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Dittmann: "Ein Schlag ins Gesicht"

Andreas Sten-Ziemons13. Februar 2013

Das IOC hat empfohlen, Ringen im Jahr 2020 aus dem Olympia-Programm zu verbannen. Im DW-Interview zeigte sich Karl-Martin Dittmann, der Generalsekretär des Deutschen Ringer-Bundes (DRB), schockiert.

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Wettkampf im Ringen bei den Olympischen Spielen in London 2012, einer der Kontrahenten drückt seinem Gegner die hand ins Gesicht (Foto: REUTERS/Damir Sagolj)
Bild: Reuters

DW: Herr Dittmann, geht es nach der IOC-Exekutive, dann verschwindet Ringen aus dem olympischen Programm für 2020. Was halten Sie von dieser Entscheidung?

Karl-Martin Dittmann: Diese Entscheidung ist ein Schlag ins Gesicht für uns, weil in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder andere Sportarten auf der Agenda standen, die eventuell aus dem olympischen Programm verbannt werden sollten. Es gab für uns keine Anzeichen weder beim Weltverband noch auf anderen Ebenen. Deswegen hat uns diese Entscheidung natürlich ganz schön hart getroffen.

Wie haben Sie davon erfahren?

Über die Medien. Als die Entscheidung über den Ticker lief, kamen auch direkt die ersten Anrufe.

Was bedeutet die Entscheidung für das Ringen in Deutschland?

Wir in Deutschland haben im Moment keinen großen Einfluss auf diese Verbannung. Wir müssen jetzt – und da sind wir schon dabei – Kontakt zum Weltverband aufnehmen. Bei so einer Geschichte in Richtung IOC kann immer nur der Weltverband handeln. Wir brauchen aber auch ein paar Hintergrundinformationen, was zu dieser Entscheidung geführt hat. Da gibt es einen Katalog mit 39 Kriterien, über den man sich noch einmal schlau machen muss. Anschließend muss man versuchen, gemeinsam mit dem Weltverband im Mai bei der IOC-Sitzung in St. Petersburg bei der Präsentation der einen verbannten Sportart (Anm.: Ringen) und der sieben Sportarten, die neu ins Programm möchten (Anm.: Baseball/Softball, Sportklettern, Karate, Rollschuhsport, Squash, Wakeboarden, Wushu), den Entscheidungsträgern die Bedeutung des Ringens klar zu machen. Wir sind quer durch die ganze Welt in allen Kontinenten als Sportart verbreitet. Wir sind die älteste olympische Sportart. Und eigentlich haben wir auch in London, was die Zuschauerbegeisterung angeht, wieder tolle Olympische Spiele gesehen. Je nach Gewichtsklasse war die Halle an einem Tag voller Asiaten, dann voller Amerikaner – immer mit vielen anderen Nationen gemischt. Ich denke daher, dass die Verbannung auch für viele andere Nationen ein Schlag ins Gesicht gewesen sein wird, nicht nur für uns.

Karl-Martin Dittmann, Generalsekretär Deutscher Ringerbund (Foto: privat)
Karl-Martin Dittmann, Generalsekretär des DRBBild: Privat

Sie haben die 39 Kriterien zur Bewertung der einzelnen Sportarten durch das IOC angesprochen. Dazu gehörten unter anderem TV-Quote, Ticketverkäufe, Mitgliederzahlen und Verbreitung…

Die TV-Quote kann ich nicht beurteilen, aber die Tickets für das Ringen waren in London im Grunde immer ausverkauft. Außerdem sind wir in weit über 150 Ländern der Erde verbreitet. Wir hatten auch bei den Olympischen Spielen in London Teilnehmer aus 70 oder 80 verschiedenen Nationen und das nach einem sehr anspruchsvollen Qualifikationssystem, bei dem viele Nationen auf der Strecke geblieben sind. Das zeigt die Vielfalt und die Verbreitung der Sportart und daher können das meiner Meinung nach nicht die Kriterien gewesen sein.

Können Sie schon abschätzen, was die Verbannung aus dem Olympia-Programm für finanzielle Einbußen für das Ringen in Deutschland mit sich bringen würde?

Grundsätzlich haben wir zunächst einmal die Hoffnung, dass diese Entscheidung mit der Präsentation im Mai und der endgültigen Abstimmung im September in Buenos Aires noch einmal umgedreht werden kann. Sollte es wider Erwarten doch zu einer kompletten Verbannung kommen, muss man sich ein entsprechendes Konzept überlegen, wie man dann in Zukunft überhaupt arbeiten kann. Denn wenn man nicht mehr olympische Sportart ist, bedeutet das natürlich riesengroße finanzielle Einschnitte.

Was kann der Deutsche Ringer-Bund bis zur Entscheidung im Mai noch machen, um größtmöglichen Einfluss darauf zu nehmen, dass es schlussendlich doch nicht zum Ausschluss kommt?

Wir müssen dem Weltverband zuarbeiten. Der Weltverband muss Lobby-Arbeit machen und auf die internationale Verbreitung, die hohe Anzahl der teilnehmenden Nationen bei Olympischen Spielen und die ausverkauften Hallen, sowie die tolle Stimmung, die es dort gegeben hat, aufmerksam machen.

Karl-Martin Dittmann ist Generalsekretär des Deutschen Ringer-Bundes (DRB) und leitet die Zentrale des DRB in Dortmund.

Das Gespräch führte Andreas Sten-Ziemons