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Der Duden bekommt 5000 neue Wörter

7. August 2017

Der Duden ist das Nachschlagewerk der deutschen Rechtschreibung. Die Neuauflage erscheint mit vielen neuen Wörtern, auch Anglizismen. Urban Gardening oder Selfiestick könnten durchaus für Diskussionsstoff sorgen.

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Bild: picture-alliance/dpa/T. Brakemeier

"Noch weiter verbreitet als Hasskriminalität: kriminelle Schreibweise." "Überhaupt nicht sexy: wenn Sie tindern falsch schreiben." Mit einer Reihe von Werbesprüchen wie diesen weist der Duden in der nächsten Zeit auf seine um 5000 Stichwörter erweiterte Neuauflage hin. Die erscheint an diesem Mittwoch.

Das Ziel der Kampagne ist klar: Der Duden will weg vom Image des angestaubten Nachschlagewerks und auch Spaß an Sprache vermitteln. "Wir möchten zeigen, was man mit Sprache alles machen kann - eben nicht nur relativ dröge Wörterbücher", sagt Redaktionsleiterin Kathrin Kunkel-Razum der Deutschen Presse-Agentur.

Neben vereinzelten Rechtschreibänderungen, wie die kürzlich vom Rat für Rechtschreibung beschlossene Einführung des großen Eszetts, wurden in die Neuauflage vor allem Worte aufgenommen, die seit der letzten Auflage von 2013 Einzug in den deutschen Sprachgebrauch gefunden haben. Um derartige Entwicklungen widerzuspiegeln, wird der Duden alle drei bis fünf Jahre aktualisiert. "Nach dieser Zeit gibt es genug Entwicklungen im Wortschatz, die man gerne abbilden möchte", sagt Kunkel-Razum.

Von Brexit bis Volksverräter

Doch was steht denn nun im neuen Duden? Die 27. Auflage bietet Neuerungen in vielen Kategorien. Vor allem zusammengesetzte Substantive aus dem Zeitgeschehen der vergangenen Jahre wurden aufgenommen. Beispiele hierfür sind Flüchtlingskrise, Lügenpresse, Volksverräter oder Drohnenangriff. Aber auch Wörter wie Fake News, Brexit und Flexitarier schafften es in die Neuauflage. Natürlich sind in den vergangenen Jahren auch aus dem Bereich der Technologie zahlreiche neue Begriffe in unseren Sprachgebrauch eingeflossen. Wörter wie Selfie, Tablet oder liken sind heute fester Bestandteil der deutschen Sprache. Auch die Eigennamen der Apps Instagram und Snapchat wurden in die Neuauflage aufgenommen genau so wie das Verb facebooken.

Die Duden-Redaktion hat sich zudem für die Aufnahme aller Bundeskanzler entschieden. "Merkel, Angela" ist damit eines von insgesamt 145.000 Stichwörtern der Neuauflage des Nachschlagewerks. Damit hat sie mehr als fünfmal so viele Einträge wie der Urduden von 1880.

Neue Anglizismus-Debatte?

Bei Wörtern wie Work-Life-Balance oder Urban Gardening, beide ebenfalls im neuen Duden verzeichnet, verdrehen Kritiker die Augen. Der Verein der Deutschen Sprache beispielsweise verlieh dem Duden bereits nach der Veröffentlichung der letzten Ausgabe den Negativ-Titel "Sprachpanscher des Jahres" mit der Begründung, es seien "lächerliche Angeber-Anglizismen" aufgenommen worden.

Neuaufnahmen im Duden Shitstorm
Schon 2013 hatte die Aufnahme von Anglizismen wie Shitstorm für Empörung gesorgtBild: picture-alliance/dpa

Die Kritik wird auch bei der Neuauflage nicht lange auf sich warten lassen. Kathrin Kunkel-Razum weist diese entschieden zurück. Der Einfluss aus dem Englischen gerade bei technischen Entwicklungen sei nun einmal Fakt. Um die Deutsche Sprache mache sie sich keine Sorgen, das System sei anpassungsfähig und stabil. Letztlich hänge alles vom Gebrauch ab: "Es kommt natürlich nicht gut an, wenn jemand permanent Fremdwörter benutzt, wenn es nicht nötig ist."

Aufwändiger Auswahlprozess

Können 15 Menschen tatsächlich entscheiden, welche Neuerungen sich in der deutschen Sprache vollzogen haben? So groß ist das Kernteam der Duden-Redaktion, die die Auswahl der rund 5000 Neuaufnahmen getroffen hat. "Im Prinzip reden aber 80 Millionen Menschen mit", korrigiert Kunkel Razum. Denn die Entscheidungen zur Neuaufnahme von Wörtern basieren auf einer riesigen elektronischen Textsammlung. Eingespeist werden Zeitungsartikel, aber zum Beispiel auch Gebrauchsanweisungen und Romane. Computerlinguisten filtern dann neue Begriffe seit der vorherigen Ausgabe heraus. Es entstehen ellenlange Listen, aus denen die Redakteure dann Aufnahmekandidaten auswählen. "Das ist wirklich ein Spiegel der Zeit", sagt Kunkel-Razum über den Auswahlprozess.

Konkurrenzfähig im Onlinezeitalter?

Natürlich steht der Duden noch millionenfach auf deutschen Schreibtischen. Doch wie gefragt sind die Neuauflagen des Nachschlagewerks im Onlinezeitalter noch? Genaue Zahlen zur Verkaufsentwicklung möchte die Redaktion nicht preisgeben. Man sei aber "nach wie vor sehr, sehr zufrieden", verrät Kunkel-Razum.

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Auch in Buchform ist der Duden immer noch ein BestsellerBild: picture-alliance/dpa

Aber natürlich schaffe sich Duden mit dem eigenen Online-Angebot Konkurrenz. In Büros und Schulen etwa gehöre die gedruckte Version aber nach wie vor zur Ausstattung. In der Broschüre für Buchhändler und Journalisten mit kommenden Titeln ist dann doch eine Zahl verzeichnet, die auf Millionenumsätze schließen lässt: 850.000 Exemplare des Duden von 2013 seien über die Ladentische gegangen - ein Signal an Händler: Achtung, Bestseller!

 

sf/so (mit dpa)