1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Erinnern an Kalavryta

Felix Schlagwein
25. Januar 2019

Mit einem Konzert in Berlin erinnert der DW-Chor zusammen mit einem Chor aus Griechenland an das Massaker von Kalavryta. In dem griechischen Dorf erschoss die Wehrmacht im Dezember 1943 mehr als 700 Menschen.

https://p.dw.com/p/3CB9Z
Griechenland Kalavryta Kreuz zum Gedenken an Massaker
Bild: picture-alliance/AP Photo/P. Giannakouris

Unter dem Motto "Singen für Frieden und Versöhnung. Erinnern an Kalavryta" gibt der DW-Chor zusammen mit dem Chor der Stadt Athen drei Gastspiele in Deutschland. Nach Konzerten in Köln und Bonn findet das letzte Gastspiel am Samstag (26.01.) um 18 Uhr in der Jesus-Christus-Kirche in Berlin-Dahlem statt. Der Erlös kommt der Aktion "Alle zusammen schaffen wir das" des griechischen Partnersenders Skai zugute - und damit mittellosen Bewohnern von Kalavryta. Das Auswärtige Amt unterstützt das Projekt und den Besuch der griechischen Chormitglieder in Deutschland.

Bereits im Oktober 2016 hatte der DW-Chor den Ort des Massakers besucht und mit einem Konzert an die Verbrechen der Wehrmacht erinnert. Im selben Jahr trat der Chor um Leiterin Maja Braun unter großem Medienecho gemeinsam mit dem Chor der Stadt Athen in der griechischen Hauptstadt auf. "Unsere jetzigen Konzerte widmen wir erneut dem Gedenken an die Ereignisse in Kalavryta", sagt Maja Braun. Auf dem Programm stehen Teile des Kalavryta-Oratoriums, das der Jugend des Dorfes gewidmet ist. "Das Werk will eine Zukunft hörbar machen, in der sich Verbrechen gegen die Menschlichkeit nicht wiederholen. Es steht für Ermutigung und Wachsamkeit und zielt auf Verständigung, Vergebung und Versöhnung ab", so Braun.

Griechenland | Der DW Chor in Kalavryta
Mitglieder des DW-Chors im Holocaust-Museum in Kalavryta 2016Bild: DW/M. Braun

Wehrmacht ermordete mehr als 700 Menschen

Am 13. Dezember 1943 ermordete ein Kommando der deutschen Wehrmacht alle wehrfähigen Männer und Jungen von Kalavryta, einem Bergdorf im Norden der Halbinsel Peloponnes. Über 700 Menschen fielen dem Massaker zum Opfer. Im Anschluss brannten die deutschen Soldaten das Dorf nieder. 

"Stadt der Witwen" wird Kalavryta seither genannt. Es war eines der schlimmsten Kriegsverbrechen in Südosteuropa während des Zweiten Weltkriegs. Die Wehrmacht rechtfertigte das Massaker an Zivilisten als Vergeltungsaktion. Zuvor hatten griechische Partisanen 81 deutsche Soldaten gefangen genommen und später erschossen.

Griechenland Stadt Kalavryta
Oberhalb von Kalavryta erinnert heute eine Gedenkstätte an die Opfer des MassakersBild: picture alliance/ANE

Der Besatzung durch Nazi-Deutschland und dessen Verbündete Italien und Bulgarien fielen zehntausende Griechen zum Opfer. Im Zuge des Partisanenkrieges und der deutschen Vergeltungsaktionen wurden zwischen 60.000 und 70.000 griechische Männer, Frauen und Kinder getötet. 90 Prozent der griechischen Juden - rund 60.000 Menschen - wurden ebenfalls ermordet. Hunderttausende Menschen starben zudem an den durch die Besatzung verursachten Hungersnöten.

Diskussion um Reparationen dauert an

Die Verantwortlichen für das Massaker von Kalavryta wurden nach Kriegsende nicht zur Verantwortung gezogen. Lediglich Hellmuth Felmy, befehlshabender General für Südgriechenland, wurde 1948 bei den Nürnberger Prozessen als Mitverantwortlicher zu 15 Jahren Haft verurteilt. Er kam jedoch bereits 1951 durch eine Weihnachtsamnestie frei.

Die Debatte um Reparationszahlungen für die Besatzungszeit hält bis heute an. Eine Expertenkommission des griechischen Parlaments bezifferte den Umfang der Kriegsschäden 2015 auf mindestens 289 Milliarden Euro. Diese Forderungen bekräftigte der griechische Präsident Prokopis Pavlopoulos im Januar 2019 beim jüngsten Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel in Athen.

Griechenland, Athen: Staatsbesuch Angela Merkel und Prokopis Pavlopoulos
Bundekanzlerin Merkel beim Treffen mit Griechenlands Präsident Pavlopoulos am 11. Januar 2019Bild: Reuters/A. Konstantinidis

1961 hatte die Bundesrepublik Griechenland pauschal 115 Millionen D-Mark als "Wiedergutmachung" gezahlt. Weitere Zahlungen verweigerte sie seitdem. Klagen von Opfern wurden vom Europäischen Gerichtshof, dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag sowie vom Bundesverfassungsgericht abgewiesen.