Die Geisterstadt vor den Toren Berlins
Vor über zwei Jahrzehnten verließ die Rote Armee Wünsdorf. Nach dem Abzug der Truppen verfiel die größte Militärstadt auf deutschem Boden zusehends. Was ist aus Wünsdorf geworden? Ein Rundgang durch die Geisterstadt.
Leere Bahnen
Das trockene Schwimmbad Wünsdorfs wirkt wie ein Symbol für die Geisterstadt. Das Foto, aufgenommen Ende Januar 2017, zeigt das ehemalige Schwimmbecken der leerstehenden Kasernen der Roten Armee. Wünsdorf, nur knapp 40 Kilometer vom Zentrum Berlins in Brandenburg gelegen, war die größte Militärbasis der Roten Armee in Deutschland während des Kalten Krieges.
Offiziersgebäude und Auditorium
Der letzte russische Soldat verließ Wünsdorf am 9. September 1994. Es blieben bei Weitem nicht nur leere Kasernengebäude zurück. Wünsdorf umfasste fünf sowjetische Militärstädte unterschiedlicher Truppenteile. Dazu gehörten mehrstöckige Wohnhäuser, Sporthallen, Schulen, Schwimmbäder und Kinos. Insgesamt ist das Areal fast dreimal so groß wie der Berliner Tiergarten.
Nichts dringt nach außen
Die Türen des ehemaligen Theaters in Wünsdorf sind verschlossen. Obwohl das Gelände mitten im Gebiet der DDR lag, wusste kaum jemand, was in der "verbotenen Stadt" vor sich ging. Die Stadt war für DDR-Bürger strengstes Sperrgebiet.
Der Vorhang ist gefallen
Noch immer hängen Vorhänge über der Bühne im Theater von Wünsdorf. Das Theater der ehemals "verbotenen Stadt" wurde auch als Kino genutzt. Was für ein Kontrast zum eigentlichen Ort, Wünsdorf existierte nämlich schon bevor die Rote Armee dort stationiert wurde. Allerdings war der Ort nur ein großes Dorf mit kaum mehr als 3000 Einwohnern.
Propaganda darf nicht fehlen
Ein Wandbild vor der Offizierskaserne in Wünsdorf. Neben Verweisen auf die Erfolge sowjetischer Raumfahrt- und Atomtechnologie finden sich dort auch noch immer Worte des russischen Nationaldichters Alexander Pushkin: "Mein Freund, lass uns unserem Land selbst die höchsten Freuden der Seele widmen."
Lenin passt alleine auf
Noch immer wacht der kommunistische Gründervater der Sowjetunion über das Gelände. Nach dem 12. September 1990 wurde es um die Statue allerdings schnell einsam. An diesem Tag wurde der Zwei-Plus-Vier-Vertrag, benannt nach den beiden deutschen Staaten sowie Frankreich, Großbritannien, den USA und der Sowjetunion, unterzeichnet. Er besiegelte das Ende sowjetischer Militärpräsenz auf deutschem Boden.
Der Lack war schnell ab
Farbe und Tapeten blättern von den Wänden in den verlassenen Fluren und Treppenhäusern der Geisterstadt. Der Abzug der sowjetischen Truppen war der größte Rückzug einer Armee in Friedenszeiten. Und er geschah unglaublich schnell. Innerhalb von nur vier Jahren sollten 330.000 Soldaten, 208.000 Familienangehörige, 4116 Panzer und 8000 gepanzerte Fahrzeuge den Weg zurück in die Sowjetunion antreten.
Nichts ist mehr übrig
"Made in the USSR": Übrig gebliebenes sowjetisches technisches Equipment in einem Offiziersbüro. Über zwanzig Jahre nach dem Abzug der Russen ist nicht mehr all zu viel da. Das meiste, was nicht niet- und nagelfest ist, wurde demontiert oder von zahlreichen Metalldieben und Souvenirsammlern mitgenommen.
Wandel der Weltordnung
Eine alte Weltkarte in einem Offiziersbüro. Mit dem Ende des Kalten Krieges und dem Abzug der sowjetischen Truppen aus Deutschland und Osteuropa verringerte sich der russische Einfluss auf Europa. Mit der illegalen Annexion der Krim 2015 hat sich Russlands Einfluss in den vergangenen Jahren wieder merklich erhöht.