Demo für Agrarwende
19. Januar 2013Gegen Tierfabriken, Pestizide und Preisdruck auf Bauern: Zehntausende haben in Berlin mit einer Großdemonstration Reformen in der Agrarpolitik gefordert. Zum Auftakt der Landwirtschaftsmesse Grüne Woche zogen nach Schätzungen der Veranstalter rund 25.000 Menschen durch das Regierungsviertel. Sie wurden nach Angaben des Naturschutzverbands BUND von rund 70 Traktoren aus dem ganzen Bundesgebiet begleitet.
Millionenfaches Tierleid
Bauern, Verbraucher und Imker warben gemeinsam dafür, nicht die Interessen der Industrie in den Mittelpunkt der Politik zu stellen, sondern die Interessen von Verbrauchern und Landwirten, der Tiere sowie des Natur- und des Umweltschutzes. In dem Aufruf zur Demonstration heißt es, die Spekulation mit Lebensmitteln und Land verschärfe den Hunger in der Welt. Immer mehr Getreide lande im Tank statt auf dem Teller.
Der Vorsitzende des BUND, Hubert Weiger, forderte neue Weichenstellungen in der Agrarpolitik. Bei der Abschlusskundgebung vor dem Kanzleramt mahnte Weiger, auf der Grünen Woche dürfe man sich nicht blenden lassen. "Hinter dem schönen Schein der Messestände verbirgt sich millionenfaches Tierleid."
Internationaler Agrarministergipfel
Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) wies die Kritik zurück. "Wer eine Agrarwende fordert, muss sehen, was Deutschland hier schon geleistet hat: Wir sind bei der Ökologisierung der Landwirtschaft weiter als die meisten Staaten Europas", erklärte sie.
Im Rahmen der Grünen Woche kam Aigner mit rund 80 Kollegen zum Internationalen Agrarministergipfel zusammen, um über Strategien zur globalen Ernährungssicherung und ländlichen Entwicklung durch verantwortliche Investitionen zu beraten.
Mehr Agrar-Investitionen in armen Ländern
Aigner und der Generaldirektor des Welternährungsprogramms FAO, José Gaziano da Silva, forderten zum Auftakt stärkere Investitionen in die Landwirtschaft in Entwicklungsländern. Sie seien entscheidend, um Hunger und Armut in der Welt zu bekämpfen, erklärten beide. Vor allem die Kleinbauern müssten in die Lage versetzt werden, mehr Nahrungsmittel zu erzeugen.
Weltweit leiden nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums immer noch rund 870 Millionen Menschen an Hunger und Unterernährung. Berechnungen der FAO zufolge investieren Landwirte in 76 Entwicklungsländern etwa 170 Milliarden Dollar (127 Milliarden Euro) jährlich in die Landwirtschaft. Das seien aber 83 Milliarden Dollar zu wenig, um die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren.
pg/gb (dpa, epd, dapd, afp)