Entführung vor Somalia
24. Juni 2008Wie die Behörden der halbautonomen Region Puntland im Norden Somalias am Dienstag (24.06.2008) mitteilten, waren die Touristen mit einem Segelboot vor der nördlichen Küste des Landes unterwegs.
Den Angaben zufolge handelt es sich bei den Opfern um eine dreiköpfige deutsch-französische Familie und den Kapitän des Schiffes. Der entführte Familienvater sei Deutscher, seine Frau Französin, sagte Jama Dabeed, der Verwaltungschef von Las Korey in der Region Puntland. Auch der Kapitän soll demnach Franzose sein.
Fahndung nach den Entführern läuft
Die vier seien bereits am Montag entführt, an Land gebracht und in die nahegelegenen Berge verschleppt worden, hieß es. Soldaten hätten die Verfolgung der Piraten aufgenommen. "Wir verfolgen sie und setzen unsere Truppen in der Umgebung des Entführungsortes ein", sagte ein Behördenvertreter.
Das Auswärtige Amt in Berlin erklärte, es gehe Hinweisen auf die Entführung nach und bemühe sich um Aufklärung.
Anhaltende Gefahr in somalischen Gewässern
Die Gewässer vor Somalia gehören für die internationale Schifffahrt zu den gefährlichsten der Welt, weil Piraten dort immer wieder Schiffe und Boote überfallen. Anfang April war die französische Luxus-Yacht "Le Ponant" entführt worden.
Die Seeräuber ließen ihre Geiseln eine Woche später gegen ein Lösegeld des Reeders von rund 1,3 Millionen Euro frei. Ende April wurde ein spanisches Fischerboot gekapert, das sechs Tage später nach der Zahlung eines Lösegeldes von 770.000 Euro freigegeben wurde. Im Mai überfielen Piraten einen Frachter einer deutschen Reederei.
Seeräuber an Lösegeld und Schiffsladung interessiert
Am 2. Juni hatte daraufhin der UN-Sicherheitsrat eine Erklärung verabschiedet, die ausländischen Schiffen in der Region die
Verfolgung von Piratenschiffen ermöglichen soll. Demnach dürfen
diese Boote in Absprache mit der somalischen Regierung in die
Hoheitsgewässer des Landes vordringen. In Somalia herrscht seit 17 Jahren Bürgerkrieg, eine Staatsgewalt ist praktisch nicht mehr
vorhanden.
Die Piraten, die oft mit Schnellbooten und Maschinengewehren ausgerüstet sind, sind oftmals ehemalige Marineangehörige oder Fischer. Ihnen geht es nicht nur um Lösegelder, sondern oft auch um die Ladung der von ihnen gekaperten Schiffe. Hilfslieferungen des Welternährungsprogramms für die somalische Bevölkerung werden deshalb seit Ende 2007 von Kriegsschiffen begleitet. (gri)