Die DDR schrieb 40 Jahre Baugeschichte
Vom Wiederaufbau nach dem Krieg bis zur verschönerten Platte - die DDR-Architekten bauten, was das Land brauchte und die Einheitspartei wollte. Vielfältig und eigenständig ist die DDR-Architektur allemal.
1953: Stalinallee, Ost-Berlin
"Bereit zur Arbeit und zur Verteidigung des Friedens", steht auf diesem Schild, das 1953 an einem hölzernen Baugerüst entlang der Berliner Stalinallee hängt. Der Aufbau des sozialistischen Deutschland sollte sich auch in seinen Bauwerken wiederspiegeln. Politik und Architektur waren in der DDR nicht zu trennen. Die Stalinallee war ein Vorzeigeprojekt.
1956-1959: VEB-Strömungsmaschinen, Speisehaus, Pirna
Unter höchster Geheimhaltung errichtete die DDR in den 1950er Jahren in Pirna bei Dresden einen Entwicklungskomplex für Flugzeugtriebwerke. Für die Mitarbeiter kam ein Kantinengebäude hinzu, gebaut im Stil der Nachkriegsmoderne und ausgestattet mit einem lichten, schwungvollen Treppenhaus. Heute beherbergt das Gebäude gefragte Lofts.
1956-1958 Hauptbahnhof Postdam
Wegen der Nähe zu Westberlin wollte die junge DDR die Bahnverbindungen von Potsdam in die DDR neu organisieren. Die Lösung war ein Eisenbahnring um Berlin. So erhielt Potsdam einen neuen Etagenbahnhof, eröffnet 1958 mit einer kargen, funktionalen Empfangshalle. Noch vor dem Mauerbau 1961 wurde er Hauptbahnhof Potsdams, verlor diese Funktion aber nach der politischen Wende in der DDR.
1954/55 Frankfurt (Oder) Filmtheater der Jugend
Aus den Trümmern eines älteren UFA-Filmtheaters erwuchs Mitte der 1950er Jahre das Frankfurter Lichtspieltheater der Jugend. Später erweiterte man es zu einem Kulturzentrum. Wandbilder an der Front zeigen eine Trümmerfrau und einen Stahlwerker. Bis 1998 war das Gebäude in Betrieb. Seit dem Bau eines modernen Multiplex-Kinos verfällt das zentral gelegen Lichtspieltheater für alle sichtbar.
1969 Haus der Statistik, Ost-Berlin
Im Osten des geteilten Berlins baute sich die DDR ihre neue Hauptstadt. Spätestens ab 1957 knüpfte die DDR-Architektur wieder an die internationale Moderne an. Riesige Hochhäuser, häufig in Plattenbauweise errichtet, schossen im Zentrum in den Himmel. Vom propagierten "Sieg des Sozialismus" kündete, weithin sichtbar, auch der Fernsehturm am Alexanderplatz.
1967-69 Haus der Eletronikindustrie, Ost-Berlin
Das Haus der Elektronikindustrie und das Haus des Reisens (Mitte) gehörten zum klassischen Formenrepertoire der Ost-Moderne, mit dem die DDR ihr modernes Zentrum rund um den im Ostteil Berlins gelegenen Alexanderplatz bestückte. Beide Gebäude stehen noch heute und prägen das Stadtbild.
1969-1971: Haus des Reisens, Ost-Berlin
Das Haus des Reisens beherbergte bis zur politischen Wende die Hauptdirektion des DDR-Reisebüros und Büros der Interflug. Das Gebäude besticht durch schöne Details, etwa die Kupfertreibarbeit "Der Mensch überwindet Zeit und Raum" von Walter Womacka oder die wellenförmigen plastischen Schalen oberhalb des Sockels. Heute steht alles unter Denkmalschutz.
1970-1972 Rundkino, Dresden
Das Rundkino in Dresden, entworfen von den Architekten Manfred Fasold und Winfried Sziegoleit, sollte das Erscheinungsbild der Prager Straße auflockern. Entlang des im Krieg zerstörten Boulevards dominierten nach dem Wiederaufbau die kantigen Blockbauten. Der 20 Meter hohe Bauzylinder beherbergt zwei Kinosäle und gilt als eines der bedeutendsten Bauwerke der Nachkriegsmoderne in Dresden.
1986-1988 Musikpavillon, Sassnitz
Elegant und verspielt wellt sich ihr Betondach und gibt dieser Konzertmuschel am Strand von Sassnitz auf der Ostseeinsel Rügen eine maritime Anmutung. Der aus Binz stammende Architekt Ulrich Müther (1934-2007) hat hier ein herausragendes Beispiel ostdeutscher Bäderarchitektur entworfen. Er steht heute unter Denkmalschutz.
1983 - 1987 Nördliche Altstadt, Rostock
Nördlich der Rostocker Langen Straße begann 1983 in einem gesonderten Gebiet die Neubebauung mit der "Innenstadtplatte des Typs Baureihe 83". Die Architekten griffen auf historische Bauformen zurück. Mit etwas Phantasie fühlt man sich an die norddeutsche Backsteinarchitektur mit Giebel und Traufe erinnert. Das und mehr hat Hans Engels für seinen Bildband "DDR-Architektur" fotografiert.