Die neuesten Kreuzfahrtschiffe
Europas Schiffbauindustrie ächzt unter Auftragsflaute und Konkurrenz aus Asien. Das Geschäft mit dem Bau von Kreuzfahrtschiffen aber brummt. Wie die Riesen der Zukunft aussehen, hat die Meyer Werft jetzt vorgestellt.
Stürmisches Wachstum
Mehr als 25 Millionen Menschen werden in diesem Jahr eine Kreuzfahrt buchen, das schätzt der Branchenverband CLIA (Cruise Lines International Association). Das wären eine Million mehr als 2016. Und da man für mehr Passagiere mehr Schiffe braucht, werden 26 neue Hochsee-, Fluss- und Spezialkreuzfahrtschiffe 2017 ihre Jungfernfahrt antreten und die Flotte der weltweit 448 Kreuzfahrtschiffe ergänzen.
Immer mehr Riesen-Kreuzfahrtschiffe
Alleine in diesem Jahr werden weltweit zwölf neue Hochseekreuzfahrtschiffe mit Platz für mehr als 28.000 Passagiere in See stechen. Jedes vierte Schiff, das 2017 fertiggestellt gestellt wird, würde von deutschen Werften oder deren Tochtergesellschaften gebaut, heißt es vom CLIA.
Die Kinderstube der Riesenpötte
Vom Boom profitieren vor allem drei große europäische Werften, die den Markt fast vollständig in der Hand haben. Das sind Fincantieri aus Italien, STX France und die deutsche Meyer Werft in Papenburg. Anfang 2016 hatte Fincantieri Aufträge für 24 Schiffe in den Büchern, darunter die MSC Seaside. 21 Schiffe baut die deutsche Meyer Werft (Foto). STX France hat Bestellungen für 12 Schiffe.
Die Nase vorn in Europa
Europäische Werften profitieren von langjährigen Erfahrungen im Bau komplexer, großer Systeme und erreichen so einen hohen Spezialisierungsgrad. Auch die Zulieferindustrie arbeitet auf höchstem Niveau. Zudem gebe es qualifiziertes Personal, so die IG Metall. Denn es reiche nicht, Ingenieure zu haben, die tolle Sachen entwickeln, man brauche auch Menschen, die die Ingenieurskunst umsetzen können.
Konkurrenz aus Japan am Ende
Zwei Wettbewerber kommen nicht aus Europa: Der 2016 gegründete Werftenverbund MV-Werften des malayischen Genting-Konzerns und der japanische Anbieter Mitsubishi Heavy Industries, der sich aber aus dem Geschäft zurückziehen will. Gut für die Meyer Werft - sie hatte bis 2013 sieben Schiffe für die Reederei AIDA gebaut. 2011 ging der Anschlussauftrag für zwei Schiffe aber zu Mitsubishi nach Japan.
Comeback der AIDA
2015 gab AIDA dann bekannt, zwei Schiffe bei der Meyer Werft in Auftrag gegeben zu haben - ein Milliardengeschäft für die Werft. Die Schiffe mit mehr als 2500 Kabinen sollen bis zum Frühjahr 2021 fertig sein. Am Dienstag (21.02.2017) stellte die Meyer Werft vor, wie die neueste Schiffsgeneration einmal aussehen soll, dabei wurde symbolisch ein Knopf zum Baustart gedrückt. (Foto: Computeranimation)
Umweltfreundlicher sollen die Neuen sein
Vor allem sollen sie mit Flüssigerdgas (LNG) fahren, um den Schadstoffausstoß zu reduzieren. Außerdem werden innovative Elektromotoren eingebaut, LED-Beleuchtung installiert, Wärme rückgewonnen und mehr Energieeffizienz angepeilt. Der Unterwasseranstrich soll den Widerstand reduzieren und es werden Materialien mit weniger Gewicht verbaut. (Foto: Symbolische Silhouette aus Schiffbaustahl)
Urlaubstraum oder Gesundheitsalptraum?
Mehr Nachhaltigkeit ist umso wichtiger, als das die schwimmenden Städte immer wieder für ihren Energieverbrauch kritisiert werden. Laut dem Naturschutzbund Nabu fahren alle Kreuzfahrtschiffe noch mit Schweröl, das etwa 100 mal mehr Schadstoffe produziert als handelsüblicher Lkw-Diesel. So ist auch die vermeidlich gesunde Meeresbrise an Deck mit Feinstaub-Partikeln aus dem Schornstein belastet.
Die Größten der Großen
66 Meter breit, über 362 Meter lang, 16 Decks und Platz für rund 5480 Passagiere und mehr als 2000 Mann Besatzung. Außerdem 20 Speisesäle, 23 Swimmingpools und einen Park mit mehr als 12.000 Pflanzen: Die "Harmony of the Seas" ist derzeit das größte Kreuzfahrtschiff. Die US-Reederei Royal Caribbean Cruises hat dafür mehr als eine Milliarde Euro an die Werft STX France hingeblättert.
Vor über 100 Jahren versunken
Im Vergleich dazu: Die "Titanic" war 269 Meter lang, hatte neun Decks und fuhr mit bis zu 2687 Passagieren und 860 Mann Besatzung.
Ein Kuchenstück für China?
Konkurrenz für Europas Werften könnte bald aus China kommen. Zur Zeit buchen jährlich rund eine Millionen Chinesen eine Kreuzfahrt - 2030 könnten es bis zu acht Millionen sein. Durchaus nachvollziehbar, wenn China auch am Boom teilhaben möchte. Im Juli 2015 gründeten Fincantieri und China Shipbuilding Corporation (CSSC) ein Joint Venture zur Entwicklung des chinesischen Kreuzfahrtmarktes.