Das Oktoberfest: mit Lebensfreude gegen Terror
Traditionell werden die Oktoberfestwochen vom Münchner Oberbürgermeister mit dem Anstich des ersten Bierfasses eröffnet. 2001 - drei Tage nach den Terroranschlägen in den USA - wurde zum ersten Mal seit 61 Jahren auf dieses Ritual verzichtet. Stattdessen gedachte man in Reden der Opfer und Menschen von New York.
Die Angst, dass auch das Oktoberfest Ziel von Terroranschlägen werden kann, war besonders in den ersten Tagen nach dem 11. September groß. Etwa sechs Millionen Menschen kommen aus der ganzen Welt in den zwei Wochen zum Feiern und Biertrinken nach München. Hunderttausende sind hier jeden Tag auf engstem Raum zusammen - für Terroristen also ein interessantes Anschlagsziel.
Und einmal war es ja schon passiert: 1980 gab es am Haupteingang eine Explosion. 13 Menschen starben, Hunderte wurden verletzt. Die genauen Hintergründe sind bis heute unklar: Ein Rechtsextremer hat die Tat vermutlich alleine begangen. Trotzdem ging das Oktoberfest zwei Tage nach dem Anschlag weiter.
Auch am 14. September 2001 beschloss man in München, die Wiesn nicht abzusagen. Tourismuschefin Gabriele Weishäupl ist froh darüber. "Ein Fest der Lebensfreude darf man nicht absagen", sagt sie. Die Sicherheitsmaßnahmen wurden allerdings erhöht. Überwachungskameras helfen heute der Polizei, das bunte Treiben besser zu kontrollieren.
Glossar
O'zapft is! - Bairisch für: es ist angezapft; aus dem → Bierfass kann jetzt Bier fließen
Volksfest, das - ein Fest im Freien, bei dem es Karussells, Bierzelte oder ähnliches gibt
Anschlag, der - hier: ein Versuch, Menschen zu töten, um bestimmte Ziele zu erreichen
Startritual, das - eine Handlung findet zu Beginn von etwas immer wieder in der gleichen Reihenfolge und nach den gleichen Regeln statt
ausfallen - aus bestimmten Gründen (z.B. wegen schlechtem Wetter) nicht stattfinden
Oberbürgermeister/Oberbürgermeisterin, der/die - der/die erste Bürgermeister/Bürgermeisterin einer Stadt
Anstich, der - hier: erstes Öffnen des → Bierfasses
Bierfass, das - ein Behälter für Bier aus Holz
verzichten - freiwillig etwas nicht nutzen oder machen
stattdessen - statt des gerade Genannten, ist das Folgende der Fall
Hintergrund, der - der Grund/die Ursache
Rechtsextremer/Rechtsextreme, der/die - ein Mann/eine Frau mit politisch nationalistischer Orientierung
eine Tat begehen - etwas Verbotenes/Kriminelles machen
vermutlich - wahrscheinlich; etwas ist nicht 100% sicher
Wiesn, die - Bairisch für: das Oktoberfest
etwas absagen - etwas aus bestimmten Gründen → ausfallen lassen
Sicherheitsmaßnahme, die - eine Handlung, die man ausführt, um Gefahr zu verhindern
Überwachungskamera, die - eine Videokamera, die hilft, ein Gebiet besser zu sehen
bunte Treiben, das - viele Menschen, die sich zur gleichen Zeit an einem Ort befinden
Fragen zum Text
1. Etwa sechs Millionen Menschen …
a) besuchen jedes Jahr München.
b) besuchten in den letzten zehn Jahren das Oktoberfest.
c) besuchen jedes Jahr das Oktoberfest.
2. Auch die Veranstalter des Oktoberfests haben Angst vor Anschlägen, weil …
a) es schon Hunderttausende Verletzte bei einer Explosion im Jahr 1980 gab.
b) jedes Jahr so viele Menschen auf dem Oktoberfest sind.
c) Rechtsextreme und Terroristen gerne auf das Oktoberfest gehen.
3. Das Oktoberfest wurde 2001 nicht abgesagt, weil …
a) es gute Überwachungskameras auf dem Gelände gibt.
b) es keine Terroranschläge in Deutschland gibt.
c) es ein Fest der Freude ist und auch in traurigen Zeiten die Menschen glücklich machen soll.
4. Welche Bedeutung ist richtig: "2001 wäre das Oktoberfest beinahe ausgefallen."
a) Das Oktoberfest ist 2001 ausgefallen.
b) Das Oktoberfest ist 2001 nicht ausgefallen.
c) Man hat darüber diskutiert, das Oktoberfest 2001 abzusagen. Am Ende fand es trotzdem statt.
5. Überwachungskameras … der Polizei helfen.
a) sollen
b) müssen
c) mögen
Arbeitsauftrag
Die Veranstalter des Oktoberfestes haben sich 1980 und 2001 dazu entschieden, das Fest nicht abzusagen. Wie finden Sie diese Entscheidung? Darf man in einer Katastrophensituation weiter feiern und Spaß haben? Diskutieren Sie in Kleingruppen und begründen Sie Ihre Überlegungen.
Autoren: Michael Borgers/Stephanie Schmaus
Redaktion: Raphaela Häuser