Fortuna zwischen Euphorie und Abstiegsangst
17. August 2012Es ist gerade einmal zehn Jahre her, dass Fortuna Düsseldorf noch in der Oberliga spielte. Damals stand der Verein vor dem sportlichen und finanziellen Ruin, mehr als vier Millionen Euro Verbindlichkeiten belasteten den Klub. Doch Fortuna ließ sich nicht unterkriegen und schaffte ein kleines Wunder: Der sportliche Erfolg kehrte in die Landeshauptstadt zurück und die millionenschwere Schuldenlast wurde getilgt – Fortuna ist heute schuldenfrei. Über die Regionalliga schafften die Düsseldorfer dann innerhalb von nur fünf Jahren den Aufstieg in die Belle Etage des deutschen Fußballs. Nach 15 Jahren dürfen sich Fans und Verantwortliche nun endlich wieder auf Bundesliga-Fußball in Düsseldorf freuen.
"Noch nie gegen den Abstieg gespielt"
Fortuna-Trainer Norbert Meier, der seit 2008 für die sportlichen Leistungen verantwortlich ist, steht vor einer großen Herausforderung, denn Leistungsträger wie Sascha Rösler, Maximilian Beister oder Abwehrstratege Assani Lukimya haben den Verein verlassen. Rösler und Beister sorgten in der abgelaufenen Spielzeit zusammen für 24 Tore und waren maßgeblich am Aufstieg beteiligt. Meier musste sein Team umbauen: Mit 18 Neuzugängen übertrumpft Düsseldorf sogar die Transfer-Zahl des Wolfsburger Chef-Einkäufers Felix Magath. Trotz der großen Einkaufstour gab die Fortuna verhältnismäßig wenig Geld aus: Gerade einmal 2,1 Millionen Euro investierte der Verein in neue Spieler. "Wir werden unseren Weg des soliden und seriösen Wirtschaftens nicht verlassen", sagte der Vorstandsvorsitzende Peter Frymuth.
Der in Düsseldorf als "Königstransfer" bezeichnete ukrainische National-Stürmer Andrej Woronin soll für die Tore in der ersten Liga sorgen. Dazu kommen erfahrene Spieler wie Nando Rafael (FC Augsburg), Du-Ri Cha (Celtic Glasgow), Stefan Reisinger (SC Freiburg) und Axel Bellinghausen (FC Augsburg), mit denen die Rheinländer den Klassenerhalt schaffen wollen. "Ich habe noch nie gegen den Abstieg gespielt und will auch nie gegen den Abstieg spielen. Alle Mannschaften fangen mit null Punkten an, und wir müssen unser Bestes geben", sagte Neuzugang Woronin.
Rekord für Lambertz
Trotz vieler neuer Spieler im Kader des Aufsteigers gibt es auch eine Konstante bei Fortuna Düsseldorf: Kapitän Andreas "Lumpi" Lambertz. Der 27-Jährige spielt seit 2003 für den Klub und ist dort zu einer Kultfigur geworden. Der Mittelfeld-Spieler zeichnet sich besonders durch seinen Kampfgeist aus. Zudem schaffte es Lambertz in die Fußball-Geschichtsbücher: Als erster Spieler überhaupt machte er für denselben Verein Spiele von der Oberliga, also der vierten Liga aufwärts bis zur Bundesliga.
Norbert Meier kann sich auf Dauerläufer Lambertz verlassen. Dazu kommen noch Axel Bellinghausen und Abwehrrecke Jens Langeneke, die für die gegnerischen Mannschaften sicher unbequeme Kontrahenten sein werden. "Ich stehe für ehrliche Arbeit. Ich kann die Linie immer noch genauso rauf- und runterflitzen wie vor acht Jahren", zeigt sich Rückkehrer Bellinghausen selbstbewusst. Der 29-Jährige spielte bereits von 1998 bis 2005 für die Rheinländer und gehört zusammen mit Lambertz zu den Publikumslieblingen.
"Fans mitreißen"
Der Aufstieg in die Bundesliga euphorisierte nicht nur die Mannschaft, auch bei den Fans ist Aufbruchsstimmung spürbar. Bereits in der Vorsaison erstrahlte die Innenstadt an Spieltagen nicht selten in den Vereinsfarben Rot und Weiß. Der Dauerkartenverkauf schnellte nach dem Relegationsspiel gegen Hertha BSC Berlin in die Höhe. Mit 31.000 verkauften Jahresabonnements stellten die Düsseldorfer sogar einen neuen Vereinsrekord auf.
Damit das ausgegebene Ziel Klassenerhalt auch erreicht werden kann, muss Norbert Meier nun eine Mannschaft auf den Platz bringen, die besonders durch Teamgeist und Kampfeswillen überzeugt. "Wir werden Bayern München technisch nicht beherrschen und auch den BVB im Westfalenstadion nicht an die Wand spielen. Für uns kommt es darauf an, voll dagegenzuhalten und unsere Fans mitzureißen", betont Meier.
Mit Fortunas Hilfe
Das erste Heimspiel in der Bundesliga ist auch gleich ein echtes Highlight: Fortuna trifft im Derby auf Borussia Mönchengladbach. Einziger Wermutstropfen: Die Arena wird nicht ausverkauft sein, denn aufgrund der Vorkommnisse beim Relegationsspiel gegen Hertha BSC dürfen die Düsseldorfer nur 30.000 Zuschauer ins Stadion lassen. Trotzdem erwartet die Mannschaft eine emotionale Bundesliga-Premiere, denn so schnell will das Team von Norbert Meier nicht zurück in die Zweitklassigkeit. Das könnte funktionieren, vorausgesetzt Namensgeberin Fortuna hilft ein wenig mit.