Deutschland: Genug Unterkünfte für Geflüchtete
17. November 2022"Das Aufnahmesystem in Deutschland steht nicht vor dem Kollaps", machte der Migrationsexperte Hannes Schammann deutlich. Zwar seien Einrichtungen für Geflüchtete in Großstädten oft an ihrer Kapazitätsgrenze - dieses Bild lasse sich jedoch nicht auf das gesamte Land übertragen, sagte der Hildesheimer Professor in einem Pressegespräch des Mediendienstes Integration. Überfüllte Turnhallen seien keinesfalls die Regel.
Ein Sonderfall sei die Hauptstadt Berlin. Dort kämen besonders viele Menschen an, räumte Schammann ein, der zur Verteilung in den Kommunen forscht und nach eigenen Worten auch Landkreise berät.
Kommunen agieren flexibel
Nach Angaben des zuständigen Referatsleiters des rheinland-pfälzischen Integrationsministeriums, Elias Bender, sind die Bundesländer bereit, auf Veränderungen bei den Einreisen zu reagieren. "Wir sind gerüstet und fahren wachsam in den Winter", sagte er. Das erkläre auch, weshalb vereinzelt Städte oder Kommunen früher Alarm schlügen als notwendig.
Vielerorts werden Bender zufolge neue Unterkünfte errichtet, auch dort, wo noch kein Bedarf besteht. "Das ist politische Verantwortungsübernahme und zeigt, dass wir aus den vergangenen Jahren gelernt haben." Mancherorts würden auch wieder Notunterkünfte in Zelten und Messehallen eingerichtet.
Verteilung läuft nicht optimal
Aktuell liege die Herausforderung darin, bereits in Deutschland lebende Geflüchtete gerecht zu verteilen, so der Fachmann weiter. Vor allem zu Beginn des Krieges in der Ukraine seien viele Menschen ohne Vorgaben eingereist. Das habe in einigen Regionen zu einer ungleichen Belastung geführt. Diese müsse perspektivisch ausgeglichen werden.
Seit Ende Februar und Anfang November sind nach Angaben des Bundesinnenministeriums in Deutschland rund eine Million ukrainische Kriegsflüchtlinge offiziell registriert worden. Davon wohnen die meisten in Nordrhein-Westfalen, gefolgt von Bayern und Baden-Württemberg. In Hamburg und Berlin liegt die Belegungsquote der Unterkünfte laut Mediendienst Integration bei etwa 99 Prozent. In Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen seien rund 80 Prozent der Einrichtungen ausgelastet.
In diesem Jahr ist in Deutschland auch die Zahl der Asylanträge von Menschen aus anderen Ländern wie Syrien oder Afghanistan nach einem Tief in der Corona-Pandemie wieder gestiegen.
Zivilgesellschaft ist gefragt
Georgia Homann, Projektleiterin der Initiative #UnterkunftUkraine, über die Menschen privaten Wohnraum für Kriegsflüchtlinge zur Verfügung stellen, betonte das Engagement der Zivilgesellschaft bei der Bewältigung der Flüchtlingssituation. Allein auf ihrer Plattform hätten sich seit Beginn des Krieges 160.000 Menschen mit mehr als 360.000 Schlafmöglichkeiten registriert.
se/fab (kna, epd)