Ebola: USA üben sich in Selbstkritik
19. Oktober 2014Die USA wollen ihre Sicherheitsvorschriften für Klinikpersonal bei Ebola-Fällen verschärfen. Ein hoher US-Gesundheitsbeamter gab am Sonntag Schwachstellen im bisherigen Umgang mit Ebola-Patienten zu. "Wir werden in Kürze neue Vorschriften haben, und sie werden weitaus schärfer sein als die jetzigen", sagte der Direktor des Nationalen Institutes für Allergien und Infektionskrankheiten (NIAID), Anthony Fauci, dem Sender CBS. In den USA war in den vergangenen Tagen massive Kritik am Umgang mit Ebola-Patienten laut geworden, nachdem sich zwei Krankenschwestern in einer Klinik in Dallas (Texas) bei einem Erkankten aus Liberia angesteckt hatten. Laut Fauci sollen die neuen Richtlinien der US-Seuchenbehörde CDC ausschließen, dass Klinikpersonal beim Ablegen der Schutzanzüge in der Nackenregion Haut- und Haarkontakt mit dem Virus haben kann.
Bildung eines mobilen Spezialisten-Teams
Darüber hinaus ordnete US-Verteidigungsminister Chuck Hagel die Bildung eines mobilen Teams von Spezialisten für Einsätze bei etwaigen künftigen Ebola-Fällen in den Vereinigten Staaten an. Wie Sprecher John Kirby mitteilte, wird die Gruppe vom Chef des US-Nordkommandos, General Chuck Jacoby, zusammengestellt und aus 20 Pflegekräften, fünf Ärzten und fünf Ausbildern bestehen, die sich im Kampf gegen Infektionskrankheiten auskennen. Das Team soll in der kommenden Woche in Fort Sam Houston (Texas) zunächst ein siebentägiges Training beginnen und dann 30 Tage lang für etwaige Einsätze ausschließlich in den USA bereitstehen, hieß es weiter. Hagel folge mit dem Schritt einem Ersuchen des US-Gesundheitsministeriums.
Kanada stellt der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 800 Ampullen eines experimentellen Impfstoffs gegen Ebola zur Verfügung. Das Mittel werde von diesem Montag an nach Genf verschifft, kündigte das Gesundheitsministerium in Ottawa an. Bisher gibt es kein zugelassenes Mittel gegen Ebola. Der Impfstoff war in zehnjähriger Arbeit in Kanada entwickelt worden und werde derzeit in den USA klinisch getestet, berichtete das "National Journal".
Kreuzfahrtschiff "Carnival Magic" wieder in Galveston
Unterdessen kehrte ein amerikanisches Kreuzfahrtschiff, das wegen Angst vor Ebola in zwei Karibik-Häfen abgewiesen worden war, in die USA zurück. Die "Carnival Magic" legte im texanischen Hafen Galveston an. Eine Frau, die als Laborleiterin in einem Krankenhaus mit Ebola-Proben in Kontakt gekommen sein soll, durfte das Schiff zusammen mit den anderen Passagieren verlassen, wie das Unternehmen "Carnival Cruise Lines" mitteilte. Demnach bestätigten Bluttests, dass die Amerikanerin nicht an Ebola erkrankt ist. Das Schiff hatte wegen der Frau, die sich an Bord freiwillig in Quarantäne befand, weder in Belize noch auf der mexikanischen Insel Cozumel anlegen dürfen. Die Kreuzfahrtgesellschaft ordnete daraufhin die Rückkehr nach Galveston an. Das Unternehmen hatte bereits am Freitag mitgeteilt, die Frau zeige keinerlei Symptome und stelle keine Gefahr für Passagiere und Besatzung dar.
Steinmeier schlägt zivile EU-Mission vor
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) brachte die Entsendung einer zivilen EU-Mission zur Bekämpfung der Epidemie in Westafrika ins Gespräch. Dies würde auch Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) ohne eigene nationale Strukturen in den betroffenen Ländern eine Plattform bieten, um medizinisches Personal zu schicken, sagte Steinmeier zur Eröffnung der Konferenz "World Health Summit" (Weltgesundheitsgipfel) in Berlin. Dort diskutieren bis zum Mittwoch mehr als tausend Teilnehmer aus Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft über aktuelle Entwicklungen in der Medizin und im Gesundheitswesen. Die Ebola-Epidemie ist in diesem Jahr ein Schwerpunktthema der Konferenz.
Die Außenminister der 28 EU-Staaten werden an diesem Montag in Luxemburg ebenfalls über die Ebola-Epidemie beraten. Kurz vor dem Treffen forderte Großbritanniens Premierminister David Cameron die EU auf, die Finanzmittel im Kampf gegen Ebola auf eine Milliarde Euro zu erhöhen. Die Niederlande schlossen sich dem an. Auf dem EU-Gipfel in Brüssel, der am Donnerstag beginnt, müsse ein "ehrgeiziges Unterstützungspaket" beschlossen werden, so Cameron. Bisher haben die EU und ihre Mitgliedsstaaten 450 Millionen Euro für den Kampf gegen die Ebola-Epidemie in Westafrika zugesagt.
sti/wl (afp, dpa, epd, rtr)