Demokratie in Bildern
Karikaturisten aus aller Welt illustrieren mit ein paar Strichen, wie es um die Demokratie in ihrer Heimat bestellt ist. Auch wenn die Lage oft bedrohlich scheint, ihren Humor haben sie sich bewahrt.
Die Qual der Wahl
Verkehrte Welt, denkt sich der deutsche Karikaturist Roger Schmidt: Die Linken kürzen Sozialleistungen, die Konservativen setzen sich für die Energiewende ein. "Wen oder was wähle ich eigentlich? Keine Ecken, keine Kanten, kein Tabubruch. Und damit verbunden fehlt es den Parteien an Authentizität." Schmidt ist eigentlich Ingenieur, zeichnet aber für sein Leben gern.
Auch Urnen haben Traumata
"Wenn nicht gerade die USA die Demokratie verkörpern würde, könnte man die Menschen im Nahen Osten vielleicht von dieser Staatsform überzeugen." Das meint zumindest der Ägypter JF Andeel, der schon mit 19 Jahren die Zustände in seiner Heimat treffsicher karikierte. Bei ihm jammert sogar die Wahlurne über Betrug. Seit 2011 zeichnet er auch für die renommierte Tageszeitung "Egypt Independent".
Wo geht's lang?
"Amerika ist eine Demokratie mit vielen Stimmen, und alle schreien etwas anderes. Bieg links ab, Onkel Sam, bieg rechts ab – aber in der Wüste kann man nirgendwohin abbiegen…" So bemängelt der US-Amerikaner Mike Lester den Reformstillstand in seiner Heimat. Mit seinen treffenden Karikaturen hat er schon viele Preise und mehrmals den Award der Nationalen Cartoonisten-Vereinigung abgeräumt.
Technische Probleme...
Gomaa Farahat aus Kairo ist ein alter Hase im Karikaturgeschäft. Seine bissigen Zeichnungen sind nicht nur in Ägypten beliebt; er arbeitet auch regelmäßig für US-amerikanische, europäische und asiatische Zeitungen. Während die Demokratie in Ägypten schon im Argen liege und man es bei Wahlen mit der Wahrheit nicht so genau nehme, sei die aktuelle Lage in Syrien geradezu katastrophal, meint er.
Ungarische Bastelstunde
Petér Temesi alias Hopsy hat schon Grafiken für Computerspiele und Werbeagenturen entworfen, jetzt nimmt er sich die Demokratie vor. Das sei Ungarn zwar nach wie vor, aber die Meinungsfreiheit sei ziemlich eingeschränkt, kritisiert er: "Die Gesetze werden derzeit von unserem Premierminister Orbán gemacht. So können sie für alles Mögliche verwendet werden." Sogar zum Heiligenscheinbasteln…
Alles im Griff
"Für eine russische Demokratie ist es zu spät. Putin hält das Land fest in seinen Zangen. Alle Russen mit Menschenverstand sollten sich in den Westen absetzen. Dann können der Geheimdienst und all die besoffenen Neureichen fröhlich weitermachen." Seit 2007 fallen Denis Lopatins bissige Karikaturen der Zensur zum Opfer, dieses Bild verschwand spurlos aus einem Museum. Heute malt er nur noch Blumen.
Kräftemessen
"Griechenland war, ist und wird immer ein Synonym für Demokratie bleiben. Im Moment muss die Bevölkerung harte ökonomische Einschnitte ertragen; das könnte den sozialen Frieden gefährden. Wir hoffen, dass die Fahne der Demokratie trotzdem hochgehalten wird." Das meint der international renommierte griechische Zeichner Bas Mitropoulos, der mit 76 Jahren schon so manche Krise erlebt hat.
Notfalleinsatz
Antonio Mesamadero hat als Laufbursche bei einer Zeitung angefangen, jetzt ist er selbst anerkannter Journalist und Karikaturist. "Die meisten Politiker in Spanien wollen das größte Stück vom Kuchen; Korruption statt Bescheidenheit ist angesagt", kritisiert er. Ob Merkels Rezepte Ministerpräsident Rajoy retten können, sei fraglich; die Demokratie läge jedenfalls angeschlagen auf dem Krankenbett.
Alle einer Meinung...
Der Ägypter Gomaa Farahat hält Demokratie in vielen arabischen Ländern für nicht mehr als eine schöne Fassade. "Die Realität hält für das Volk Diktaturen bereit, die entweder von Familienclans oder vom Staat ausgehen", sagt er. Religiöser Fanatismus ist für ihn einer der Hauptgründe, dass die Demokratie kaum eine Chance hat. Meinungsfreiheit? Fehlanzeige!
Machtspiele
Wer in der Ukraine an die Macht kommt und wer im Gefängnis landet, entscheidet sich im abgekarteten Spiel. Europa hält Julia Tymoshenko für ein politisches Opfer; Russland reklamiert, sie sei wegen der Gasverträge verurteilt worden. Die Demokratie bleibt bei solchen Streitereien auf der Strecke. So sieht es zumindest Oleg Smal: "Worte wie Demokratie nimmt die Regierung nicht mehr in den Mund."
Auf dem Pulverfass
Mit dem türkischen Premierminster hat Erdogan Karayel nur den Namen gemeinsam, ansonsten solidarisiert sich der 57-jährige Karikaturist aus Istanbul mit der "Generation Gezi-Park". Die jetzige AKP-Regierung spalte die Bevölkerung und missachte Menschenrechte, findet er: "Die Proteste hingegen schweißen die Menschen trotz aller Unterschiede zusammen – für eine demokratischere Türkei."