er sie an seinen Bruder Raúl. Ein klares Signal, dass es keine radikalen Veränderungen in Kuba geben würde. Trotz aller Fortschritte in den Bereichen Bildung und Gesundheit, zahlte das Land dafür einen hohen Preis: mit Menschenrechtsverletzungen, fehlender Meinungsfreiheit und mit Repression.
2014 - Vorübergehendes Tauwetter
Raúl Castro und Barack Obama überraschen die Welt am 17. Dezember 2014: Sie verkünden gleichzeitig die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen ihren Ländern und den Austausch von Gefangenen. Zudem lockert Obama das Wirtschaftsembargo. Das Tauwetter ist aber nur von kurzer Dauer. Mit Präsident Trump verschlechtern sich die Beziehungen wieder rapide.
2016 - Fidel Castro stirbt
So viele Male verkündet und dann doch dementiert: Viele wollen die Todesnachricht von Fidel Castro anfangs nicht glauben. Doch am 25. November 2016 schlossen die Bars und Cafés, als sich die Nachricht in den Straßen Havannas verbreitete. Über Jahre hinweg war Fidel Castro immer wieder für tot erklärt worden, nur um dann doch wieder in Erscheinung zu treten. Doch dieses Mal nicht.
2018 – Die Nachfolge der Castros
Nach 10 Jahren zieht sich nun auch Raúl, der jüngere der beiden Castro-Brüder, von der Regierung zurück. Das kubanische Parlament wählt am 19. April den Nachfolger, der erstmals seit fast 60 Jahren nicht den Namen Castro trägt. Aussichtsreichster Kandidat ist der bisherige Vizepräsident Miguel Díaz Canel (rechts). Am politischen Kurs Kubas wird sich aber voraussichtlich so bald nichts ändern.