Eddy Merckx - der Kannibale ist 70
Er hat alles gewonnen, was es zu gewinnen gab - sein Hunger nach Siegen brachte ihm den Spitznamen "Kannibale" ein. Der größte Radsportler aller Zeiten feierte seinen 70. Geburtstag. Ein Rückblick in Bildern.
Vom Anfänger zum Weltmeister
Aufgewachsen als Sohn eines Lebensmittelhändlers probiert Merckx erst andere Sportarten aus: Fußball, Basketball und Schwimmen. Mit 16 Jahren bestreitet er sein erstes Radrennen. Drei Jahre später gewinnt er überraschend die Straßen-WM der Amateure. Bis heute ist er der jüngste Titelträger aller Zeiten. 1971 (Foto) holt er sich in Mendrisio schon den zweiten WM-Titel bei den Profis.
Vorstoß in andere Sphären
Beim Giro d’Italia 1969 wird Merckx wegen mutmaßlichen Dopings als Führender aus dem Rennen genommen. Grimmig entschlossen startet er bei der folgenden Tour de France. Er gewinnt sechs Etappen und hat im Ziel in Paris (Foto) knapp 18 Minuten Vorsprung auf den Zweiten. Darüberhinaus entscheidet er auch Punkte-, Bergpreis- und Kombinationswertung für sich. Ein bis heute einzigartiger Erfolg.
Bestmarke für knapp 30 Jahre
1972 schafft der Belgier im Trikot des italienischen Teams "Molteni" erneut das Double und gewinnt Giro und Tour. Im Oktober wagt er einen Angriff auf den Stundenweltrekord. In der Höhe von Mexiko City kurbelt er in 60 Minuten 49.431 Meter weit. Unter vergleichbaren technischen Bedingungen kann erst Christ Boardman diesen Rekord brechen - 28 Jahre später.
Rundfahrt-Triumphator in Italien, Frankreich, Spanien
Unbedingter Siegeswille macht aus Merckx den "Kannibalen". Als einer der wenigen Radsportler gewinnt er alle drei großen Rundfahrten. Bei der Vuelta triumphiert er 1972, die Tour gewinnt er fünf Mal. Ebenso oft gewinnt er den Giro d’Italia. Zum ersten Mal bringt er das Rosa Trikot 1968 (Foto) ins Ziel.
Der Allrounder gewinnt alles
Hunger auf Siege beschränkt sich beim "Kannibalen" Merckx aber nicht nur auf Rundfahrten. Er gewinnt Sechstage-Rennen auf der Bahn und ist bei den Eintages-Klassikern erfolgreich. Bei seinem Lieblingsrennen Mailand-San Remo ist er sieben Mal der Schnellste. Auf dem Kopfsteinpflaster bei Paris-Roubaix (Foto) lässt er das Feld drei Mal hinter sich.
Radsportheld und überführter Doper
Wie bei allen Radsportgrößen gibt es auch bei Eddy Merckx Anhaltspunkte für Doping. 1969 wurde er aufgrund bis heute nicht geklärter Manipulationsvorwürfe vom Giro ausgeschlossen. "Ich bin überzeugt, dass ich Opfer eines Komplotts war", sagte er dazu später. 1973 und 1977 (Foto von Lüttich-Bastogne-Lüttich) wird er jedoch erneut positiv getestet. 1978 beendet er seine Karriere.
Ehrung für die Legende
Anläßlich seines 65. Geburtstages widmet ihm die belgische Post 2010 eine Briefmarke. Schon vor Jahrzehnten hat ihn das belgische Königshaus in den Adelsstand erhoben. Seit 2003 ist eine U-Bahn Station in Anderlecht nach ihm benannt. In Radsportkreisen wird er von vielen trotz Dopingvorwürfen als größter Rennfahrer aller Zeiten angesehen.
Rad-Rentner im Unruhestand
Nach seiner aktiven Karriere baut Merckx eine Firma für Rennräder auf. 2008 verkauft der erfolgreiche Unternehmer die Mehrheitsanteile der Firma und lässt es ruhiger angehen. Seit 2013 muss Belgiens Sportler des Jahrhunderts einen Herzschrittmacher tragen. Als lebende Legende präsentierte er Anfang des Jahres die Strecke der Rad-WM 2016 in Katar (Foto).