Das WePad ist da
13. April 2010Helmut Hoffer von Ankershofen sitzt in einer Zwickmühle. Seine Firma hat einen eigenen Tablet-PC gebaut: das WePad. Das Gerät bringt alle Voraussetzungen mit, dem iPad von Apple Konkurrenz zu machen. Trotzdem möchte er nicht andauernd mit dem großen Vorbild aus den USA verglichen werden. "Die Presse tituliert gerne, wir seien der iPad-Killer. So sehen wir uns aber definitiv nicht, das wäre extrem vermessen und arrogant".
Ginge es nach Ankershofen, so wird es in Zukunft mehrere Tablet-PCs für unterschiedliche Zielgruppen auf dem Markt geben. Echte Apple-Fans ließen sich so schnell nicht von ihrer Lieblingsmarke abbringen: "Wir haben mit dem WePad eine Alternative zum iPad geschaffen, das für bestimmte Zielgruppen ein besseres Gerät ist. Aber ich selbst werde mir auch ein iPad kaufen", sagt Apple-Nutzer Ankershofen und fügt schnell hinzu "zusätzlich zum WePad natürlich".
Geniestreich oder nur eine bessere Kopie?
Auch wenn sich das WePad vom Berliner Hersteller Neofonie bemüht, aus dem Schatten seines großen Konkurrenten herauszutreten, so muss es sich doch an ihm messen lassen. Zumindest auf dem Papier braucht das WePad diesen Vergleich auch nicht zu scheuen. Es sieht praktisch genauso aus, ist ein bisschen billiger und hat einiges, das dem iPad von Apple fehlt: Anschlussstellen für USB-Geräte zum Beispiel. Mal eben ein paar Bilder oder Textdokumente von einer Speicherkarte oder einem USB-Stick hin- und herzukopieren, das ist mit dem Apple-Modell nicht möglich. "Im Gegensatz zum iPad haben wir zwei Standard-USB-Schnittstellen in dem Gerät. Und wir haben eine Webcam - man kann auf dem WePad also nicht nur Audio-, sondern auch Videokonferenzen durchführen", sagt Ankershofen.
Mit dem lange geheim gehaltenen WePad hat Ankershofen die Szene überrascht. Dort reibt man sich verwundert die Augen. Wie kann ein kleines Berliner Unternehmen mal eben einen eigenen Computer der neuesten Generation bauen? "Hinter uns stehen ganz große renommierte Unternehmen wie Adobe und Intel. Und das Gerät wird natürlich nicht bei uns im Keller produziert, sondern wie fast alle Geräte, die man auf dem Markt kennt, in einer großen Manufaktur in Asien", sagt Ankershofen. Fremdkapital stecke aber nicht in dem Unternehmen.
Vom Ich zum Wir
Neben seinen Zulieferern und Co-Produzenten hofft das WePad auf die Kreativität seiner Fangemeinde. So erklärt sich auch der Name des Produkts mit Referenz zu seinem US-Vorbild von Apple: "We" statt "i" - Kollektivität statt Individualismus. Ähnlich wie bei Apples iPhone sollen die Nutzer selbst kleine Zusatzprogramme entwickeln, so genannte Apps. Darüber hinaus setzt das Unternehmen auf Open-Source-Programme, wie die frei verfügbare Textverarbeitung Open Office.
Außerdem zielt Neofonie auf große Verlage, die mit dem WePad als "mobiles Online-Lesegerät" ihre Inhalte an den ebenso mobilen Leser bringen können. Mit Gruner+Jahr hat Neofonie bereits Verträge geschlossen. Die Illustrierten "Stern" und "Gala" wird man also bald auch auf dem WePad unterwegs lesen können. Auch Paket-Angebote mit Mobilfunkverträgen oder Zeitschriften-Abos kann sich Ankershofen gut vorstellen.
Achim Barczok, Redakteur der Computerzeitschrift "c’t", hat allerdings Zweifel, ob sich die Technik überhaupt so schnell durchsetzen wird. Noch sei nicht abzusehen, ob die neuen Geräte überhaupt in dem Maße gekauft werden, wie es die Hersteller prophezeien. "Das WePad zielt auf eine Lücke, die das iPad zwangsläufig gelassen hat. Aber ob das ein Erfolg wird oder nicht, das hängt ganz davon ab, ob die Leute überhaupt Interesse an solchen Tablets haben."
Ab August wird diese Frage beantwortbar sein, dann steht das WePad für 450 Euro im Laden.
Autor: Samuel Jackisch
Redaktion: Kay-Alexander Scholz