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DFB-Team: EM-Note gut

Thomas Klein (aus Marseille)8. Juli 2016

Deutschland muss nach einer ansprechenden Leistung gegen Frankreich nach Hause fahren. Insgesamt spielt die DFB-Elf ein gutes Turnier. Joachim Löw weiß aber auch, woran er noch arbeiten muss.

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Joachim Löw verlässt das Hotel in Marseille. Foto: Reuters
Bild: Reuters/E. Gaillard

Freundlich lächelte Joachim Löw in die Kameras, winkte kurz und stieg dann in den Bus. Die Müdigkeit war dem Bundestrainer anzusehen. Nach der 0:2-Niederlage im EM-Halbfinale gegen Frankreich machte sich die DFB-Delegation am Freitagmorgen auf den Weg zurück nach Deutschland. Dabei wären sie gerne noch ein paar Tage länger im Gastgeberland geblieben. Und mit der Leistung, vor allem in der ersten Halbzeit, hätte es der Weltmeister auch verdient gehabt, im EM-Finale von Paris zu stehen. "Das Halbfinale einer Europameisterschaft zu verlieren, ist immer bitter. Und 0:2 nach diesem Spiel ist natürlich kein faires Ergebnis", sagte Torwart Manuel Neuer nach dem Ausscheiden. "Insgesamt gilt: Wir haben eine gute EM gespielt, aber wir sind ausgeschieden. Das ist bitter."

Löw hat vieles richtig gemacht

In der Rückschau auf die Europameisterschaft wird sich Neuers Aussage bei den Fans und Spielern verfestigen. Deutschland hat ein tolles Turnier gespielt, hat sich immer weiter gesteigert und mit dem Sieg gegen Italien endlich eine jahrzehntelange Niederlagenserie bei großen Turnieren beendet - ein schweres Trauma besiegt, werden vielleicht auch einige sagen. Löw hat es geschafft, auf schwierige Situationen meist richtig zu reagieren, hat den Gegner mit überraschenden Aufstellungen oft überlisten können und für die nötige Lockerheit beim Weltmeister gesorgt. Mit seiner entspannten Art hat der Bundestrainer nicht nur die Journalisten im Basiscamp in Evian-les-Bains beeindruckt. Auch seine Spieler schwärmten regelmäßig von ihrem Trainer. Egal welche Kritik aufkam, an Löw prallte so gut wie alles ab. Der Weltmeister-Coach hat mit seiner Art sicher zum Erfolg der DFB-Elf bei der EM beigetragen.

Jubel des DFB-Teams nach Elfmeterschießen gegen Italien. Foto: dpa-pa
Schwarze Serie gegen Italien beendetBild: picture-alliance/dpa/F. Gambarini

Gomez hinterlässt große Lücke

Die Abwehr arbeitete - egal in welcher Zusammensetzung - solide und ließ kaum gegnerische Chancen zu. Vor allem Jerome Boateng bewies einmal mehr, dass er zu den besten Verteidigern weltweit zählt. Auch mit der Nominierung von Stürmer Mario Gomez hat Löw vieles richtig gemacht. Der Angreifer spielte sein bestes Turnier für den DFB und erzielte seine Tore. Gomez war immer anspielbereit oder zog die gegnerischen Verteidiger auf sich und ermöglichte seinen Spielkameraden auf diese Weise gute Torchancen. Die Verletzung von Gomez und sein damit verbundenes vorzeitiges EM-Aus offenbarte aber auch die große Schwäche der Nationalmannschaft. Es fehlt ein adäquater Stürmer-Ersatz!

Joachim Löw redet während des Spiels gegen die Slowakei auf Thomas Müller ein. Foto: dpa-pa
So sehr sich Thomas Müller - beraten von Joachim Löw - auch mühte, es war nicht seine EMBild: picture-alliance/dpa/A. Dedert

Die oft diskutierte "falsche Neun" hat dieses Mal einfach nicht gezündet. Weder Thomas Müller noch Mario Götze konnten bei dieser Endrunde ihr ganzes Können nicht abrufen. Keiner von beiden konnte aus dem Spiel heraus einen Treffer erzielen. Gerade von Müller hatte sich das Trainerteam mehr erhofft. Doch Kritik am Bayern-Spieler zu äußern, wäre zu viel, denn Müller arbeitete wie kein Zweiter für die ganze Mannschaft. Das gleiche gilt für Mario Götze, der sicher unter seinen Möglichkeiten spielte, aber auch viele weite Wege ging und sich für die Mannschaft einsetzte. Auch Julian Draxler und Andre Schürrle hielten sich mit dem Toreschießen zurück.

Sportdirektor Hansi Flick ist gefordert

In zwei Jahren steht die nächste Endrunde an. In Russland will Löw den WM-Titel verteidigen, sofern er bis dahin noch Trainer der DFB-Auswahl ist. Einen möglichen Rücktritt wollte er nach dem Spiel gegen Frankreich nicht kommentieren. Bis 2018 hat der DFB nun also Zeit, sich des "Problems" der fehlenden Offensivpower anzunehmen. An dieser Stelle ist vor allem Sportdirektor Hansi Flick gefragt. Er muss in Zusammenarbeit mit dem Trainerteam frische Angreifer finden und sie in die Nationalmannschaft integrieren. Keine leichte Aufgabe, denn die Verantwortlichen haben lange Zeit auf die Entwicklung solcher Spielertypen verzichtet. Doch wer den Bundestrainer und sein Team die vergangenen Jahre beobachtet hat, wird feststellen, dass Löw immer wieder Lösungen gefunden hat. Nicht umsonst war das Spiel am Donnerstagabend das fünfte Halbfinale in Folge unter seiner Leitung.