Der Balkan hat keine Strategie gegen Menschenhandel
17. Juni 2003Skopje, 17.6.2003, UTRINSKI VESNIK, mazed.
"Der Menschenhandel in den Transitionsländern ist ein großes Problem, aber die Antwort der staatlichen Institutionen ist sonderbar. Sie meinen, das Problem sei vorläufig und verursacht durch die Kriege und durch die Auflösung der staatlichen Systeme sowie die Armut. Das Problem ist leider langwierig und das Übel kann man nur mit konkret ausgewählten Strategien bekämpfen. Bekämpft werden sollen verschiedene Bereiche wie die Prostitution, der Menschenhandel beziehungsweise die illegale Einwanderung", sagte der US-amerikanische Journalist Drew Sullivan beim gestrigen (16.6.) Rundtischgespräch über den Menschenhandel auf dem Balkan und anderswo. Er sagte auf der Begegnung in Skopje, die durch das mazedonische Medieninstitut organisiert wurde, dass viele Balkanländer nicht in der Lage seien, sich dem Problem zu stellen. Dabei erwähnte er das Beispiel in Montenegro, wo vor einiger Zeit ein Skandal ausbrach, als ein Staatsanwalt es ablehnte, gegen mutmaßliche Menschenhändler vorzugehen. In Bosnien und Herzegowina haben neun Offiziere die Arbeit wegen Mittäterschaft verloren. Das Problem sei also, dass hier auch Offizielle die Finger im Spiel hätten, so der Amerikaner Sullivan. Der bulgarische Journalist Jowo Nikolow betonte, dass es in jedem Land, (egal ob es sich um Rumänien, Moldau, Bulgarien, Serbien oder Mazedonien handelt) mehrere kriminelle Organisation gibt, die in diesem Bereich arbeiten.
"Man sollte folgendes bedenken, wenn es um den Menschenhandel geht: Vorrangig muss die Korruption bekämpft werden. Die organisierte Kriminalität hat ihre eigenen Leute an den Grenzübergängen sowie in den staatlichen Institutionen", sagte Nikolow und fügte hinzu, im letzten Jahr seien in Bulgarien elf neue kriminelle Organisationen im Bereich des Menschenhandels entdeckt worden. (fp)