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Wo bitte geht's zur Veränderung?

Richard A. Fuchs20. Juni 2013

Nachhaltige Entwicklung braucht Führungsfiguren, die Wandel durchsetzen. Auf dem deutschen Weltbankforum in Berlin wurde debattiert, wie Deutschlands Energiewende zum Vorbild für Weltverbesserer werden kann.

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REUTERS/Tobias Schwarz
Bild: Reuters

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) forderte auf dem 11. Deutschen Weltbankforum in Berlin einen deutlichen Ausbau des UN-Umweltprogramms UNEP zu einer schlagkräftigen globalen Umweltschutz-Organisation. „Wir müssen Umwelt und Nachhaltigkeit stärker repräsentieren, als wir das bisher geschafft haben“, sagte Merkel am Donnerstag (20.6) im Beisein des Präsidenten der Weltbank, Jim Yong Kim. Merkel und der im vergangenen Jahr neu gewählte Chef der Weltbank-Guppe waren mit rund 100 Experten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zusammengekommen, um über Führungsstrategien auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Wirtschaft zu sprechen.

Merkel: Mehr Einsatz gegen Klimawandel

Kim machte dabei deutlich, dass er Deutschland als Führungsnation bei der Entkopplung von wirtschaftlichem Wachstum und Ressourcenverbrauch sieht. Das sei besonders jetzt, in Zeiten der Schuldenkrise in Europa und angesichts einer weltweiten Wirtschaftsflaute besonders beachtlich, sagte Kim. „Wenn ich Bundeskanzlerin Angela Merkel darüber sprechen höre, dass sie das Ziel von 85 Prozent Energieversorgung mit erneuerbaren Energien anvisiert, dann ist das genau die Art von Führungsverantwortung, die ich mir weltweit wünsche.“ Merkel räumte allerdings ein, dass die Vorreiterrolle Deutschlands bei der Transformation seiner Energieversorgung auch mit enormen Kosten verbunden sei. „Wir haben in Deutschland im Augenblick ein Anreizsystem für den Zubau von erneuerbaren Energien, das funktioniert so gut, dass wir Probleme haben mit dem großen Erfolg“. Sie empfahl anderen Nationen, die hierzulande gewonnenen Erkenntnisse beim Ausbau grüner Energien, positiv wie negativ, für ihre Entwicklung zu nutzen. „Andere können dann auch von dem, was wir gelernt haben, profitieren“.

Afrikas Böden sind in Gefahr, sagt eine neue Weltbank-Studie
Afrikas Böden sind in Gefahr, sagt eine neue Weltbank-StudieBild: picture-alliance/dpa

Grüne Wirtschaft ist eine Form der Armutsbekämpfung

Der Weltbank-Chef stellte in diesem Rahmen einen am Mittwoch (19.6)  in London veröffentlichten Bericht zu den Folgen der Erderwärmung auf die Armutsbekämpfung vor. „Turn down the Heat: Climate Extremes, Regional Impacts and the Case for Resiliance“, heißt der Report, der vor den katastrophalen Folgen einer ungezügelten Erderwärmung um 4 Grad Celsius über das vorindustrielle Niveau warnt. Der Bericht schlussfolgert, dass nur eine radikale Decarboniserung der Wirtschaft die schlimmsten Folgen verhindern könne. So seien in vielen Teilen Afrikas schon heute Nahrungsmittelknappheit und Unternährung noch immer ein Dauerthema. „In 20 oder 30 Jahren allerdings“, sagte Kim,  „werden 40 Prozent der Böden, auf denen heute Mais angepflanzt wird, nicht mehr fruchtbar genug sein für eine landwirtschaftliche Nutzung“. Das mache wirtschaftliche Entwicklung vollkommen unmöglich – und sei Anreiz genug, jetzt über neue Ansätze auf dem Weg zu einer grünen Wirtschaftsweise nachzudenken.

Bundeskanzlerin Angela Merkel betonte allerdings, dass internationale Führungsverantwortung auf dem Weg hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaftsweise oft als  Bevormundung der Schwellen- und Entwicklungsländer missverstanden werde. „Von oben herab Entwicklungszusammenarbeit zu befehlen, reicht nicht aus“, sagte Merkel und betonte, dass vor allem der soziale Frieden innerhalb der Nationen darüber entscheiden werde, ob grünes Wachstum möglich sei. „Tatsächlich nachhaltiges Wirtschaftswachstum ist nur denkbar, wenn es allen, und nicht nur wenigen zu Gute kommt.“